Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

KCTOS: Wissen, Kreativität und
Transformationen von Gesellschaften

Wien, 6. bis 9. Dezember 2007

<<< N.T. – New Testament / Not Testified

 

Falsches Zeugnis, wahres Zeugnis
Zu Friedrich Reck-Malleczewens Tagebuch eines Verzweifelten (postum 1947) im Kontext der autobiographischen Prosa über die Nazizeit

Klaus Johann (Münster) [BIO]

Email: klaus.johann@web.de

 


 

ABSTRACT:

„(Be-)Zeugen“ ist immer generierend, und autobiographische Hervorbringungen unterschiedlichster Provenienz sind immer auch bekennendes Zeugnis, spätestens seit Augustinus’ Confessiones. Oft ist aber das, was in Autobiographien, Tagebüchern etc. erzählt wird, nur hier und nirgendwo sonst bezeugt, es ist also, streng genommen, n.t., not testified.

Friedrich Reck-Malleczewens (1884–1945) Tagebuch eines Verzweifelten (postum 1947) zählt aus verschiedenen Gründen zu den interessantesten und bewegendsten Selbstzeugnissen, die während der Nazibarbarei in Deutschland geschrieben wurden. Und doch wurde ihm verschiedentlich nachgewiesen, daß das in ihm Bezeugte nicht der Wahrheit entspricht, sondern pure Fiktion ist. Dennoch gilt Reck-Malleczewens Tagebuch zu Recht als glaubwürdiges Zeugnis, nicht zuletzt auch „beglaubigt“ durch den Tod seines Verfassers im KZ Dachau. Wir haben es hier also mit einem, zumindest in Teilen, falschen Zeugnis zu tun, das aber, im Gegensatz etwa zu Binjamin Wilkomirskis Bruchstücke (1995), dennoch „wahr“ ist.

Um dieses vielleicht auch nur scheinbare Paradoxon des wahren falschen Zeugnisses von Reck-Malleczewens Tagebuch soll es in meinem Beitrag gehen, auch im Kontext anderer Tagebücher und Autobiographien aus der resp. über die Nazizeit.

 


 

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