Trans | Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften | 14. Nr. | Dezember 2002 |
Sektionsleiterin: Penka
Angelova (Rousse/Rustschuk)
[BIO]
In der Sektion Kultur und Zivilisation wurden drei Vorträge gehalten, die von drei unterschiedlichen Seiten die Problematik der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen anvisiert haben: kulturwissenschaftlich, literaturwissenschaftlich und zeichentheoretisch. Vortragende waren: Hartmut Cellbrot, Penka Angelova, Heiner Benking. Der dritte Vortrag wurde vor zwei Sektionen gehalten gemeinsam mit der Sektion unter der Leitung von Herrn Totosy. Es wurde über folgende Themen diskutiert, wobei auch die Verbindung zur bevorstehenden Großkonferenz über das Verbindende der Kulturen hergestellt wurde:
Penka Angelova: Das Referat über "Begrifflichkeit und Kulturen" geht von einem Kultur- und Zivilisationsbegriff aus, der an Poppers Dreiweltentheorie anknüpfend Kulturen und Zivilisationen als regionale Gegebenheiten betrachtet, die auf der Grundlage verwandter Geschichte Gemeinsamkeiten aufweisen. Zivilisationen sind dadurch auf einer Metaebene als das "Verbindende der einzelnen Kulturen" zu verstehen, die weitere Verwandtschaften im globalen Aspekt aufweisen. Über den historisch-analytischen Aspekt hinaus ist an eine neue Begrifflichkeit zu denken, die das von Hans Jonas so definierte "Prinzip Verantwortung" berücksichtigend, es als grenz- und zeitübergreifendes transzendentales, erkenntnisermöglichendes Prinzip behandelt. Als Resultat einer Forschungsarbeit über ein Begriffsregister zu Elias Canetti werden drei Konzeptuelle Begriffe als Instrumentarium zur Erforschung gegenwärtiger transkultureller Wandlungsprozesse vorgeschlagen: die unsichtbaren Massen zur Erforschung sowohl archaischer als auch gegenwärtiger und digitaler Kulturphänomene; der Begriff der Verwandlung - die transzendentalpoetische und existenzphilosophische Situierung des Verwandlungsbegriffs sowie seine dramenpoetische, anthropologische und erkenntnistheoretische Funktionen und der Begriff der Todesfeindschaft, über den jetzt ein Buch im Hanser Verlag erscheint. Für alle diese konzeptuellen Begriffe (1) ist ihre Situierung in der Dreierkonstellation von privat Erlebbarem, Gemeinschaftlichem und Universalem charakteristisch, die den Chronotopus der neuen auch bei dieser Konferenz genau definierten zeit-räumlichen Dimensionen einer in zeit-räumlicher Bewegung geratenen Welt berücksichtigt.
Hartmut Cellbrot: Das Referat "Auf der Schwelle von Natur und Kultur in Trakls Gedichten" zeigt anhand des Gedichts "Abendland" auf, wie aufgrund der spezifischen Topographie des dichterischen Feldes bei Trakl, das Ordnungen hervortreibt, ohne selbst in eine zu passen, die Bereiche von Natur und Kultur nicht durch feste Grenzen voneinander zu scheiden sind. Anstelle eindeutiger Grenzlinien, die zwischen Natur und Kultur gezogen werden könnten, existieren Schwellen und Kreuzungsorte flexibler, wandernder Grenzzonen, wo sich die Bereiche der Natur und Kultur in wechselnden Konstellationen ordnen und gegenseitig durchdringen, ohne ineinander aufzugehen. Durch die dynamischen Übergangsbewegungen von Natur- und Kulturhaftem entstehen polyloge Strukturen, die von keiner übergreifenden, alles umfassenden Ordnung abgedeckt werden können.
Heiner Benking:
TITEL
Homogenisierung, Standardisierung, Harmonisierung, Linguistic-
Iconic- Spacial- Turn. Wohin soll es gehen in einer globalisierten
Cyberkultur?
Homogenisation, Standardisation, Harmonisation, Linguistic-, Iconic-,
Spacial-, Integral Turn. Where do we go from here in an age of
a globalised "Cyberculture"?
Der Vortragsfolien gestützte, gemeinsame Vortrag der SEKTION CCS1 sichtet die Ursprünge und Grundlagen der Möglichkeiten des Vergleichs und der Überbrückung von Informationen längs und quer von Größenordnungen, Sprachen und Kulturen. Im Gegensatz zur willkürlichen Ausblendung einzelner Kulturen und Auswahl klar umrissener Bezugsrahmen, die gerade bei der Hand sind, geht es in den hier vorgestellten Vorschlägen um die Definition (Verabredung) von gemeinsamen Überblicks-Referenz-Karten oder Räumen, bei ausgedehnten 3-dimensionalen virtuellen-imaginären-konzeptionellen situativen Orten oder Räumen um Inhalte, Konzepte und Themen jeglicher Kulturen und der (thematischen Nachbarschaften) Kontexte grob (!!) zu positionieren auch in ihrer thematischen Überlappung und mit ihren historischen Wurzeln - komparativ in einem breiteren Sinn. Grundelemente des Vorschlags sind:
The paper reviews roots or foundations for comparing and bridging information along and across scales, languages, and cultures. In contrast to singeling out certain cultures "at hand" and trying to compare only selected, well framed items, the proposal is made to look for common frames of references, shared and agreed upon maps and extensional 3-dimensional models; to provide "rooms" or spaces to position issues and concepts of cultures in their time, context/situation, and "thematic" neighbourhoods - and see their lineage and "overlap" - be comparative in a broader sense.
Proposals presented built on:
© Penka Angelova (Rousse/Rustschuk)
Inhalt / Table of Contents / Contenu: No.14
ANMERKUNG
(1) Hier berufe ich mich auf Herbert Arlts Untersuchung "Konzeptuelle Metaphern und gesellschaftliche Prozesse" in Trans 13 und den Bezug, den er zur "Interaktivität" und Analogie herstellt. (http://www.inst.at/trans/13Nr/arlt13.htm)
For quotation purposes - Zitierempfehlung:
Penka Angelova (Rousse/Rustschuk): Bericht von der Sektion "Kultur
und Zivilisation". In: TRANS. Internet-Zeitschrift für
Kulturwissenschaften. No. 14/2002.
WWW: http://www.inst.at/trans/14Nr/angelova14.htm.