|
Das ideologische Element der Methodologie zur Instrumentalisierung (absoluter) methodologischer Standards am Beispiel Milton Friedmans „Angriff“ auf den Keynesianismus
Michael G. Kraft [BIO]
Email: Michael.Kraft@gmx.at
ABSTRACT:
Die wissenschaftstheoretische Debatte des 20. Jahrhunderts war bestimmt von der Vorstellung mittels eines wissenschaftlichen Abgrenzungskriteriums einen Leitfaden zu vermittelten, wie Wissenschaft betrieben werden soll, damit sie den Kriterien der Wissenschaftlichkeit genüge tut und man „guter“ von „schlechter“ Wissenschaft unterscheiden könne. Es gilt zu zeigen, dass eine derartige (wertfreie) Sichtweise der Methodologie und deren Anspruch als Abgrenzungskriterium zu fungieren, zu kurz greift, da die Wahl der Methode auf einer Metaebene ein Werturteil darstellt und in einem Absolutheitsanspruch andere Positionen als unwissenschaftlich ausgrenzt. Dieser Ausgrenzungsanspruch impliziert ein ideologisches Element in der Methodologie.
Dabei erscheint die ökonomische Wissenschaft aufgrund ihrer Stellung als Sozialwissenschaft und historischen Entwicklung besonders interessant, da die moderne Volkswirtschaftslehre sich seit den 1870er Jahren am Leitbild der „harten“ Naturwissenschaften orientiert hatte, in der Hoffnung mit deren Methoden eine sichere Basis für wissenschaftliche Erkenntnis festzulegen. Von Bedeutung ist hierbei, dass in der Ökonomie wissenschaftliche Erkenntnisse eng an wirtschaftspolitische Empfehlungen geknüpft sind und auf diesem Wege auf den Untersuchungsgegenstand rückwirken. Folglich kann in der ökonomischen Wissenschaft, deren Ergebnisse unmittelbar auf gesellschaftliche Anwendung abzielen und damit bedeutenden Einfluss auf Macht- und Ressourcenverteilung haben, keineswegs von einer desinteressierten Wissenschaft gesprochen werden.
Am Beispiel der von Milton Friedman vorgelegten methodologischen Neuorientierung der ökonomischen Wissenschaft in seinem Essay von 1953 „The Methodology of Positive Economics“ soll die Instrumentalisierung methodologischer Standards zur Begründung gesellschaftlicher Machtpositionen und Verteidigung einer bestimmten Gesellschafts- bzw. Wirtschaftsordnung herausgearbeitet werden. Es gilt zu zeigen, dass Friedman die normative Dimension der Methodologie derart instrumentalisiert, um konkurrierende theoretische Ansätze als wissenschaftlich widerlegt auszuweisen und damit einhergehend die Überlegenheit des eigenen Forschungsprogramms als auch seiner Gesellschaftsvorstellungen zu begründen. Entgegen der Vorstellung einer kontinuierlichprogressiven Wissenschaftsentwicklung, soll auf die Wechselwirkungen zwischen moralischen Gesellschaftsvorstellungen und scheinbar objektiver Wissenschaft als auch die impliziten Werturteile hingewiesen werden.
|