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Der RING als Symbol der Auserwähltheit im Intellektuellendiskurs der Weimarer Republik
Claudia Kemper (Universität Hamburg, Historisches Seminar) [BIO]
Email: kemper@zeitgeschichte-hamburg.de
ABSTRACT:
Ein Symbol ist immer konkret, das vom Symbol Darzustellende hingegen abstrakt. Der Versuch das Abstrakte konkret erfahrbar zu machen gehört zu den Grundlagen publizistischen, literarischen und politischen Handelns. Besonders stark wirkt dieses Anliegen in „Augenblicken sozialer Desorganisation, in denen die Gehäuse der Tradition zerfallen“ und schließlich „Verhaltenslehren gebraucht [werden], die Eigenes und Fremdes, Innen und Außen zu unterscheiden helfen“ (Helmuth Lethen). Am Beispiel rechter Intellektuellenzirkel der Weimarer Republik soll dieses Anliegen für eine Zeit beschrieben werden, in der die Suche nach Halt und Form zu den wesentlichen Kennzeichen des gesellschaftlichen Diskurses gehörte.
Für eine der vielen Gruppierungen innerhalb der radikalkonservativen und republikfeindlichen Intellektuellenzirkel, der RING-Bewegung, formulierte Arthur Moeller van den Bruck den Leitsatz: „Der RING soll unsere Geschichte dort geistig aufnehmen, wo sie geistig abbrach.“ Das Referat geht, am Beispiel der RING-Bewegung, den Kommunikationsmustern und publizistisch-literarischen Mustern rechter Intellektuellenzirkel während der Weimarer Republik und ihrer Selbststilisierung als vorbereitende Elite einer nationalen Erneuerung nach. Das Symbol des RINGES wird dabei immer wieder als Konkretion der Verbundenheit und Auserwähltheit auftauchen, die von den Zirkeln – ein bekanntes Beispiel ist der George-Kreis – propagiert wurden. Es wird gezeigt, dass der zunächst auf Künstler und/oder Intellektuelle beschränkte Diskurs im Verlauf der Weimarer Republik zum tragfähigen Zeitgeist avancierte, der erheblich zur Radikalisierung der politischen Kultur insgesamt beitrug. Die Vorstellung von der ringförmigen, geschlossenen Verbundenheit und vom feindlichen Außerhalb untergrub die kommunikative Politik und wurde zu einer der Grundlagen des politischen Kampfes in der Weimarer Republik.
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