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Der Zerfall des Gemeinplatzes und des Gemeinsinns
– „Ein Ort für Zufälle“ von Ingeborg BachmannKyoko Tokunaga (Universität Graz / Sophia Universität, Tokio)
Email: kyoko.tokunaga@gmail.com
ABSTRACT:
In der Büchner-Preisrede „Ein Ort für Zufälle“ charakterisiert Bachmann die Stadt Berlin im Kalten Krieg durch die Sprache der Irren. Diese Sprache, die vom Anderen der Vernunft gesprochen wird, soll wieder in die literarische, wissenschaftliche Sprache übersetzt werden, vor allem die der japanischen Philosophen und Psychologen, sodass das kreisende Murmeln der Wahnsinnigen nicht ungehört bleibt.
In diesem Beitrag wird hinterfragt, wie die politische Situation durch die Sprache der Schizophreniekranken ausgedrückt wird und wie der Ort Berlin räumlich dargestellt wird. Wie das folgende Zitat zeigt, wird der „Ort für Zufälle“ schief und schräg wahrgenommen: „Wegen der Politik heben sich die Straßen um fünfundvierzig Grad“. Der Zusammenhang zwischen der Politik und den räumlichen Wahrnehmungen soll mit den Schlüsselwörtern „Gemeinplatz“ und „Gemeinsinn“ untersucht werden. Als Resultat der Untersuchung soll die enge Wechselbeziehung zwischen der gesellschaftlichen und der körperlichen Bedeutung des Gemeinsinns festgestellt werden.
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