Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

KCTOS: Wissen, Kreativität und
Transformationen von Gesellschaften

Wien, 6. bis 9. Dezember 2007

<<< Ausnahmezustände in der Literatur aus wissensgeschichtlicher Perspektive


 

Postmoderne, Post-Postmoderne, 9/11. Zu Funktionen von Gewalt und Terrorismus im amerikanischen Gegenwartsroman

Lutz Schowalter (Universität Trier, Anglistik) [BIO]

Email: lutz.schowalter@gmail.com

 


 

ABSTRACT:

Falling Man (DeLillo, 2007), Terrorist (Updike, 2006), Extremely Loud and Incredibly Close (Foer, 2005), The Zero (Walter, 2006) – amerikanische Autoren reagieren auf den 11. September 2001. Wie die US-Literatur der Gegenwart mit Gewalt, mit Terrorismus und mit dem amerikanischen Über-Ausnahmezustand 9/11 umgeht, soll in einem Überblicksvortrag nachgezeichnet werden. Die genannten Texte werden dabei in eine kultur- und literaturhistorische Argumentation eingebettet, d.h. für die Postmoderne, die Post-Postmoderne und die Post-9/11-Zeit werden jeweils spezifische Funktionen der Gewalt und des Terrorismus in der Literatur vorgeschlagen.

In postmoderner Theoriebildung und Literatur, so die hier vertretene These, ist Gewalt positiv besetzt, wenn sie sich gegen ‚große Erzählungen’ richtet; und sie wird negativ konnotiert, wenn sie von ‚Systemen der Repräsentation’ ausgeht. Mit den 1990er Jahren ist teilweise eine (post-postmoderne) Umkehr zu beobachten. Positiv wirken in amerikanischen Romanen nun häufig Anschläge, die sich gegen eine Orthodoxie der Unentscheidbarkeit richten, negativ hingegen Gewalt, die der bodenlosen Ironie entspringt.

Gemeinsam ist diesen Aspekten der Gewaltdarstellung in der Literatur, dass Gewalt tendenziell in einer uneigentlichen, den realen Folgen enthobenen Weise verwendet wird und als (metafiktionales) Argument für eine bestimmte Weltsicht fungiert. Ein einschneidender Unterschied dazu scheint sich in vielen literarischen Texten zu zeigen, die sich mit dem 11. September auseinandersetzen. Zu beobachten ist der Versuch, zum eigentlichen Sprechen über Gewalt zurückzukehren und die Ausnahmezustände als solche darzustellen, anstatt sie vornehmlich literarisch intertextuell zu betrachten oder sie für philosophische Anmerkungen zu gebrauchen.

 


Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

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Wien, 6. bis 9. Dezember 2007