Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

KCTOS: Wissen, Kreativität und
Transformationen von Gesellschaften

Wien, 6. bis 9. Dezember 2007

S E K T I O N E N

 

Verrechtlichungsprozesse von Kunst und Literatur in der Wissensgesellschaft

Sektionsleiter/Vorschläge, Abstracts an:

Claude D. Conter (München, LMU Institut für deutsche Philologie) [BIO]

Email: claude.conter@germanistik.uni-muenchen.de

 
ReferentInnen / Speakers   >>
 

ABSTRACT:

In Bezug auf den kulturellen Ort der Literatur und der Künste in der Wissensgesellschaft ist in letzter Zeit vermehrt außer der Bedeutung kunstexterner Wissensbestände für die Interpretation von Kunstwerken auch auf die mediengeschichtlichen und epistemologischen Bedingungen der Literatur- und Kunstproduktion hingewiesen worden. Weniger präsent, wenngleich durch die Law and Literatur-Bewegung im angloamerikanischen Bereich angeregt, ist die Tatsache, dass die Literatur- und Kunstproduktion sowie öffentliche Debatten zunehmend vor dem Hintergrund rechtlicher Fragestellungen diskutiert werden.

Die große Anzahl an Gerichtsprozessen wegen Verstoßes gegen das Persöhnlichkeits- oder das Urheberrecht, Diskussionen um das ästhetische Potenzial von Kunst zwischen Blasphemie und anderen Tabubrüchen (Gewalt, Pornographie), Anklagen wegen Verfassungsverstößen sowie Plagiatsfällen haben die Schlagzeilen in den letzten Jahren bestimmt, ohne dass die Tendenz der zunehmenden Verrechtlichung der Literatur und Kunst aus wirtschaftlichen oder persönlichen Gründen genauer analysiert worden wäre. Die Frage nach den juristischen Voraussetzungen des literarischen Feldes ist deshalb von Bedeutung, weil der Verrechtlichungsprozess nicht zuletzt als Symptom außerkünstlerischer Wissensregulationen mit unabsehbaren Folgen für das Verständnis von Literatur und Kunst als Wissenstransformationsmedium gesehen werden muss. Die Fragestellung zielt letztendlich auf die möglichen und erfolgten Auswirkungen juristischer Diskurse auf die Festschreibung ästhetischer Programme.

Die Vorträge in dieser Sektion sollen sich – auch unter historischen Gesichtspunkten - mit dem Verrechtlichungsprozess beschäftigen, der in den letzten Jahren an Intensität zugenommen hat. Beiträge zu Einzelstudien (Gerichtsfälle) sind ebenso willkommen wie Studien über Entwicklungen. Es versteht sich von selbst, dass rechtswissenschaftliche Beiträge ebenso erwünscht sind wie literatur-, kunst- und kulturgeschichtliche und –theoretische. Es geht dezidiert nicht um Beiträge, in denen literarische Verhandlungen von Recht thematisiert werden (Law-in-Literature), sondern ausschließlich um literatursoziologische und rechtliche Fragestellungen über das Recht als Steuerungs- und Strukturierungsinstrument literarischer- und künstlerischer Produktion und über die Folgen der zunehmenden Kodifikation von Literatur und Kunst für die Bewertung ihres kulturellen Ortes in der Gesellschaft. Kulturpolitische Überlegungen würden sich hier anschließen.

  • Vorträge u.a. zu folgenden Themen
  • Literarische Persönlichkeitsrechtsverletzungen
  • Literatur, Kunst und Blasphemie
  • Plagiat / Fälschung
  • Verbotene Literatur/Kunst – verbotene Autoren/Künstler
  • Gewalt und Literatur
  • Literarische und künstlerische Blasphemie
  • Tabuverletzungen (Beispiele)
  • Ändert sich das Schreiben/künstlerische Schaffen nach einer Verurteilung?
  • Biographische Brüche und literarische Skandale
  • Ästhetische Bedingungen des Tabubruchs
  • Rechtsverstöße als Erfolgsstrategie im literarischen Feld
  • Wie verändern sich die Rechtsvorstellungen durch Urteile über literarische Persönlichkeitsrechtsverletzungen, Blasphemie usw. ?
  • Die Kunstautonomie im Konflikt mit dem Rechtssystem

 

 

ReferentInnen / Speakers / Orateurs

  • Kunstfreiheit versus Recht?
    Die Auseinandersetzung um Johannes R. Becher in der Weimarer Republik (1925–1928)
    Michael Ansel (München)
    ABSTRACT

  • Unfreiwillige Politisierung der Literatur –
    Rechtsverstoß als Erfolgsstrategie im politischen Feld, oder: Rabener und Gellert als Opfer eines sächsisch-patriotischen Verlegers
    Johannes Birgfeld (University of Oxford)
    ABSTRACT

  • Fall-Beispiel“ Nekromantik 2 oder: Film als Straftat?
    Zum brisanten Verhältnis von Film-Kunst-Gesetz
    Jörg von Brincken (LMU München)
    ABSTRACT

  • Verhandlung und Reflexion: Tabu(rück)bildung zwischen Literatur und Kultur
    Anja Gerigk (LMU München)
    ABSTRACT

  • Doderer auf dem Weg zu Fichtes "schwulem Erfolg": Baustein oder Stolperstein?
    Robert Gillett (Queen Mary College, University of London)
    ABSTRACT

  • Plagiat oder Intertextualität?
    Zur literarischen Beziehung zwischen Klaus Schlesinger und Peter Schneider
    Astrid Köhler (Queen Mary College, University of London)
    ABSTRACT

  • Die Relevanz des Urheberpersönlichkeitsrechtes für den Urheber und für eine politisch offene Gesellschaft
    Josephine Papst (Zentrum für transdisziplinäre Kognitions- und Staatswissenschaften Graz)
    ABSTRACT

  • Mit Recht sich andere Texte aneignen: Heiner Müller zitiert Bertolt Brecht zu recht
    Nils Plath (Universität Osnabrück)
    ABSTRACT

  • Literaturkonflikte in der Öffentlichkeit
    Tasos Zembylas und Claudia Dürr (Universität für Musik und darstellende Kunst Wien)
    ABSTRACT


Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

KCTOS: Wissen, Kreativität und
Transformationen von Gesellschaften

Wien, 6. bis 9. Dezember 2007