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Ingeborg Bachmann als Übersetzerin von Ungaretti
Gustav-Adolf Pogatschnigg (Bergamo)
Email: gustav-adolf.pogatschnigg@unibg.it
ABSTRACT:
Im Gesamtwerk von Ingeborg Bachmann nimmt die übersetzerische Tätigkeit einen relativ kleinen Raum ein. Und doch gehört die Dimension des Sprachkontakts (im weitesten Sinn des Wortes) zu den entscheidenden biografischen und poetologischen Voraussetzungen der Bachmann. Dies belegen ihre Anmerkungen zum slawisch-germanisch-romanischen „Dreiländereck“ als Ort der kulturellen und sprachlichen Begegnung - erste Eindrücke, die später und erweitert um die Erfahrung der Italienjahre, literarisch verarbeitet werden, vor allem in Simultan.
Im Zentrum meines Beitrags stehen Überlegungen zur Übersetzung als poetologisches und ethisches Axiom, zu dem sich die Dichterin in verschiedenen Kontexten konkret geäußert hat: „Übersetzen ist die erste Pflicht, auch wenn sie nicht in die Charta der Menschenrechte aufgenommen ist.“
Es geht also nicht primär um eine Übersetzungskritik an Bachmanns Ungaretti-Versionen. Allerdings können der exemplarische Blick aufs Detail und der Vergleich mit Paul Celans und Hilde Domins Ungaretti-Versionen Aufschluss geben über Bachmanns spezifische „Übersetzermaxime“ als aneignende Vermittlung von kulturellem Wissen, wie sie etwa im Kommentar zur Übersetzung des Ungaretti-Wortes „Allegria“ besonders deutlich zum Ausdruck kommt.
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