Trans | Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften | 13. Nr. | Mai 2002 |
Fallbeispiel Bukowina
George Gutu (Bukarest)
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Ausgehend von der (oft falsch zitierten) Äußerung Paul Celans über die Bukowina als "der Geschichtslosigkeit anheimgefallene Provinz der Habsburger Monarchie", die als Fingerzeig auf eine "versunkene" geistige Landschaft verstanden wurde, wird auf einige Hyposthasen der Vergegenwärtigungsversuche von Historikern und Kulturwissenschaftlern aufmerksam gemacht, das Phänomen des Zusammenlebens vieler Völkerschaften sowie der Vielsprachigkeit auf dem engen Raum eines Gebietes zu erläutern, das mit der Bezeichnung "Bukowina" eher auf ein geistiges Konstrukt als auf eine historische Wirklichkeit zurückgreift.
Umrissen werden die unterschiedlichen Standpunkte und Blickwinkeln,
von denen aus Geschichte, Prozeßhaftigkeit und Vielsprachigkeit
in diesem Teil Europas gedeutet werden: national-ethnische, kultursoziologische,
politisch-geschichtliche Sichtweisen interferieren bald mit integrationistischen,
bald mit isolationistischen Tendenzen. Nicht zuletzt ist die mythisierende
Komponente von tragender Bedeutung vieler Positionsbestimmungen,
die realistische, widersprüchliche Prozesse vermissen lassen.
Einige Beispiele von Übersetzungsbemühungen mit dem
Ziel, die zivilisierte interethnische und interkulturelle Kommunikation
zu förden und konkret zu gestalten, ergänzen das Bild
dieser oft divergierender Tendenzen.
Da das "Modell" Bukowina nicht selten als Modellfall für ein künftiges (Mittel)Europa hingestellt wird, erlangt die Herangehensweise an das Verständnis des Phänomens Bukowina mit ihrer ethnischen Buntheit und sprachlichen Vielfalt eine symptomatische Bedeutung, mit Vorzügen und Defiziten, bei der Analyse gegenwärtiger Globalisierungs- bzw. isolationistischer Bestrebungen.
© George Gutu (Bukarest)