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Unbegrabene(?) Mythologie
Diana Nemeh (Karoli Universitaet der Reformierten Kirche, Budapest)
Email: nemehd@freemail.hu | nemeh.diana@gmail.com
ABSTRACT:
Nach der Legende war Attila, der hunnische Fürst, mit seinen Schätzen in einem geheimen Grab begrabt worden, und alle, die von diesem Geheimnis wussten, wurden getötet. Diese Art der Bestattung war für die Beerdigungstraditionen von mehreren Völkern charakteristisch. Die im Grab beigesetzten Gegenstände, die das Leben des Toten im Jenseits erleichterten, gerieten durch den Akt der Zeremonie in einen sakralen Kontext, und die Erinnerung der Nachfahren versah sie oft mit magischer Macht. Die begrabenen, mit magischer Kraft ausgestatteten oder gerade durch dieser Kraft geschützten Schätze, die seinem Finder Macht zukommen lassen, liegen mehreren mythischen Geschichten, literarischen Texten oder Filmen zugrunde.
In dem Roman von Gyula Krúdy, Der Schatz von König Etel, bedeutet dieser Schatz nicht die Hilfe der jenseitigen Kräfte, dennoch ist seine Aufgabe die Zukunft zu sichern. Auf der Basis der hunnisch-ungarischen Verwandtschaft verbindet der Autor den Akt der Landnahme mit dem Versuch, den Schatz zu finden, und durch die Wiederholbarkeit des historischen Ereignisses wird die Landnahme ein Ritual von der Landrettung. Im Lebenswerk von Krúdy spielen die Traumdeutung, die völkische Tradition und Aberglauben bzw. der Marienkult eine wichtige Rolle. Im Roman Der Schatz von König Etel verbinden sich diese Motive und sie werden mit den Details der alten, heidnischen Glaubenwelt der Ungarn ergänzt, wodurch sie die Funktion von einander gegenseitig beeinflussen. Im Mittelpunkt meiner Forschung stehen die Funktionswechsel des Schatzes und die Funktion und das Verhältnissystem der verschiedenen sakralen Traditionen.
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