Weltkultur steht im Mittelpunkt des Projektes "Die Namen der Berge". Eine Weltkultur, die nach Goethe durch eine neue Qualität der Begegnungen von Menschen entsteht. Und eine solche Begegnung war die Konferenz "Die Namen der Berge", die vom 31.5. bis 4.6.2001 in der Ramsau am Dachstein stattfand. Eine Begegnung von EinwohnerInnen der Ramsau mit WissenschafterInnen und Künstlern aus 30 Ländern. Aber auch eine Begegnung mit der Landschaft in der Ramsau, der Industriekultur, der Architektur, der Sprache.
Multiperspektivik ist eine der Grundlagen der Ausstellungserarbeitung. Ausgegangen wird von acht Kontinenten und Subkontinenten. Abgewichen wird vom Konzept der "Seven Summits" der BergsteigerInnen aber nicht nur durch die Hinzufügung von Indien als Subkontinent zu Europa, Afrika, Asien, Nordamerika, Südamerika, Australien/Ozeanien, Antarktis. Bestimmend ist für diese Multiperspektivik der kulturelle Zugang (im Gegensatz zur Höhe), der sich gerade auch in den Namensgebungen manifestiert. So wird für die Weltausstellung der Berge stellvertretend für die europäischen Berge der Erzberg ins Auge gefaßt. Und für Australien der Uluru (Ayers Rock).
Die Konferenz "Die Namen der Berge" zog eine Zwischenbilanz. Vorgestellt wurden die Grundidee der Ausstellung, die architektonischen Entwürfe von Ing. Fritz Weitzer (Ramsau), die Skizze der Weltausstellung der Berge von Hartmut Skerbisch (Graz), das Konzept der Galerie, das künftige Programm in der Ramsau, der bisherige Arbeitsprozeß, die Kooperationen mit der Gemeinde Ramsau, der Seilbahn, dem Tourismusverband und einer Vielzahl weiterer Einrichtungen. Und im Mittelpunkt der multiperspektivischen Betrachtungen standen die Darstellungen der WissenschafterInnen und KünstlerInnen von den unterschiedlichen Kontinenten. Ziel ist es, das "Weltmuseum der Berge", die "Weltausstellung der Berge" sowie die "Galerie der Berge" am 7.8.2002 durch den Generaldirektor der UNESCO, Koichiro Matsuura, eröffnen zu lassen.
Zu den Veranstaltungsteilen im Einzelnen:
Bei der Eröffnung am 31.5.2001 in der Walcher Alm erklärten Bürgermeister Helmut Schrempf (Ramsau) und der Obmann des Tourismusverbandes Ramsau; Josef Köberl, sowie MR Dr. Harald Gardos (Wien) als Vertreter des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur die volle Unterstützung für das Projekt. Vom Projektleiter, Herbert Arlt (Wien), wurde betont, daß nur durch die strikte Beachtung der Bedeutung der Wechselwirkung von Regionalität und Transnationalität, wie sie programmatisch im INST-Titel (INST: Institut zur Erforschung und Förderung österreichischer und internationaler Literaturprozesse) zum Ausdruck kommt, das Projekt ein Erfolg werden könne. Und der Bergführer Ewald Walder zeigte Dias vom neuen Klettern in der Ramsau und einer Vielzahl europäischer Länder. Anwesend waren weiters der Direktor des Tourismusverbandes, Heinz Prugger, der Vorstandsdirektor Wolfgang Mitter sowie Gemeinderäte und Vertreter verschiedener Organisationen und die TeilnehmerInnen an der Konferenz aus 30 Ländern. Gastgeber war Hans Walcher, der auch die Räumlichkeiten für das Weltprojekt zur Verfügung stellt.
Eröffnet wurde die Konferenz mit der Projektvorstellung durch Herbert Arlt (Wien). Thomas Metscher, nicht nur Anglist und Kulturtheoretiker, sondern auch Bergsteiger aus Bremen, entwickelte einen Abriß zu den Bergen in kulturgeschichtlicher Perspektive, wobei er die Bedeutung der Transdisziplinarität und einer neuen Weltsicht hervorhob. Otto Kronsteiner (Salzburg) hatte bereits beim ersten Kulturseminar des INST 1998 in der Ramsau den Anstoß gegeben, sich dem Verbindenden der Kulturen auch in der Hinsicht zu nähern, als die Gemeinsamkeiten bei der Benennung von Gebirgen weltweit analysiert werden sollte. Seine These von den Gemeinsamkeiten wurde im Laufe der Konferenz durch alle Beiträge bestätigt, die sich diesem Thema widmeten. Zur Art der Benennung wurden von Herbert Eisele (Paris) eine Vielzahl von Aspekten genannt, die für die weitere systematische Beschäftigung von Bedeutung sein werden. Simo (Yaounde) wies unter anderem darauf hin, daß Berggipfel nicht immer Namen haben. So hat für die Bewohner des Mount Cameroon dieser keinen Namen. Aber alle und auch noch so kleine Flächen und Orte, wo angebaut, geweidet, gejagt usw. wird. Daß die Namen, wenn vorhanden, auch fehlgedeutet werden können, zeigten die soziolinguistischen Studien von Vasil Rainow (Sofia) anhand bulgarischer Berge. Andrea Rosenauer (Wien) sprach über die Berge im WWW und zeigte Lücken und Probleme im derzeitigen Informationsangebot auf. Und Gertraud Steiner (Wien) stellte die Berge in österreichischen Heimatfilmen vor. Internationale und österreichische Gesichtspunkte wurden dann von Martin Uitz (Salzburg) vorgestellt, der die Ausstellung "Der Berg ruft!", die derzeit noch zu sehen ist, präsentierte.
Weiters wurden die Berge im engen Zusammenhang mit Regionen dargestellt: von Penka Angelova (Rousse) die Berge des Balkan, von Karin Moser (Tübingen) die Berge Griechenlands, von Dagmar Kostalova (Bratislava) die Berge in der Slowakei, von Leo Gabriel (Wien) die Berge in Lateinamerika, von Naoji Kimura (Tokio) die Berge Japans, von Han-Soon Yim (Seoul) die Berge Südkoreas, von Zhang Yushu (Beijing) die Berge Chinas, von Alessandra Schininà (Catania) die Berge Siziliens, von András Balogh (Budapest) die "virtuellen" Berge Ungarns, von Elena Viorel (Cluj-Napoca) die multikulturellen Namensgebungen im Tara Barsei Burzenland (Rumänien), von Donald G. Daviau (Riverside) die Benennung der Berge in den USA (wobei die Verwaltung eine große Rolle spielt) und von Zalina Mardanowa (Wladikawkaz) die umkämpften Berge des Kaukasus.
Als besondere Aspekte im Zusammenhang mit der Benennung der Berge wurden analysiert: von Hans-Friedrich Müller (Büdingen), dem ehemaligen Karenzpfarrer in der Ramsau die Berge in der Bibel, von der Historikerin Helga Dirlinger (Wien) der Aspekt Theologie und Wahrnehmung der Berge vor allem auch im Zusammenhang mit dem Modernisierungsprozeß in England und dessen Ausstrahlung auf andere Länder und von Samira Kortantamer (Izmir) die Namen der Berge im Arabischen. In den Beiträgen von Alexander Honold (Berlin) und Hansjörg Waldner (Wien) stand die Eroberung der Berge im Mittelpunkt (bei Honold im Zusammenhang mit der "Eroberung" des Kilimandjaro und bei Waldner mit Südtirol). Und Anette Horn (Kapstadt) analysierte die Berge im Werk Nietzsches.
Ein wichtiger Aspekt wurde von Peter Horn (Kapstadt) hervorgehoben: die Kartographie. Am Beispiel von Afrika zeigte er, wie Namen durchgesetzt werden. Aber Kartographie spielt als Prinzip der Namensdurchsetzung auch auf allen anderen Kontinenten eine entscheidende Rolle.
Zum Grundkonzept der Veranstaltungen gehört auch, daß den Künsten große Bedeutung zugemessen wurde. Lucas Gehrmann (Wien) stellte die Entwicklung in den bildenden Künsten vor, Hartmut Krones (Wien) in der Musik und Hans Haid (Sölden) in der Literatur.
Den Abschluß der Veranstaltungen bildete am 4.6.2001 um 11Uhr die virtuelle Präsentation des Projektes im Veranstaltungszentrum in der Ramsau am Dachstein. Im Anschluß daran wurde die Almhütte besichtigt, die mit Adaptierungen und Anbauten zum "Weltmuseum der Berge" werden soll, sowie der Platz bei der Talstation der Seilbahn, wo die Errichtung der "Weltausstellung der Berge" geplant ist. Anschließend fuhr die Gruppe von JournalistInnen und WissenschafterInnen zur Bergstation, wo im alten Restaurant die "Galerie der Berge" entstehen soll.
Die gesamten Veranstaltungen wurden von Alex Grimm ("Vision4You")
mit ihrem Kameramann begleitet. Berichte wurden nach der Presse-Konferenz
bisher von diversen Fernsehsendern (darunter im Kulturteil der
ORF-Hauptabendnachrichten am 5.6.2001) sowie Radiosendern im In-
und Ausland gebracht. Für die Printmedien werden hiermit
ein Bericht und Fotos zur Verfügung gestellt. Nachfragen
zum Projekt können beim INST erfolgen unter: 0043/(0)1/7481633/11.
2001-06-07
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