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Reisen als Initiationsweg. Eine afrikanische Lektüre von Herrmann Hesses Roman Siddharta
Noel Kouagou (Universität Bayreuth) [BIO]
Email: noel_kouagou@yahoo.de
ABSTRACT:
Ziel meines Beitrags ist, aus afrikanischer Sicht die Begegnung zweier Kulturwelten – der europäischen und der orientalischen – zu dokumentieren und ihr Begegnungsfeld zu erforschen:
- Deutschland als Herkunftsland des Autors von Siddhartha bzw. die deutsche Sprache als europäische Kultur Hermann Hesses;
- Der Orient im Allgemeinen und Indien im Besonderen als Bezugssphäre des Romans Siddhartha, oder die orientalische Kultur als begehrenswerte Alternative zur westlichen dekadenten Kultur um die Jahrhundertwende;
- Afrika als Heimat des Untersuchenden bzw. des Verfassers dieser Arbeit, insbesondere die afrikanische Kultur als Identitätsreferenz für einen Germanisten, der Hesses Werke über den Orient liest und untersucht.
In der Tat ist Siddhartha ein deutscher Roman über Indien. Hesse selbst bezeichnet ihn als „Indische Dichtung“. Mein Beitrag will nicht nur diese beiden Aspekte (deutsch/indisch) hinterfragen, sondern auch den afrikanischen Blick hinein projizieren. Daraus ergeben sich drei Dimensionen dieser Untersuchung:
- einerseits der deutsche Autor Hesse, der hier als Subjekt fungiert und seine subjektiven Indienerlebnisse verarbeitet;
- andererseits das Land Indien bzw. seine Kultur, die hier als Objekt betrachtet und verarbeitet wird;
- und schließlich der fremde Blick des außenstehenden und forschenden Afrikaners, der versucht, das Subjektive des Vorgangs zu objektivieren. Das Subjektive erscheint hier als die Archetypen und Symbole, die der Autor unbewusst verwendet und die einen Initiationsvorgang versinnbildlicht.
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