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Plagiat oder Intertextualität?
Zur literarischen Beziehung zwischen Klaus Schlesinger und Peter SchneiderAstrid Köhler (Queen Mary College, University of London) [BIO]
Email: A.Kohler@qmul.ac.uk
ABSTRACT:
In Peter Schneiders essayistischer Erzählung Der Mauerspringer von 1982 gibt es eine Figur namens Pommerer: Ostberliner Schriftstellerkollege des Erzählers mit „Khakihemd, Armeejacke, Cordjeans, schulterlange(m) Haar“, wohnhaft in einem Hochhaus in der Leipziger Straße. Er ist es, der die dritte und die fünfte ‚Mauerspringergeschichte’ erzählt und den Erzähler soweit wie möglich an seinem Leben im Osten Berlins teilhaben lässt. Wer sich unter den DDR-Literaten auskennt, weiß, wer gemeint ist: Klaus Schlesinger. Eine der Geschichten, die Schneiders Erzähler damals in Pommerers Umfeld gehört hat, findet sich später ausführlich in Schlesingers Sache mit Randow (1996) wieder und die im Mauerspringer geführte Diskussion um das Verhältnis von „Ich“ und „Staat“ wird in Schlesingers Roman Trug (2000) fortgesetzt. Weit weniger markiert, aber umso intensiver scheinen Schlesingers Texte und Vita in Schneiders Paarungen (1992) und Eduards Heimkehr (1999) eingegangen zu sein.
Nun ist bekannt, dass die beiden befreundet waren, und Schlesinger erwähnt Schneider öfters in seinen autobiografischen Äußerungen. Schneider aber nennt Schlesinger nie, auch nicht, wenn er über die ihm bekannten DDR-Autoren schreibt. Literarisch haben wohl beide voneinander profitiert, aber der eine (Schneider) mehr vom anderen (Schlesinger) – so jedenfalls stellt sich mir das bisher dar. Und so möchte ich in meinem Vortrag dem komplexen Verhältnis zwischen Plagiat und Intertextualität zwischen beiden Autoren nachgehen.
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