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Der Dialog der Kulturen als übersetzungstheoretisches Problem
Gesine Lenore Schiewer (Universität Bern)
Email: gesine.schiewer@germ.unibe.ch
ABSTRACT:
Jürgen Habermas geht in seiner kommunikationstheoretischen Grundlegung des interkulturellen Dialogs davon aus, dass auf dem Weg der Übersetzung alle zunächst nur einer religiösen Glaubensgemeinschaft zugänglichen Werte und Begriffsfelder in intersubjektiv geteilte semantische Interpretationen überführt werden können. Die Übersetzung, so Habermas, erlaube es, das gegenseitige Verständnis herzustellen, und damit würden konsensorientierte Kommunikationsprozesse möglich. Die Instrumente der Argumentation und der Aushandlung sind daher - so können in aller Kürze die Überlegungen Habermas’ skizziert werden - Basis des Dialogs der Kulturen.
Ohne Frage handelt es sich hierbei um weit reichende Annahmen, die vor dem Hintergrund der rationalen Diskurstheorie Habermas’ nichts weniger als die Auffassung implizieren, dass es einen universalen philosophischen Diskurs und einen gelingenden Dialog der Kulturen geben kann. Dieses optimistische Konzept ist allerdings auf seine Voraussetzungen hin abzuklopfen. Dabei stellt sich insbesondere die Frage nach der Tragfähigkeit des hier zugrunde gelegten Übersetzungsbegriffs, der in dem Referat sowohl aus linguistischer als auch wissenssoziologischer Perspektive kritisch diskutiert werden soll.
Literatur (in Auswahl)
- Habermas, Jürgen/Derrida, Jacques (2004): Philosophie in Zeiten des Terrors. Zwei Gespräche, geführt, eingeleitet und kommentiert von Giovanna Borradori. Berlin: Philo (Übersetzung der Originalausgabe „Philosophy in a Time of Terror“. Dialogues with Jürgen Habermas and Jacques Derrida, 2003).
- Habermas, Jürgen/Ratzinger, Joseph (2005): Dialektik der Säkularisierung. Über Vernunft und Religion. Mit einem Vorwort hrsg. von Florian Schuller. Freiburg: Herder.
- Thadden, Rudolf von (2003): Identifikation im demokratischen Gemeinwesen. In: Schultheiß (Hrsg.) (2003), 81-85.
- Schiewer, Gesine Lenore (2006): Der „Dialog der Kulturen“ als Problem einer interkulturellen Kommunikationskultur. Anmerkungen zur Initiative der Vereinten Nationen, in: Eco-Semiotics, Umwelt- und Entwicklungskommunikation, hg. von Ernest W.B. Hess-Lüttich, Tübingen: Narr, 371-394.
- Schultheiß, Wolfgang (2003): Zukunft der Religionen. Religion, Kultur, Nation und Verfassung. Multiple Identitäten in modernen Gesellschaften. Mit einem Geleitwort von Johannes Rau. Frankfurt am Main: Fischer.
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