|
<<< Die Zukunft der Hochschule
Zur Problemen der Eurointegration und Besonderheiten der geisteswissenschaftlichen Hochschulbildung
Samvel Karabekyan (Staatliche Universität Eriwan, Armenien)
Email: samvelk@ysu.am
ABSTRACT:
Die Unifizierungs- und Universalisierungsnotwendigkeit der Hauptparameter bei der Organisation der Hochschulbildung im sogenannten europäischen Hochschulraum (European Higher Education Area – EHEA), bekannt als Bolognaprozess, kann an sich kaum in Zweifel gestellt werden, da diese von den sozial-ökonomischen Realien der modernen Welt diktiert sind. Zugleich sollte man zugeben, dass die Hochschulausbildungsreform, wie jede Windung des technologischen bzw. des sozialen Fortschritts, die eine wieder entstehende Struktur bezeichnet, nicht nur angesammelte Probleme löst, sondern auch neue Probleme schafft, welche nur ihr eigen und nur aus den Besonderheiten ihres Funktionierens entspringen.
Vor diesem Hintergrund entstehen die meisten Probleme genau auf dem Gebiet der geisteswissenschaftlichen Hochschulausbildung, weil gerade dieses Wissensgebiet infolge der Besonderheiten des Studiumsobjektes am wenigsten operativ auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes zu reagieren und sich den Forderungen der Universalisierung zu unterwerfen befähigt ist. In diesem, in der Regel wenig technologisierten Wissensgebiet überwiegt die Tendenz zum Konservatismus, da die Objektstruktur auf den ethno-kulturellen Werten gegründet ist, welche den schnellen Veränderungen am wenigsten unterworfen sind und sich den Problemen der nationalen Identität verschließen.
Doch ob dies ein unlösbares Hindernis für den wirksamen Einschluss der Geisteswissenschaften ins System der globalen Umgestaltungen ist? Zuerst kann der allgemeine und für den Reformenlauf charakteristische „Standardisierungshintergrund“, welcher aus der Angleichungs- und Annerkennbarkeitslogik der Qualifikationen entspringt, die Struktur der geisteswissenschaftlichen Hochschulausbildung hinsichtlich einer größeren Dynamik und Konkurrenzfähigkeit positiv beeinflussen. Die letzte Tatsache wird seinerseits eine größere Flexibilität der Lehrgänge und Programme, die den Studenten angeboten werden, auslösen.
Zweitens, wird die Suche nach Anpassungsformen an die neuen Realien der Hochschulbildung die Entstehung der Programme, die sich im Grenzbereich des Geistes-, Natur- und technischen Wissenschaft befinden, beschleunigen. Derartige Interfachprogramme, außer dem positiven Impuls für die Entwicklung der Geistesdisziplinen, sind von besonderer Wichtigkeit hinsichtlich der Erhöhung der sog. „Geisteskomponente“ des High-Techs und der Senkung der sozialen-psychologischen und kulturellen Risiken, die den technologischen Fortschritt begleiten.
Die Probleme der Geisteswissenschaften, die im Kontext der „ökonomischen“ Determiniertheit der Hochschulbildungsreform entstehen, dienen als eine Art „Lackmuspapier“, das auf die Abwesenheit der gebührenden Flexibilität und Breite im Format der durchgeführten Reformen hindeutet, und legen eine Eintragungsnotwendigkeit zum Berichtigen fest, damit die Geisteswissenschaften die Aufgaben des ganzen Spektrums der Wissensgebiete, die im System der Hochschulbildung eingesetzt sind, wirksam bedienen können.
|