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„Alle Bäume erzählen es“ – Japanische Natur und europäische Perspektive in Max Dauthendeys Die Acht Gesichter am Biwasee (1911)
Michael Mayer (Bayreuth) [BIO]
Email: deichwind@web.de
ABSTRACT:
Das Werk des impressionistischen Dichters Max Dauthendey vereint zahlreiche fremdkulturelle Einflüsse. Der Kurzgeschichten-Zyklus Die Acht Gesichter am Biwasee. Japanische Liebesgeschichten thematisiert das Zusammenleben von Menschen und Natur in Japan. Die Natur erfährt in diesen Texten eine Darstellung, die in der deutschen Literatur zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht zu finden ist. Bäume und Seen haben eigene Gesichter und sind als eigenständige Charaktere aufzufassen. Die Figuren stehen noch in einem Dialog mit der Natur, was in Europa kaum denkbar ist.
Der „Biwasee“ als zentraler Ort der Handlung fungiert dabei auch als Katalysator für verschiedene Handlungsstränge. So überführt der „Biwasee“ den Protagonisten Kiri aus seinem armen Fischerleben in den Stand eines Samurais.
Aber nicht nur die Darstellung und Funktion der Natur machen diese Texte interessant. Zentral erscheint vor allem die Erzählperspektive, aus der diese Japanischen Geschichten geschildert werden. Die handelnden Charaktere in den Geschichten sind Asiaten, während die Europäer nur schemenhaft bleiben. Dabei muss berücksichtigt werden, dass die asiatischen Charaktere und die Geschehen dennoch – aufgrund des deutschen Autors – aus einer europäischen Perspektive dargestellt werden.
Der Vortrag möchte ausloten, ob in Bezug auf die Naturdarstellungen von einem japanischen Einfluss auf die Erzählkonzeption gesprochen werden kann und worin dieser besteht. Darüber hinaus soll analysiert werden, ob sich der Erzähler als Europäer zu erkennen gibt und somit die vermeintlich objektive Japan-Darstellung bricht. Der Vortrag wird sich auf dieses textimmanente Verhältnis von japanischem Einfluss und europäischer Erzählperspektive konzentrieren.
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