Neoliberalismus ist nicht nur eine Richtung in der ökonomischen
Theorie, sondern ein umfassendes Kulturprojekt, bei dem es um den Primat
der Ökonomie vor dem Staat geht und eine umfassende Ökonomisierung
aller Lebensbereiche angestrebt wird. Der Neoliberalismus als Kultur-Projekt
hat sich, so die These, in einem Kultur-Kampf durchgesetzt. Gesellschaftlich
geht es vor allem um die Produktion von Bildern über die Wirtschaft
in den Köpfen von Menschen. Zu fragen ist nach der Wechselwirkung
dieser Bilder mit jenen, die in ökonomischen Theorien implizit
enthalten sind.
Kulturgeschichtliche Fragen:
1. auf der Ebene der gesellschaftlichen Produktion von Bilder
Welche Bilder der Wirtschaft bzw. des Wirtschaftens besitzen Menschen
heute? Wie kommt es, dass neoliberale Wirtschaftspolitiken so selbstverständlich
geworden sind, dass sie kaum noch hinterfragt werden können? Wie
werden kollektiv die "Grundtatsachen" konstruiert, was Wirtschaft
ist und was sie in ihrem Kern zusammenhält, aus und wie entstehen
sie? Welche "Trägerschichten" tragen und fördern
das neoliberale Kultur-Projekt?
2. auf der Ebene der Theorie
Wie ist es zum „neoliberalen Turn“ in der Wirtschaftstheorie
gekommen? Lässt sich für das neoliberale Kultur-Projekt eine
Anfangsphase festmachen? Welche Symbolproduzenten (wie Theoretiker,
Think-Tanks, Medien…) haben wichtige Beiträge geliefert?
Wie wurden diese medial vermittelt? Wie konnten sie in das Zentrum gesellschaftlicher
Diskurse rücken? Haben sich in bestimmten Medien Bilder und Metaphern
über die Wirtschaft während der letzten zwanzig Jahren signifikant
verändert? Welche Rolle haben dabei ökonomische Theorien und
ÖkonomInnen gespielt?