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Wieder gelesen: Zur ungebrochenen Aktualität Moscas und Paretos in der Elite-Diskussion
Hilke Rebenstorf (Universität Hildesheim) [BIO]
Email: rebensto@uni-hildesheim.de
ABSTRACT:
Mosca und Pareto, die beiden Väter der Elitetheorie entwickelten ihre Ansätze nicht von ungefähr nahezu zur gleichen Zeit im ausgehenden 19. Jahrhundert. Es handelte sich es um eine Zeit rasanten politischen und gesellschaftlichen Wandels, in der die alten Herrschafts- und Machtstrukturen nicht mehr die Gewähr einer gesellschaftlichen Integration boten – weder in einer funktionalen noch in symbolisch-expressiver Weise. Heute bzw. seit gut einer Dekade befinden wir uns wieder in einer Zeit rasanten politischen und gesellschaftlichen Wandels, und wieder haben wir den Eindruck, dass die aktuellen Herrschafts- und Machtstrukturen nicht mehr die Gewähr gesellschaftlicher Integration bieten. Und wieder geht es um Eliten. Spätestens mit Mitte der 1990er Jahre wurde der Elitebegriff wieder zu einem Kampfbegriff, aber seine Zielrichtung ist weniger deutlich als ein Jahrhundert zuvor: geht es diesmal wirklich darum, der Eliteherrschaft ein demokratisches Modell entgegenzusetzen, vielleicht Parität statt Elite? Oder geht es nur darum, die Einlösung des meritokratischen Prinzips zu fordern, also „Überflieger“ statt „Nieten“ in Nadelstreifen? Oder hat man den Eindruck, dass der Nepotismus des 18. Jahrhunderts einfach nur sein Gesicht wandelte, die Rekrutierungsmuster aber im wesentlichen die gleichen blieben – Stichwort Reproduktion oder Selbstrekrutierung?
Zwischen den beiden historisch weit auseinanderliegenden Diskussionen – die man vielleicht beide als Milleniumsdiskurse um legitime Herrschaft bezeichnen kann –, gibt es einige Parallelen, die es wert sind, beachtet zu werden.
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