Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

KCTOS: Wissen, Kreativität und
Transformationen von Gesellschaften

Wien, 6. bis 9. Dezember 2007

<<< Eliten als Orientierungsgeber oder als ‚Sozialschmarotzer’? Zur soziokulturellen Bedeutung von Elitehandeln in gesellschaftlichen Transformationsprozessen

„Ihr werdet aufgefordert werden, mitzuwirken, an dem Wiedererblühen Eures Vaterlandes“
Strategien und deren Auswirkung auf die von Österreich-Ungarn besetzten Eliten des Balkans im Ersten Weltkrieg

Tamara Scheer (Universität Wien) [BIO]

Email: scheer.tamara@gmx.at

 


 

ABSTRACT:

Der Vortrag besteht aus drei Teilen: Teil 1: Lagedarstellung, Teil 2: Methoden und konkrete Fragestellungen und Teil 3: Strategien bei heutigen Internationalen Einsätzen (v.a. EUFOR – Bosnien, KFOR – Kosovo).

Österreich-Ungarn unterhielt während des Ersten Weltkriegs (ab 1915/16 bis Kriegsende) Militärverwaltungen in Albanien, Serbien und Montenegro. Dies bedeutete für die dortige Gesellschaft zum Großteil die Übergabe der Machtbefugnisse an die neuen militärischen Machthaber. Zum Teil war die herrschende Elite vor der Machtübernahme geflohen und hatte ein Vakuum hinterlassen. Da die Elite jenen Teil der Bevölkerung darstellt, deren Einfluss ungleich höher als deren Personenzahl ist, und dank ihrer Machtposition gesellschaftliche und wirtschaftliche Abläufe beeinflussen kann, wird ein Besatzer stets Interesse haben, auf die Elite direkten und in seinem Interesse liegenden Druck auszuüben. Gleichzeitig mit der oft (längerandauernden) Militärverwaltung gewinnt eine neue Elite an Bedeutung: die Exponenten der fremden Machthaber und ihre, sofern vor Ort aufhältig, Familienangehörigen.

In der Donaumonarchie wechselten sich unterschiedliche Ansichten über die Zukunft Albaniens, Serbiens und Montenegros ab – sie reichten von der Zersplitterung des Gebietes, Schaffung eines abhängigen Staates bis zur Annexion. Die (Meinungs-)Kontrahenten mit entsprechendem Einfluss waren das Militär und die zivilen Stellen, aber auch die Politiker der österreichischen und der ungarischen Reichshälfte. Die häufig wechselnden Strategien flossen in die Besatzungspolitik ein – und wirkten sich negativ, wie positiv auf das Verhalten und den Grad der Kooperation der bisherigen Eliten aus. Die Militärverwaltung artikulierte und versuchte verschiedene Taktiken, um die Eliten des besetzten Landes (politische, kulturelle, religiöse) in die tägliche Arbeit einzubeziehen. Etwa die Errichtung von Ausbildungskursen für Beamte, und die Hinzuziehung von Imamen aus Bosnien, um die Geistlichkeit zu schulen.

Der dritte und letzte Teil der Präsentation blickt auf heutige Internationale Friedensoperationen und den Versuch von „Nation/State-Building“. Dabei spielen der Umgang mit der „gestürzten“ Elite und die Heranbildung einer Neuen ebenso eine Rolle, wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

 


 

Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

KCTOS: Wissen, Kreativität und
Transformationen von Gesellschaften

Wien, 6. bis 9. Dezember 2007