Trans | Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften | 15. Nr. | August 2004 | |
5.11. Das Schreiben in der
Migration: Literatur und kulturelle Kontexte in der Romania Buch: Das Verbindende der Kulturen | Book: The Unifying Aspects of Cultures | Livre: Les points communs des cultures |
Thomas Amos (RWTH Aachen)
Die Ankunft in Deutschland, in einem fremden Land und in einer fremden Großstadt, gerät in Fünfzehn Jahre Augenblicke, Salvatore A. Sannas erstem Gedichtband zu einem für die Lyrik der Sechziger Jahre ungewöhnlichen Nacht-Stück, das man als langgezogenes Saxophon-Solo zu hören hat. "Tutto mi sembra / estraneo / per le vie del nuovo / quartiere / Qualche insegna notturna / e spero di aver trovato / dove rompere / la solitudine / Niente di più triste / che contentarsi / di birra".(1) "Estraneo" ist hier das Schlüssel-Wort, das sowohl die Umgebung, das wiederaufgebaute Frankfurt, beschreibt, als auch, durchaus noch post-existenzialistisch gemeint, die psychische Verfassung des Autors umreißt, des Fremden ohne soziale Kontakte und gesellschaftliche Bezüge. Auf seinem Gang durch die Dunkelheit verwandeln sich ihm die Neon-Reklameschilder zu unverständlichen Zeichen der anderen Kultur, bevor schließlich ein Glas Bier, das deutsche Getränk schlechthin, den Schmerz vorübergehend dämpft. Gleichsam an einem Nullpunkt siedelt Sanna also den Beginn seiner Beschäftigung mit Deutschland an, die ihn schließlich auf die Höhen des deutsch-italienischen Kulturaustausches führen sollte.
Zwischen den beiden Ländern, Italien und der Bundesrepublik Deutschland, bestehen von Kriegsende bis etwa 1955 ausgezeichnete politische und wirtschaftliche Beziehungen, was im wesentlichen den Christdemokraten Konrad Adenauer und Alcide de Gasperi zu verdanken ist. Nachdrücklich imponiert den Italienern das Wirtschaftswunder und die dem Europagedanken verpflichtete deutsche Politik; einen wichtigen Beitrag zur freundschaftlichen Annäherung der beiden Völker, die sich für die Deutschen beträchtlich schneller und unkomplizierter als an die französischen Nachbarn vollzieht, leisten das 1955 geschlossene Anwerbe-Abkommen, das italienische Arbeitskräfte, die "Gastarbeiter", nach Deutschland holt, und die zeitgleich einsetzende Reisewelle der deutschen Urlauber gen Süden.(2) Als die Bundesrepublik 1956 den Aufbau einer eigenen Armee vorantreibt und die Wehrpflicht einführt, schlägt die öffentliche Meinung in Italien um: Deutschland wird nunmehr unheimlich, und dort beobachtete vermeintliche oder tatsächliche faschistoide Tendenzen lassen alte Befürchtungen vom militaristischen, aggressiven Deutschland wiederaufleben; insbesondere bei der politischen Linken steht der Bundesrepublik die positiver besetzte Deutsche Demokratische Republik gegenüber.(3)
Vor diesem hier nur grob skizzierten Hintergrund geben die ersten zwei Lyrikbände Sannas, Fünfzehn Jahre Augenblicke (1978) und Wacholderblüten (1984),(4) Auskunft über folgende Fragen, ohne sie jedoch erschöpfend oder auch nur eindeutig zu beantworten: Wie sieht Sanna, ein Italiener, Deutschland; und wie schlägt sich dies in seiner Lyrik nieder? Und: verändert sich sein Bild von Deutschland im Laufe der Zeit? Wie stellt er Italien in seiner Lyrik fortan dar? Nimmt er, dorthin besuchsweise zurückgekehrt, Italien anders wahr?
Fünfzehn Jahre Augenblicke, der erste und am leichtesten zugänglichste Gedichtband Sannas, erschien 1978 und enthält die zwischen 1961 und 1976 entstandenen Gedichte. Die Sammlung besteht aus einem titel-losen ersten Teil mit zwanzig Gedichten; in die "Augenblicke" des Gedichtes gefasst, thematisiert Sanna hier seine Anfangszeit und allmähliche Konsolidierung in Deutschland; dann folgt, nach einer Zeichnung von Piero Dorazio, der "Sardegna / Sardinien" überschriebene Zyklus mit zehn Gedichten, eine Beschreibung, Rückschau und Neu-Sicht der sardischen Heimat.
Eine so bezeichnende wie eingängige Metapher für die, zumindest anfangs, sehr unangenehme und bedrückende Situation des italienischen Neuankömmlings ist die "morsa", der Schraubstock oder die Zange; Sanna sieht offenbar seine schlimmsten Erwartungen bestätigt und findet sich ganz kafkaesk in einen infernalischen Apparat eingespannt: "Stretto da questa morsa / ogni tentativo d´equilibrio / è vano. Ma se la vita / mi libera da essa / sono escluso / da una lotta quasi vitale." (16) Die Nebenbedeutung von "morsa", nämlich "Maulknebel" deutet an, daß der kulturelle Austausch, der wesentlich durch Gespräche und Diskussionen mit Deutschen entsteht, noch nicht stattgefunden hat. Was Sanna anstrebt, den harmonischen Zustand des Gleichgewichtes zwischen deutscher und italienischer Kultur, das der "morsa" trotzig entgegengehaltene "equilibrio" (V. 2), ein für Sanna zentraler Begriff, scheint nur schwer erreicht zu werden, wie das Gedicht zutiefst pessimistisch formuliert. Dennoch enthält die zweite Gedichthälfte (V. 3-6) auch das Bekenntnis, nicht aufzugeben und das Streben nach harmonischem kulturellem Gleichgewicht immer wieder von neuem zu wagen; der Mythos vom Sisyphos, darin Albert Camus die Situation des modernen Menschen erkennt, klingt an.
Ein nicht minder melancholischer und düsterer Grundton herrscht verborgen unter scheinbar zwangloser Party-Atmosphäre: "Rosso, bianco avorio / labbra stirate / in un sorriso / Abbracci / Equilibrio di forze / grandi interessi / È giunta la notte/ e qualcuno ritorna /a casa sconfitto." (18) Genau in der Mitte des Gedichtes fällt die Maske (des Sprechers) in sich zusammen, stehen sich die "Abbracci" (V. 4) und die "grandi interessi" (V. 6) unversöhnlich und, so scheint es, unvereinbar gegenüber: Das Gleichgewicht des Gedichtes, markiert durch den fünften, den mittleren Vers, kippt in das trostlose Schluß-Bild mit dem nur ironisch zu verstehenden "a casa" (V. 9): in Deutschland zu Hause ist der Sprecher längst noch nicht, vielmehr erleidet er, der Außenseiter, vorerst Niederlage um Niederlage.
In der Mitte der Abteilung, exakt mit dem zehnten Gedicht, geschieht der Wechsel: "Tutti sono vestiti / di leggiero / C´è come una tensione / nell´aria / È primavera." (24) Die Feststellung "È primavera" (V. 6) bedeutet den (thermischen) Wendepunkt und verkündet, vielleicht in Anlehnung an den Osterspaziergang im ersten Faust, Neu-Anfang und hoffnungsvollen Aufbruch. Die zweite Hälfte der Abteilung durchzieht eine ungleich heitere, gelöste Stimmung; es finden sich an Frauen adressierte Gedichte (Non cercare...; G. F.; Jessi) und Liebesgedichte (z. B. Una barriera tenace...). Zweimal behandelt Sanna Besuche in Italien: La Magra evoziert eine Sommerfrische an der ligurischen Küste, wo die Magra, der Grenzfluß zwischen der Toskana und Ligurien, ins Meer mündet und situiert, poetologisches Gedicht, den Autor vor einem erweiterten, europäischen Hintergrund. Das andere Beispiel, Chi viene dal Nord..., entstand im Frühsommer 1966 und ist datiert mit "Roma 1966": "Chi viene dal Nord / trova le strade e le piazze / che vivono di gente / Le ragazze son belle / e si fanno ammirare / Vestono corto e svelano / agli occhi di pochi / l´oscuro che tende / alla luce". (30) Der Sprecher, der sich im ersten Vers so seltsam distanzierend umschreibt, schlüpft nun in die Rolle des Nordeuropäers oder gar des "nordischen Künstlers" und erlebt Italien, das er gleichsam mit neuen Augen sieht, als befreiendes Gegenbild zur deutschen Tristesse. Zwar entspricht die dort herrschende unbeschwert-sorglose und sinnliche Atmosphäre dem in Italien verbreiteten Klischee des kalten Nordens, doch verbreitet das Gedicht ebenso deutlich die gegen Ende der Sechziger Jahre verbreitete Aufbruchstimmung; Sanna erinnert mittelbar daran, daß das Palindrom von "Roma" "amor" lautet. In den beiden letzten Versen repräsentieren Dunkelheit und Licht ganz konventionell Nord und Süd, Deutschland und Italien und paraphrasieren somit die alte Italien-Sehnsucht der Deutschen; beide Länder gehören zusammen, was sich auch formal ausdrückt: "Nord" (V. 1) und "luce" (V. 9) bilden die (freilich ohne Reim auskommende) Klammer, den Zusammenhalt des Gedichtes.
Obwohl sich zweifelsohne die Annäherung an Deutschland allmählich vollzieht, thematisiert Sanna weiterhin diesen mühevollen Prozeß. An siebzehnte Stelle setzt Sanna das Gedicht Un calore infrarosso..., das, deutlich vor den übrigen, nämlich um 1961 entstand: "Un calore infrarosso / emana dal tuo grembo / sotto il leggiero panno strutturato / preso all´emporio della Zeil // Siamo studenti e decliniamo / il der die das / della tua lingua // Ma c´è un linguaggio muto / che ci attrae / ricco d´irregolarità / e parliamo, parliamo". (38) Was als erotisches Gedicht mit leicht frivolem Unterton beginnt - wenn man so will, erzählt Sanna hier von seiner Liebe zu Deutschland, das die Adressatin, eine moderne Germania, vertritt -, findet rasch zu ernsterem Ton. Unter den komisch wirkenden Deklinationsübungen verbirgt sich der Unterschied zwischen der strengen Regeln unterworfenen "lingua", der deutschen Sprache (und, wie Sanna einkalkuliert, der Zunge) und der unregelmäßigen und freieren "linguaggio", der (mündlichen) Ausdrucksweise. Der letzte Vers ("e parliamo, parliamo") verdeutlicht noch einmal, wie sehr die Annäherung an Deutschland mit Sprache verbunden ist und durch Sprache, verbaler und nonverbaler Art, geschieht.
Den ersten Teil von Fünfzehn Jahre Augenblicke beschließen zwei Gedichte, die Sannas zwar positiveres, doch im Grunde weiterhin ambivalentes Verhältnis zu Deutschland ausdrücken und dabei auch von einer gewissen Unsicherheit zeugen. Zunächst gibt er sich optimistisch: "Due sfere s´incontrano / una prende parte dell´altra / e il sangue lenisce / lo spasmo degli arti". (42) Die Begegnung der beiden kulturellen Sphären löst die Verspannung, den "spasmo degli arti", und damit wiederholt Sanna seine in der Sammlung leitmotivartig eingesetzte Überzeugung, daß die Vereinigung der beiden Kulturen, der deutschen und der italienischen, ein beträchtlich sinnlich-erotisches Moment beinhaltet. Anders dagegen das eigentliche Schlußgedicht mit seinem Rückgriff auf technisch-distanzierendes und damit verfremdendes Vokabular: "Strani gli equilibri / dei sensori umani / Captano ancestrali radiazioni / d´alta frequenza / ma si ritirano / se la mancanza d´esse / ti rattrappisce". Unwägbar, rational nicht erklärbar sind die Sinnesorgane des Menschen und seine Wahrnehmung - was sich auf die "Augenblicke" der Sammlung, mithin auf die eigene Wahrnehmung beziehen lässt. Fehlen die "ancestrali radiazioni" (V. 3), worunter im weiteren Sinne die Bindungen an die sardisch-italienische Heimat zu verstehen wären, scheint der Sprecher auf sich selbst zurückgeworfen; wieder verwendet Sanna die Metapher des Krampfes (V. 7).
Die zweite Abteilung von Fünfzehn Jahre Augenblicke, "Sardegna / Sardinien" überschrieben, führt in Sannas Heimat. Programmatisch, d. h. die Quintessenz der Insel enthaltend, wirkt das Einleitungsgedicht mit seiner expressiven Bildlichkeit: "Massi / come uomini rozzi / formano torri solitarie / Alberi / con la schiena curva / verso sud-est dal maestrale / ricordano / una fierezza antica / Una colonna greca / è un simbolo estraneo / al paesaggio". (50) Das hier beschworene, kunstvoll stilisierte Sardinien hat mit dem farbengesättigten, sensualistischen Mythos des Mittelmeerraumes, den Montale und Camus propagierten, nichts mehr gemein, statt dessen bildet Sanna mit drei symbolischen Elementen - Felsblöcke, verkrüppelte Bäume und griechische Säule - eine (der arte povera verpflichtete) Assemblage lyrisch nach, um Sardinien zu veranschaulichen. Rauh, ungefüg, grob - so sind die "massi" (und wie der Vergleich sogleich nahe legt, auch die Bewohner), aus denen die über die Insel verstreuten Festungen ("torri solitarie", V. 3), die zwischen 2000 und 500 v. Christus von den Ureinwohnern erbauten "nuraghi", bestehen. Mit Absicht setzt Sanna die symbolisch so gewichtigen "massi" in den ersten Vers: einer sardischen Sage nach entstand die Insel aus jenen Felsen, die bei der Erschaffung der Welt übriggeblieben waren. Darüber hinaus verweisen die Felsbrocken auf die Gebirge Sardiniens, isolierte Massive mit nicht urbar gemachten Hängen, die, vergleicht man sie mit der toskanischen Hügellandschaft, wuchtig, geradezu barbarisch wirken und den Eindruck einer archaischen Landschaft entstehen lassen. Die vom Maestrale, einem kühlen Nordwestwind, gebeugten, gebückten "alberi" (V. 4), etwa Ölbäume oder pittoresk verwachsene Korkeichen, stehen für die ausdrucksstarke sardische Flora.(5) Vor diesem mit wenigen Strichen skizzierten Hintergrund ragt als fremdes, da von außen kommendes Objekt ("un simbolo estraneo", V. 10) eine griechische Säule auf. Damit erinnert Sanna daran, daß Sardinien nicht zur Magna Graecia gehörte, sondern Gebiet der von den römischen Eroberern ausgelöschten phönizisch-punischen Kultur war, die ihrerseits um 1000 v. Christus die Nuraghen-Kultur ins Innere der Insel abdrängte. Unter der scheinbar harmlosen Naturbeschreibung verbirgt sich ein historischer Bezug, eine Anspielung auf die zahlreichen Fremdherrschaften, unter denen Sardinien immer stand.
Bemerkenswert ist, wie Sanna die in den Sechziger Jahren auch in Sardinien Einzug haltende Industrialisierung herausstellt: fortschritts- und technik-kritische, frühe ökologische Gedichte entstehen. Dem Land der Hirten, wurde, schreibt Sanna in Anelli...., mit der auf der Ebene von Ottana errichteten, riesigen petrochemischen Anlage ein Fremdkörper eingepflanzt: "Anelli / di fede bianca / sollecitano l´attenzione / dell´incauto pilota / sulle ciminiere di cemento / della piana di Ottana / Nella terra dei pastori / è sorto un complesso / un paradosso / per le sue origini". (63) Tharros, mit siebzehn Versen das längste Gedicht der Sammlung, übt bei elegischem Grundton ebenfalls deutliche Fortschrittskritik: "Il tamburo del mare / fa sentire i suoi colpi / secondo il moto irregolare / delle onde / Sono colpi d´inerzia / e di malinconica lentezza / che comunicano alla terra / vestigiosa e becchina / il veleno anorganico / scivolato / in graduale discesa / per la valle del Tirso / La schiuma bianca / gorgoglia sulle sponde / si accumula sulle rocce / senza integrarsi / Ma intacca altrove". (64) Erneut setzt Sanna gewisse historische Kenntnisse zum Verständnis voraus. Tharros, heute eine Ruinenstadt, liegt auf der Sinis-Halbinsel am nordwestlichen Rand des Golfes von Oristano, wo Sanna geboren wurde. Dort befanden sich im Laufe der Zeit Siedlungen von Nuraghern, Phöniziern und Römern; der Ort war in byzantinischer Zeit Bischofssitz; um 1000 v. Christus verließen ihn die Ureinwohner. Zu Anfang des 17. Jahrhunderts errichteten die Spanier einen Küstenturm, im 19. Jahrhundert kamen Grabräuber, heute ist Tharros eine bedeutende Ausgrabungsstätte.(6) Im Kleinen führt demnach Tharros komprimiert die unerhört wechselvolle Geschichte Sardiniens vor, einer Insel, die sich ständig übers Meer kommenden Eroberern ausgesetzt sah. An diesem sardischen Erinnerungsort entdeckt Sanna die "schiuma bianca" (V. 13), und das ist nicht die Gischt, woraus Aphrodite geboren sein soll, sondern Abschaum, giftiges Abwasser, von der Industrieanlage ins Meer geleitet. Heute, so Sanna, läuft die Insel Gefahr, sich selbst zu zerstören, da das Gleichgewicht zwischen dem notwendigen wirtschaftlichen Fortschritt und dem Naturschutz nicht besteht.
Anders als D. H. Lawrences Reise-Essay Sea and Sardinia (1921), der die Bewohner der Insel in für die Zeit ungewöhnlicher naturalistischer Anschaulichkeit vorstellt, nimmt Sanna Sardinien vorrangig als Natur-Erlebnis wahr; die Begegnung mit Verwandten oder Freunden, wird nicht angesprochen: "In questa terra / ci vengo per ricercare / una matrice spenta / Ogni incontro d´uomini / rimprovera il tratto straniero / il diverso pensare". Abgebrochen sind Verbindung und Bezug zur "Mutter Sardinien"; "matrice spenta" ist zu übersetzen mit "erloschene Quelle" oder "gelöschter Mutterboden". Der Besuch in seinem Elternhaus im Gedicht A casa lässt sich auf die ganze Insel übertragen: "Mi fermo / di fronte al camino / che accoglie / l´ultimo fuoco / Lontane visioni / s´infrangono / Lo scoppio del mortaretto / mi scrolla di dosso / un anno che s´è consumato". Längst fühlt sich der Sprecher hier nicht mehr zu Hause, das zeigt der Blick ins erlöschende Feuer. Beides, die Datierung des Gedichtes auf den 31. Dezember und seine Stellung als fünftes innerhalb der Abteilung, markieren einen Wendepunkt, nicht nur zwischen den Jahren, sondern zwischen den Kulturen. Ist Deutschland an die Stelle der sardischen Heimat getreten, der sich Sanna nun entfremdet fühlt? Begreift er sich zu diesem nicht näher präzisierten Zeitpunkt als Deutscher? Oder fällt es ihm schwer, sich ausschließlich zu einer sardischen oder italienischen Identität zu bekennen? Auf jeden Fall scheint eine tiefe Verunsicherung eingetreten zu sein, was die eigene kulturelle und nationale Identität anbelangt. Sanna fühlt sich weder dem deutschen noch dem italienischen Kulturkreis zugehörig, und gerade der Aufenthalt in Sardinien macht ihm diese Zwischenstellung bewußt. Ein Spaziergang gibt Anlaß, in einer Kindheitserinnerung - dem Balancieren auf einer niedrigen Mauer - das große Thema der Sammlung, die Suche und Sehnsucht nach einem inneren, einem psychischen Gleichgewicht, gleichnishaft darzulegen: "È difficile spiegarti il senso / delle pietre / che rafforzano il muro / del convento / Su quel muretto / ci camminavo / da ragazzo / cercando l´equilibrio / Le mie uscite notturne / mi riconducono / in quella strada / a pochi metri da casa / E mi vien di tentare". Nicht zufällig knüpft Sanna hierbei an eines der bekanntesten Gedichte Montales in den Ossi di seppia (1928) an, Meriggiare pallido e assorto..., das die menschliche Existenz als Entlanggehen an einer mit Glasscherben gespickten Mauer vergleicht ("com´è tutta la vita e il suo travaglio / in questo seguitare una muraglia / che ha in cima cocci aguzzi di bottiglia."(7)). Sanna nimmt sich vor, diesen symbolischen Gang, weiterhin zu versuchen, weiter das Gleichgewicht anzustreben.
Wacholderblüten (1984) bietet einen inhaltlich heterogenen Eindruck. Die Sammlung umfasst drei Abteilungen zu elf, sieben und zwölf Gedichten, zwischen denen zwei Zeichnungen von Fausto Melotti stehen. Den Titel darf man als poetologische Blumensprache auffassen: mit den unscheinbaren weißen Blüten des Wacholderstrauches charakterisiert Sanna selbst seine Lyrik. Von den zahlreichen, dem Wacholder in ganz Europa zugeschriebenen abergläubischen Vorstellungen seien zwei erwähnt: in Deutschland meint der Volksglaube, der an den Hut gesteckte Wacholderzweig bewahre auf Reisen vor Ermüdung; in Italien soll ein aus Wacholder gefertigter Stab unterwegs Glück bringen.(8) Das Thema Reisen durchzieht die Sammlung. Sanna, zum Zeitpunkt der Veröffentlichung seit 22 Jahren Dozent für italienische Sprache und Kultur fährt in die Schweiz (davon handelt der zweite Teil) und nach Frankreich (Reminiscenze) und besucht regelmäßig Italien. Der Beschäftigung mit dem inzwischen vertrauter gewordenen Deutschland kommt eine ungleich geringere Bedeutung zu als dies noch in Fünfzehn Jahre Augenblicke geschah, so daß das Gleichgewicht zwischen den beiden Ländern und Kulturen, Sannas wesentliches Anliegen, entweder mittlerweile hergestellt und stabil zu sein scheint - dafür spricht seine interkulturelle Vermittlertätigkeit - oder in den Hintergrund getreten ist.
Drei Gedichte widmen sich im ersten Teil ausdrücklich Deutschland. Karbach, ein Gedicht um einen Ort oder eher eine Landschaft in der Nähe von Würzburg leitet die Sammlung insgesamt ein: "M´accompagna il verde / cupo della segale e del grano / sull´altipiano / chiazzato di giallo d´orzo / I mucchi di fieno / assecondano le forme / degli alberi sparsi / e dall´occidente / s´avviciano raggi scuri / di pioggia".(9) Diese Verse über die deutsche Mittelgebirgslandschaft in einem farben-strahlenden Sommer antworten mit Absicht auf die bedrückenden Großstadtgedichte, wie sie Fünfzehn Jahre Augenblicke Sannas erster Zeit in Deutschland zuordnet; indem der Sprecher sich nunmehr Deutschland in der aus der deutschen Literatur hinreichend vertrauten Rolle des Wanderers oder Spaziergängers erschließt, zeigt er, wie weit kulturelle Assimilation und auch Identifikation vorangeschritten sind.
Es fällt auf, daß Sannas Lyrik insgesamt spektakuläre deutsche Orte, Gedächtnis- oder Erinnerungsorte meidet. Eine Ausnahme bildet das Carnevale ´59 genannte Gedicht, das zeitlich präzis in den Adenauer-Jahren spielt und am Rhein zwischen Bingen und Koblenz angesiedelt ist, an einem wie Karbach für den Italiener phonetisch diffizilen Ort, Bacharach: "Sei la mia compagna quella sera / in un baraccone di Bacharach / là dove scorre il Reno / e la birra sulle salsicce oleose // Ti ho strappato al gruppo / e al tuo amico chimico // È l´inizio di un pendolare settimanale / fra Vohwinkel e Barmen / sulla Wupper tortuosa / sorvolata dalla monorotaia". (10) Als Zauber und Ballast steigt zunächst die seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts popularisierte und europaweit präsente Rheinromantik empor, bricht aber, nicht tragfähig, mit dem vierten Vers abrupt in sich zusammen. Unklar bleibt erneut, wer mit "la mia compagna" (V. 1) angeredet ist, eine tatsächlich existierende Frau, die sagenhafte Loreley oder das in der Gestalt der Germania personifizierte Deutschland. Wenn auch gewiß persönliche Erinnerungen des Autors in dieses Gedicht Eingang fanden, so begibt er sich doch zum ersten und einzigen Mal an einen hochsymbolischen, um nicht zu sagen: deutschen Gedächtnisort, wo, was sein Blick umso schärfer bemerkt, gerade in den Nachkriegsjahren jüngste Vergangenheit und Gegenwart unvermittelt aufeinandertreffen. Der pittoreske Rheinlauf mit seinen überschaubaren Städten bildet bis in die Sechziger Jahre hinein die heile Lieblingslandschaft der Deutschen, idyllisches Gegenbild zum Kalten Krieg und Flucht vor der Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte. Der durch den Titel so hervorgehobene Karneval, und im übertragenen Sinne das Spiel mit Masken und Maskierung, schaffen eine irreale, latent bedrohliche Atmosphäre, bezeichnend für das Jahr 1959, da in Genf die Außenministerkonferenz stattfand, ohne die deutsche Frage oder das Berlin-Problem lösen zu können. Außerdem liegt wenige Kilometer flussabwärts von Bacharach bei St. Goarshausen der Loreley-Felsen, wo der Sage nach eine Wasser-Fee, die Loreley, einst Schiffer verführte und untergehen ließ. Eng, geradezu untrennbar verbunden mit diesem berühmten Rhein-Mythos ist Heinrich Heines überaus populäres 1824 geschriebene Gedicht, das bekanntlich die Nationalsozialisten nicht aus dem deutschen Balladenschatz streichen konnten und deshalb mit dem Zusatz "Verfasser unbekannt" versahen. Die Wuppertaler Schwebebahn (im italienischen übrigens prosaischer "monorotaia"/"Einschienenbahn" genannt) schließlich, stolzes Symbol sowohl des deutschen Wiederaufbaus als auch der Technikgläubigkeit der Fünfziger Jahre, beendet als modernes Transportmittel und dabei sehr unwirklich das Gedicht - als wollte, davon schwebend, der Sprecher sich diesem Wirklichkeitskonglomerat entziehen. Karnevalsstimmung, Loreley, Schwebebahn - das alles faßt ein nur scheinbar unpolitisches Gedicht sehr eingängig zusammen, dabei sehr genau die Entstehungszeit, die restaurativen Fünfziger Jahre der Bundesrepublik Deutschland charakterisierend.
Elm beschließt die erste Abteilung von Wacholderblüten. "Il giallo dei campi di colza / sul piano collinoso / irrita le mie antenne del colore / e limita piste / d´atterraggio di un volo umano / senza motori e ali meccaniche / Giunti al castello / di Ulrich von Hutten / sullo Steckelberg / ne vedo gli aspetti pratici / olio bollente / versato sulle corazze / delle macchine-uomini // Il giallo, spiega l´amico / di ritorno al luogo d´escursione / è di stimolo agli insetti / a posarsi". (27) Wieder setzt Sanna einen kleinen hessischen Ort in den Titel; unweit von Elm liegt die Burgruine Steckelberg, wo, was allerdings zum Verständnis der sensualistisch wirkenden Verse wenig beiträgt, 1488 Ulrich von Hutten geboren wurde. Die starken Farbeindrücke, die bereits Karbach enthält, verdichten sich zu einer Farbe, dem intensiven Sonnen-Gelb der Rapsfelder; auch der Rückblick auf mittelalterliche Verteidigungspraktiken (V. 11ff.) vermag die schließlich zoologisch erklärte Strahlkraft der Felder nicht zu stören. Sannas Deutschland-Bild läßt sich kaum besser resümieren: Deutschland leuchtet.
Die beiden Italien-Gedichte des dritten Teils, Firenze und das ebenfalls in Florenz angesiedelte Pendoli melottiani, beherrscht ein ausgesprochen heiterer Grundton. Am Beispiel des Florentiner Doms Santa Maria del Fiore weist das Gedicht Firenze, ungewöhnlich genug, auf die sexuellen Aspekte in der Bausymbolik der Kirchenanlage hin; die Kuppel vertritt das weibliche, der Campanile das männliche Prinzip: "Il seno / di madre chiesa / turgido e fiero / s´erge sui tetti / bassi della città / È un invito / a stillare la tua sete / e a posare il tuo capo / fra le costole bianche / L´elegante e vanitoso / compagno / come i galli canterini / fa sentire le sue campane / quasi per farsi perdonare / la sua bassa statura." (54) Die Darstellung der Arno-Stadt erinnert an eine Postkartenansicht mit einem launigen Text fern aller kunsthistorischen Schwere; Platz für individuelle Gefühlseindrücke gibt es nicht, doch erlaubt das Gedicht Rückschlüsse auf die ausgeglichene Stimmung des Sprechers. Das wiedergefundene Gleichgewicht vermittelt noch stärker das folgende Gedicht Pendoli melottiani. "Le sfere di metallo / portate dal vento / scandiscono un tempo / folle / e pure incerto / I loro tocchi / sollecitano il passaggio / degli spazi cromatici / per raggiungere il paradiso / dell´Isolotto / chiuso ai mortali / ma non alle anime / innamorate. "(56) Sanna beschreibt eine Skulptur oder Installation des Bildhauers Fausto Melotti, die 1981 anläßlich einer Ausstellung auf dem linken Arno-Ufer, im Forte Belvedere aufgestellt wurde. Fünf meterhohe Pendel schlagen, durch den Wind bewegt, gegeneinander und bringen eine fremdartig wirkende, atonale (Sphären-)Musik hervor. Obwohl sie ein "tempo / folle" (V. 3f.) anzeigen, schafft ihr synästhetisch erlebter Klang eine magisch aufgeladene, ins Unwirkliche spielende Stimmung und bewirkt, daß Liebespaare die Besuchern üblicherweise verschlossene kleine Insel im Boboli-Garten betreten können. Italien, selbst das von Touristen überrannte Florenz birgt, so mag man dieses stimmungsvolle, ganz der romantischen Tradition verhaftete Gedicht deuten, noch immer Wunder. Sanna zeigt das alte Sehnsuchtsland der Deutschen.
Fünfzehn Jahre Augenblicke und Wacholderblüten, die zwischen 1961 und 1984 entstandenen Gedichte Sannas, umfassen einen denkbar wechselvollen Zeitraum der deutschen Geschichte, der mit der Errichtung der Berliner Mauer einsetzt, über die letzten Jahre der Kanzlerschaft Adenauers, Große Koalition und Studentenbewegung, die soziale-liberale Regierung unter Brandt und Schmidt bis hinein in die Ära Kohl reicht. Sannas Blick auf Deutschland bewahrt stets eine subjektive, dabei distanzierte und reflektierende Grundhaltung; fotographisch scharf hält er Eindrücke, Erlebnisse, Erkenntnisse fest, die über Persönliches und Augenblickhaftes hinausgehen und Allgemeingültigkeit beanspruchen dürfen. Offen und unvoreingenommen beginnt ein Italiener, sich auf Deutschland und, mehr noch, auf seine Bewohner einzulassen. Eine unmittelbare Auseinandersetzung mit Zeitgeschichte bzw. deutscher Politik vermeidet Sanna indes, und insbesondere Wiederaufbau und Wirtschaftswunder, für jeden ausländischen Besucher der Bundesrepublik nach dem Krieg unübersehbar,(10) werden, wie auch die Existenz zweier deutscher Staaten, nicht thematisiert. Vordergründig engagiert gibt sich somit diese Lyrik nirgendwo. Die Vokabeln "Germania" und "tedesco" fehlen übrigens gänzlich. Sanna geht subtiler vor; indem er Großstädte weitgehend ausklammert, Berlin und Bonn geradezu demonstrativ übergeht, sucht (und findet) er in kleinen Ortschaften die idyllische Natur der deutschen Mittelgebirgslandschaft, ein über-zeitliches Deutschland (Karbach, Elm in Wacholderblüten). Lediglich das komprimierte und vielschichtige Carnevale ´59 (Wacholderblüten) faßt die bundesrepublikanische Nachkriegsstimmung prisma-artig zusammen. Sanna sucht keine Bildungserlebnisse, sondern strebt den unmittelbaren Austausch, das Gespräch mit Deutschen an (vgl. Rosso, bianco avorio..., Un calore infrarosso...., Due sfere s´incontrano.. in Fünfzehn Jahre Augenblicke).
Die Sammlung Fünfzehn Jahre Augenblicke zeigt einen Italiener, der Ende der Fünfziger Jahre in ein Deutschland kommt, das er bisher nur aus zweiter Hand, über den Umweg der Literatur kannte. Nach schwierigen Anfängen, die nicht zuletzt mit der alles Fremde ablehnenden insgesamt restaurativen Gesellschaft der Bundesrepublik zu tun haben, vollzieht sich allmählich eine Annäherung, die dann in Wacholderblüten erreicht ist. Die fremde Kultur wird umso vertrauter, je länger Sanna in seine interkulturelle Vermittlerfunktion hineinwächst, d. h. je länger er die italienische Sprache, Kultur und Literatur seinen Studenten nahe bringt. Als Dozent vertritt, ja verkörpert er gleichsam Italien und steht dabei ständig in unmittelbarem Austausch und Dialog mit Deutschen. Die aus einer gewissen Unsicherheit resultierende Suche nach einer kulturellen bzw. nationalen Identität - davon berichtet Fünfzehn Jahre Augenblicke -, die man sich ja nicht selbst zuteilt, sondern die wesentlich auch von anderen verliehen wird, tritt mit der Zeit fast völlig in den Hintergrund. Sehr gut veranschaulicht diese Entwicklung Sannas Verhältnis zu Italien. Während Fünfzehn Jahre Augenblicke noch von einem durchaus schmerzlichen Ablösungsprozeß von Italien bzw. Sardinien handelt, herrscht in Wacholderblüten zwischen Deutschland und Italien ein harmonisches Gleichgewicht der gegenseitigen Ergänzung und Anregung, das sich gerade in einem europäischen Kontext als ungemein fruchtbar und förderlich erweist.
© Thomas Amos (RWTH Aachen)
ANMERKUNGEN
(1) Salvatore A. Sanna: Fünfzehn Jahre Augenblicke. Gedichte Italienisch Deutsch. Übertragen von Ragni Maria Gschwend. Mit einer Zeichnung von Piero Dorazio. Frankfurt am Main, Privatdruck, 1978, S. 8.
(2) Zur Bild der Deutschen in Italien vgl. Eva Sabine Kuntz: Konstanz und Wandel von Stereotypen. Deutschlandbilder in der italienischen Presse nach den zweiten Weltkrieg. Frankfurt am Main usw.: Peter Lang, passim, für den interessierenden Zeitraum bis 1978 besonders S. 147-310.
(3) Vgl. komprimiert Klaus Heitmann: "Das Deutschland der Adenauer-Zeit - von italienischen Autoren gesehen", in: Anna Comi /Alexandra Pontzen: Italien in Deutschland / Deutschland in Italien. Die deutsch-italienischen Wechselbeziehungen in der Belletristik des 20. Jahrhunderts. Berlin: Erich Schmidt: 1999, S. 81-130, hier S. 81-98; ausführlicher Christian Vordemann: Deutschland-Italien 1949-1961. Die diplomatischen Beziehungen. Frankfurt am Main usw.: Peter Lang, 1993; Rudolf Lill: "Die Bundesrepublik Deutschland und Italien. Etappen einer europäischen Annäherung"; in: Fridriciana. Zeitschrift der Universität Karlsruhe, Heft 47, 1993, S.27-37
(4) Vgl. die Primärbibliographie am Ende dieses Aufsatzes.
(5) D. H. Lawrence schreibt in Sea and Sardinia: "These are the woods of Gennargentu. But they aren´t woods in my sense of the word. They are thin sprinkles of oaks and chestnuts and cork-trees over steep hill slopes. And cork-trees!" (D. H. Lawrence: D. H. Lawrence and Italy. London: Penguin Books, 1985, S. 92.)
(6) Vgl. den 1960/61 entstandenen Reise-Essay Nach Tharros von Alfred Andersch (in: Norden Süden rechts und links. Von Reisen und Büchern 1951-1971. Zürich: Diogenes, 1972, S. 84-101).
(7) Eugenio Montale: Tutte le poesie. A cura di Giorgio Zampa. Mailand: Mondadori, 1984, S. 30.
(8) Vgl. Hanns Bächtold-Stäubli (Hrsg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Bd. 9. Berlin/New York: De Gruyter, 1987, Sp.1-12.
(9) Salvatore A. Sanna: Wacholderblüten. Gedichte Italienisch Deutsch. Übertragen von Birgit Schneider. Mit zwei Zeichnungen von Fausto Melotti. Frankfurt am Main: Privatdruck 1984.
(10) Vgl. Heitmann, S. 87 u. 129.
BIOGRAPHISCHES ZU SALVATORE A. SANNA
Geboren 1934 in Oristano auf Sardinien kommt Salvatore A. Sanna, Student der Germanistik und Anglistik an der Universität Cagliari, mit einem Stipendium der sardischen Regierung 1958 für ein Jahr nach Deutschland. Nach dem Abschluß der Laurea (über politische Satire in Heines Atta Troll und Deutschland. Ein Wintermärchen) ist er zunächst Austausch-Assistent für Italienisch an zwei Frankfurter Gymnasien, bevor er 1962 eine Dozentur für italienische Sprache und Literatur an der Johann Wolfgang Goethe-Universität übernimmt, die er bis 1998 vertritt. Engagiert setzt sich Sanna fortan auch außerhalb seiner akademischen Lehrtätigkeit für die Annäherung zwischen Deutschland und Italien ein: 1966 gründet er die Deutsch-Italienische Vereinigung e. V. in Frankfurt am Main, eine der ältesten und renommiertesten ihrer Art mit der 1976 angeschlossenen, der modernen Kunst gewidmeten Frankfurter Westend Galerie, 1976 den Fachverband Italienisch in Wissenschaft und Unterricht und 1979 schließlich die Zeitschrift Italienisch, die er als Mitherausgeber zu einem der wichtigsten italianistischen Publikationsorgane ausbaut. Für seine Verdienste um die Völkerverständigung erhielt Sanna das Bundesverdienstkreuz am Bande und wurde 2004 zum Commendatore dell' Ordine al Merito della Repubblica Italiana ernannt.
BIBLIOGRAPHIE ZU SALVATORE A. SANNA
Primärbibliographie
Sekundärbibliographie
5.11. Das Schreiben in der Migration: Literatur und kulturelle Kontexte in der Romania
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Inhalt | Table of Contents | Contenu 15 Nr.
For quotation purposes:
Thomas Amos (RWTH Aachen): "Due sfere s´incontrano".
Die deutsch-italienische Verständigung in Salvatore A. Sannas
Gedichtsammlungen Fünfzehn Jahre Augenblicke und Wacholderblüten.
In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften.
No. 15/2003. WWW: http://www.inst.at/trans/15Nr/05_11/amos15.htm