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Entwicklung eines Instruments zur Messung der Persönlichkeitsvariablen „Zeitnot“ / Development of a personality questionnaire for measuring time urgency
Florian Klapproth [BIO] / Yvonne Strack [BIO] (Technische Universität Berlin)
Email: klapproth@gp.tu-berlin.de und yve@my-torso.de
ABSTRACT:
In das Bild unserer Gesellschaft der Gegenwart scheint der Mangel an Zeit fest eingebaut zu sein. Betrachtet man zum Beispiel die Werbung, fällt auf, daß der Zweck einer großen Anzahl von Produkten darin besteht, möglichst viel Zeit zu sparen. Man gewinnt den Eindruck, es gäbe für jede Person ein sehr geringes Kontingent an Zeit und eine so große Fülle von Handlungen, die sie ausführen müsse, daß es unbedingt notwendig sei, alles so schnell wie möglich zu erledigen. Trifft diese Sichtweise aber auf jedes Individuum in unserer Gesellschaft zu? Sind wir alle ständig bestrebt, alles so schnell wie möglich zu tun, um möglichst viel Zeit zu sparen? Und in welchen Verhaltensweisen äußert sich dieses Bestreben? Aus den Überlegungen, wie man der Beantwortung dieser Fragestellung näher kommen könnte, entstand die Idee, einen Fragebogen zu entwickeln, mit welchem es möglich ist, das Ausmaß der Zeitnot im Sinne einer Persönlichkeitsvariablen zu messen. Folgende Definition von Zeitnot lag dem Untersuchungsvorhaben zugrunde: Zeitnot soll das Ausmaß bezeichnen, in welchem eine Person ihr Verhalten im Sinne der Zeitersparnis ausrichtet, und sie darunter leidet, wenn sie subjektiv einen Zeitverlust erlebt oder erwartet.
Der Fragebogen umfaßt 19 Items im dichotomen Antwortformat mit den Antwortalternativen „trifft zu“ und „trifft nicht zu“. Zur Ermittlung der Item-Kennwerte (Schwierigkeit, Trennschärfe) wurde eine Stichprobe von 107 Personen herangezogen. Faktorenanalytisch konnten Anhaltspunkte für vier Dimensionen des Konstrukts gefunden werden. Die Dimensionen wurden interpretiert als Terminierung (Beispiel-Item: „Wenn ich etwas mache, nehme ich mir vor, es in einer bestimmten Zeit zu schaffen.“), Ungeduld (Beispiel-Item: „Am Bankautomaten werde ich leicht ungeduldig.“), Frustration nach Nichteinhalten des Plans (Beispiel-Item: „Ich ärgere mich, wenn ich nicht alles schaffe, was ich mir vorgenommen habe.“) und Eile (Beispiel-Item: „Ich habe es meistens eilig.“). Die internen Konsistenzen der entsprechenden Subskalen lagen zwischen .69 und .86 (M = .75).
Today society seems to suffer from the lack of time, as every person has to do his or her activities in a limited frame of time. But is this kind of time urgency valid for any single person? Do we all permanently strive for working as fast as possible in order to save time? And which behaviour reflects this effort most reliably? To get a sufficient answer, we developed a German-language personality questionnaire with which time urgency—conceptualized as a personal trait—can be assessed. Time urgency was measured on both a behavioural and an emotional level. On the behavioural level, time urgency should be indicated by behaviour which primarily serves for saving time; on the emotional level, people being high on time urgency should suffer from the expectation or the experience of a loss of time.
The questionnaire contains 19 dichotomous items. A sample of 107 participants served for determining the item statistics (the difficulty index and the discriminatory power of the items) which helped decide whether or not the test is good. Factor analysis yielded four independent factors which were interpreted as scheduling (such as “If I do something, I want to do it within a limited time frame.”), impatience (such as “At the cash dispenser I easily get impatient.”), frustration after abandoning a plan (such as “I get angry when I fail to do what I planned to do.”), and urgency (such as “Mostly I am in a hurry.”). The internal consistencies of the four sub-scales were between .69 and .86 (M = .75).
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