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<<< Tourismusprospekte in Europa – Herstellung und Übersetzung im Zeitalter der Globalisierung
„Die blaue Sommerstraße“. Bildunterschriften und ihre Übersetzung im Tourismusprospekt
Dieter Hermann Schmitz (Universität Tampere/Finnland)
Email: Dieter.Schmitz@uta.fi
ABSTRACT:
Globalisierung und Internationalisierung scheinen in den vergangenen Jahren den Bedarf an Übersetzungen nur gesteigert zu haben. Bei Tourismusprospekten ist jedenfalls mancherorts eine höhere Auflagenzahl respektive eine größere Sprachenauswahl beobachtbar.
Der Textsorte Tourismusprospekt können a priori folgende Funktionen zugeschrieben werden: ein senderorientiertes Appellieren (zum Besuch einer Region, Stadt, Einrichtung usw.), gepaart mit einem sachorientierten Informieren (über diese Besuchsziele). Ersteres, der Appell, das Werben und Anlocken, steht dabei im Vordergrund; zwar erwarten wir als Rezipienten von Tourismusprospekten Redlichkeit und Richtigkeit auf Seiten der Sachinformationen, doch ist uns bewusst, dass Auswahl und Art der Darstellung dieser Informationen uns gleichsam gefiltert begegnen. (Angaben aus einer Kriminalstatistik würden wir in einem Städteprospekt beispielsweise nicht erwarten.)
Zum Textkosmos eines Tourismusprospekts gehören Bilder, meist Fotographien, die den Mengentext nicht nur illustrieren und begleiten, sondern den Rezipienten zunächst unmittelbar am stärksten ansprechen und – im wahrsten Sinne des Wortes – ein Bild vom touristischen Besuchsziel vermitteln. Bilder sind ihrerseits häufig mit Bildunterschriften versehen, die als Para- oder Nebentexte eingeordnet werden können. Bildunterschriften können bestehen
- aus einer nüchternen Bezeichnung dessen, was im Bild abgelichtet ist („Der Dom von Tampere“)
aus einer Art Slogan („Spaß und gute Laune pur“), oft mit humoristischer Note- aus dem Zitat einer bekannten Person, häufig mit einem Hauch Poesie („Ein See ist das Auge der Landschaft“)
- aus quasi-direkter Rede, die einer abgebildeten Person oder gar einem Tier in den Mund gelegt wird („Wir sehen uns im Streichelzoo“ neben dem Bild eines Lamas)
- aus weiteren Informationen in kompletten Satzgefügen („Vom Hafen führen mehrere Wasserstraßen nach ...“)
sowie möglichen weiteren Formen und Kombinationen derselben.
Die meisten dieser Möglichkeit an Bildunterschriften stellen den Übersetzer vor besondere Herausforderungen, insbesondere bei einem Translator, der in seine B-Arbeitssprache arbeitet. An ihnen zeigt sich augenfällig, wie – dem Zwecke der Übersetzung entsprechend – die Werbewirksamkeit vor dem Informationsgehalt rangieren kann.
In meinem Beitrag werden Möglichkeiten und Grenzen der Übersetzung von Bildunterschriften im Touristimusprospekt aus translationswissenschaftlicher Perspektive problematisiert, aufgezeigt an praktischen Beispielen im Sprachenpaar Finnisch-Deutsch.
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