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Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen; ein Sultan über Europa?
Die Rezeption der Figur des Stauferkaisers in literarischen WerkenDina Salama (Universität Kairo)
Email: salamadinama@gmail.com, dinaaboulfotouhsalamae@cu.edu.eg
ABSTRACT:
Das Mittelalter stellt eine bedeutende Entwicklungsphase in der Geschichte Europas dar. Sowohl machtpolitisch als auch geistig-kulturell bildet es die Vorstufe zur Renaissance und trägt somit entscheidend zur Transformation der Gesellschaften Europas bei. Eine wesentliche Rolle bei dieser Entwicklung spielen die Kontakte und der Wissenstransfer zwischen den Arabern und den europäischen Ländern, dessen Auswirkungen bis in die heutige Zeit fortdauern.
Neben den hispano-arabischen islamischen Herrscherstaaten bilden in der Zeit zwischen dem 11. und dem 13. Jahrhundert auch und besonders die iberische Halbinsel und Sizilien Transferkorridore des von arabischen Gelehrten rezipierte und ins Arabische übersetzte griechische Wissen nach Westeuropa.
Im normannisch-sizilischen Apulien, findet die arabisch-islamische Kultur einen fruchtbaren Boden für die Enfaltung griechisch-arabischer Grundkenntnisse. Gefördert wird dieser Prozess von einer wichtigen und einmaligen Herrscherpersönlichkeit des europäischen Mittelalters; dem Stauferkaiser Friedrich II. (1194–1250).
Selbst von arabischen Gelehrten ausgebildet und in Palermo, der multikulturellen Insel Siziliens aufgewachsen, verbringt Friedrich seine Jugend im Schnittpunkt dreier kultureller Welten: der lateinischen des Westens, der arabischen des Südens und der griechischen des Ostens. Friedrichs Kenntnis der arabischen Kultur und Mentalität und seine weltoffene Haltung bleiben nicht ohne Auswirkung auf Europa. Der arabischen Sprache mächtig, führt der Stauferkaiser ein freundschaftliches Verhältnis zu den Arabern, versammelt arabische Wissenschaftler, Denker und Philosophen an seinen Hof und spielt somit eine wichtige Rolle als Kulturvermittler zwischen Europa und den arabischen Ländern.
Dennoch scheiden sich die Geister, was seine Person betrifft. Matthäus von Paris bezeichnet Friedrich II. als "principum mundi maximus", als der größte unter den Fürsten der Erde, als "stupor quoque mundi et immutator mirabilis", als das Staunen und als den Verwandler der Welt. Walther von der Vogelweide lobt ihn in seinem Friedrichston als idealen großzügigen Herrscher. Der Papst setzt ihn als menschenverachtender Tyrann, als "Antichrist" unter seinen Bann. Dennoch wird die Gestalt dieses einmaligen Kaisers aufgrund seiner friedlichen Einnahme Jerusalems (1228/29) als toleranter Mittler zwischen christlicher und islamischer Welt bis zur heutigen Zeit hochgeschätzt.
Dieser Beitrag möchte schwerpunktmäßig Friedrichs Rolle als Brückenbauer zwischen arabischer und europäischer Kultur beleuchten und der Frage nachgehen, auf welche Art und Weise dieser Aspekt der Friedrich-Figur in modernen literarischen Werken rezipiert und dichterisch gestaltet wird.
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