Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

KCTOS: Wissen, Kreativität und
Transformationen von Gesellschaften

Wien, 6. bis 9. Dezember 2007

<<< Repräsentation von Transformationsprozessen in der Gegenwartsliteratur


 

Schwirrende Bergeinsamkeit und flimmernde Computerbilder
Christoph Ransmayrs Roman Der fliegende Berg (2006) als Beispiel für narratorische Inszenierungen von gesellschaftlichen Transformationsprozessen in der Gegenwartsliteratur

Stefanie Kreuzer (Hannover / Deutschland) [BIO]

Email: Stefanie.Kreuzer@germanistik.uni-hannover.de

 


 

ABSTRACT:

Im Kontext des Sektionsthemas »Repräsentation von Transformationsprozessen in der Gegenwartsliteratur« bietet sich eine Einzeltextanalyse zu Christoph Ransmayrs aktuellem Roman Der fliegende Berg (2006) an. Die erzählte Welt ist in diesem Text gegensätzlich gestaltet: Auf der einen Seite steht eine hochtechnisierte, über Satellitenbilder minutiös kartographierte und in Echtzeit weltweit über das Internet am Computer zu beobachtende Welt, aus der die Protagonisten, ein ungleiches irisches Brüderpaar, stammen. Auf der anderen Seite steht eine ethnisch fremde, klimatisch und geographisch extreme Bergwelt im Himalaya mit einem dem Anschein nach trotz allem noch unbekannten Berg. Dieser ist das Ziel der beiden irischen Extrembergsteiger.

Die Frage der Sektion, wie sozialpolitische und kulturelle Transformationsprozesse in der gegenwärtigen Literatur repräsentiert werden, ist indes nicht allein für die Handlungsebene, die ›histoire‹, interessant, sondern überdies auch für die Darstellungsebene des ›discours‹. Eine sprachliche Besonderheit des Romans besteht nämlich in der lyrischen Ausdrucksweise, die graphisch durch den Flattersatz betont wird. Gattungstypologisch zeichnet sich dadurch eine Hybridisierung zwischen lyrischem und epischem Stil ab. Diese spezielle Schreibweise steht im Zeichen einer betonten Subjektivierung und Individualisierung der narratorischen Mittel, die unter anderem dazu eingesetzt werden, um existentielle Erfahrungen mitteilbar zu machen.

Im Vortrag gilt es die genuin literarischen Repräsentationsformen zu untersuchen, mit denen die Ambivalenz der erzählten Welt(en) in Ransmayrs Roman Der fliegende Berg – sowohl auf der Ebene der ›histoire‹ als auch auf der Ebene des ›discours‹ – konstituiert wird. Beachtenswert in diesem Kontext ist, dass gerade in einer Zeit des weltweiten rapiden technischen Fortschritts offenbar auch nach individuellen Rückzugs- und Erlebensfreiräumen gesucht wird. Dies ist eine Tendenz, die – entsprechend Pierre Bourdieus Zuweisung symbolischer Sichtbarmachung von »Weltsicht« durch literarische Texte – durchaus eine Wende, ein Umdenken und Einhalten in unserer kulturellen Entwicklung andeuten könnte.

 

 


Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

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Wien, 6. bis 9. Dezember 2007