Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 16. Nr. August 2006
 

6.6. Das Jiddische als Kulturvermittlung
HerausgeberIn | Editor | Éditeur: Astrid Starck Adler (Basel)

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Literarische Übersetzungen in das Jiddische im 21. Jahrhundert - wofür und für wen?

Armin Eidherr (Salzburg, Österreich)
[BIO]

   

Eines der Vorurteile im Bezug auf das Jiddische - und diese Vorurteile gegen das bzw. gegenüber dem Jiddischen ähneln bisweilen sehr den allgemeinen "Bildern der Judenfeindschaft" - ist das der Abgeschlossenheit. Das kann "gut" (heile, ganze Welt des "Shtetls", der religiösen Verwurzeltheit ...) oder "böse" (Weltverschwörung, Mauscheln, Rückständigkeit ...) gemeint sein und wird in diesen beiden Formen bei der Beschäftigung mit dem Thema auf Schritt und Tritt begegnen. Dabei war von Anfang an die jiddische Kultur sozusagen "im Innersten" von Übersetzungen im umfassendsten Sinn geprägt. Stichworte sind etwa Cheder, religiöse Literatur, Mehrsprachigkeit. Und ein wesentlicher "Zweig" der jiddischen Literatur waren immer auch Übersetzungen anderssprachlicher Literatur ins Jiddische. Und ein großer Teil der jiddischen Schriftsteller, Prosaiker und Dichter waren auch Übersetzer.

Zwei Meinungen zu Übersetzungen ins Jiddische zeigen das Spannungsfeld, in dem diese gesehen wurden. Zuerst die eher negative von S. Kalmanowitsch, die neben der Kritik an den Übersetzungen zwischen den Zeilen manches von den allgemeinen Vorurteilen gegenüber dem Jiddischen zu beinhalten scheint:

1)
"in der moderner jidischer, un ojch hebreischer literatur, farnemen ibersezungen a grojssn ort. (...) in der jidischer literatur hobn ibersezungen geschpilt a grojsse role, basunderss in der elterer zajt: di religjese literatur in jidisch is kimàt inganzn ibergesezt fun hebreisch, un ojch di eltere weltleche literatur is zum wajt gresstn tejl an ibergesezte. in der moderner schejner literatur in jidisch sajnen ojch faran a ssach ibersezungen, doss rov sejer schwache; fil klejner is di zol jidische ibersezungen fun wissnschaftleche werk, ojch mersstntejlss schwache, nischt pinktleche un on a schtrenger terminologje. zwischn di ibersezungen in jidisch zejchenen sich ojss zum gutn di arbetn fun d’r j. merisson un n. schtif."(1)

Die zweite Einschätzung, von Jankev Schazki, zeichnet dagegen ein sehr anderes Bild:

2)
"ess is an ongenumener clal as literatur messt men nit nor afn ssmach fun originele werk, nor ojch af der zol ibersezungen fun der klassischer literatur, woss si farmogt. bisn jor 1939, d.h., far der hitler katasstrofe hot di jidische literatur sich farschaft a ssach kompetente ibersezungen in poesje, prose un afile wissnschaft gemacht fun fremde schprachn. di lage hot sich, lajder, schtark geendert zum schlechtn. mimejle is jede naje ibersezung fun di welt literaturn a gewinss un a derfrejendikndike [sic!] derschajnung.

hersch rosenfeldss ibersezungen fun dem nazjonaln, poetischn eposs fun finlendischn folk, fun der kalewala, is a wichtiker kultur-literarischer ìnjen. doss werk is schojn lang ibergesezt geworn inganzn oder in tejln in kimàt ale kulturschprachn fun der welt. (af hebreisch hot kalewala ibergesezt der grojsser poet schóel tschernichowsski un is afile ojssgezejchnt geworn fun der finlendischer akademje far literatur.)"(2)

Ein Überblick über die Geschichte der Übersetzungen ins Jiddische legt eine vierfache chronologische Gliederung nahe:

(1) Die jiddische Literatur bis zu den Klassikern.

Hier finden sich Übersetzungen, wie auch originäre Werke auf Jiddisch, bisweilen noch mit entschuldigenden Vorbemerkungen versehen: "far wajber", ... Für frühe jiddische Literatur und den Zusammenhang mit dem "übersetzerischen Prinzip" ließ sich Werke wie das "Melochim-Buch", Elia Levitas "Kühbuch" oder schließlich Übersetzungen vom "Midrasch-Raba" und anderen Werken religiös-traditioneller Natur anführen. Festzuhalten ist, dass es sich beim "Melochim-Buch", das sich grob als religiös-episch kategorisieren ließe, wie auch bei Elia Levitas "Kühbuch" (weltlich-moralisch ), um keine eigentliche Übersetzung handelt, sondern um die "Übernahme fremder literarischer Formen"; "fremde Formen (erhielten) eigenen Inhalt." "Die jiddische episch-biblische Dichtung, zu der auch das Melo kîm-Bû k gehört, ist das Produkt zweier Kulturen. Die Anregung zu seinem Entstehen und seiner Gestaltung verdankt es der mittelhochdeutschen geistlichen Dichtung, wobei auch die Heldenromane nicht ohne Einfluss geblieben sind. Was den Inhalt betrifft, ist das Werk jedoch rein jüdisch und das Produkt jahrhundertealter eigener literarischer Entwicklung." (3)

(2) Situation um und ab 1900.

In dieser Zeit der rasanten Entwicklung der jiddisch-weltlichen Kultur nimmt die Dichte der Übersetzungen in allen ihren Zentren enorm zu. Und so wurden im zwanzigsten Jahrhundert bis in die vierziger und fünfziger Jahre hinein viele Hunderte Werke aus der ganzen Weltliteratur ins Jiddische übersetzt: Plato, Omar Chajjam, Cervantes, Shakespeare, Spinoza, Byron, Goethe, Schopenhauer, Heine, Nietzsche, Dostojewski, Tolstoi, Gogol, Kropotkin, Bakunin, Vernes, Ibsen, Wilde, Schnitzler, D'Annunzio, Zweig usf.

Isaac Bashevis Singer übersetzte etwa, ehe er von seinen schriftstellerischen Arbeiten leben konnte, Werke von Thomas Mann (Der Tsoyberbarg. Wilna 1930), Erich Maria Remarque (Afn Mayrev-Front keyn Najes. Wilna 1930; Der Veg af tsurik. Wilna 1931), Stefan Zweig (Romen Rolan. Warschau 1929), Knut Hamsun (Di Vogler. Wilna 1928; Pan. Fun Leytenant Tomas Glans Ksovim. Wilna 1928; Viktorya. Wilna 1929) u.a.

Natürlich gibt es auch mehrere Übersetzungen des Alten Testaments und sogar des Neuen(4).

Eine neue Einstellung zu den Übersetzungen ist etwa daraus zu ersehen, dass in Vor- oder Nachreden kaum mehr bzw. immer seltener Rechtfertigungen zu finden sind. Diese Einstellung korrespondiert mit der generellen der jiddischen Kultur gegenüber, das heißt, mit einem wachsenden kulturellen Selbstbewusstsein, wie es spätestens seit der Czernowitzer Sprachenkonferenz von 1908 festgestellt werden kann.

Reste einer Rechtfertigungshaltung finden sich etwa in Kh. Zhitlovskis Nachwort zur Nietzsche-Übersetzung: "ess is jedue-lacl ansche-schloimejnu, as di schwersste sach zu ibersezn in a gutn idisch, is - fun dajtsch."(5)

Im Vordergrund stehen aber übersetzungstheoretische Überlegungen, die in jenem zweifachen "ideal fun ibersezung in jidisch" münden:

[A] "ibersezn asoj, akurat wi der mechaber wolt doss lechathchile geschribn in jidisch far a jidischn leser - un hobndik thomid in ojg ot dem grunt-clal,

[B] sich mien iberzutrogn in jidisch dem ganzn schprach-oizer fun dem original, un derbaj, - af wifil ess lost sich, on gewalt, - seen, as di ibersezung sol machen ojch demselbn schprachlechn ajndruk, welchn der teksst lost iber baj der nit-jidischer leser-welt."(6) "baj der nit-jidischer leser-welt" ist dabei als "bei den nicht Jiddisch lesenden (jüdischen und nichtjüdischen) Lesern" zu verstehen.

Besonders in den literarischen Zeitschriften werden zahlreiche Übersetzungen damals aktueller zeitgenössischer Texte publiziert. So konnte man zum Beispiel in der von Itsik Manger herausgegebenen Zeitschrift "gezejlte werter" Texte von Trakl(7), Rilke, Hofmannsthal, ... lesen. Dies setzt sich bis in die Gegenwart fort, wo etwa sehr gelungene Lyrikübersetzungen von Alexander Spiegelblatt (Jewgeni Jewtuschenko, Paul Celan u.a.) erschienen.

Daneben findet sich auch sehr viel Zeitgeschmackliches, das heute die damalige Bedeutung oft verloren hat (Werke etwa von Georg Brandes, D’Annunzio, Anatole France, Knut Hamsum, Romain Roland, Otto Weininger), was aber eben durchaus als Zeichen von lebendiger Kultur zu sehen ist.

Solange es eine größere jiddische Leserschaft gab, spielten diese Übersetzungen eine eminente Rolle - auch für die persönliche Entwicklung und Orientierung, wie es z.B. Isaac Bashevis Singer in seinem Roman "Schoscha" thematisiert.(8)

Mit der fortschreitenden Abnahme dieser Leserschaft verringerten sich auch drastisch die Veröffentlichungen von Übersetzungen ins Jiddische.

(3) Um 1950 begann das langsame Abnehmen der Übersetzertätigkeit.

Zu den letzten bedeutenderen Buchveröffentlichungen gehörten beispielsweise:

Kalevala. Folks-epos fun di Finen. Yidish: Hersh Rozenfeld. New York: H. Rosenfeld 1954; Hemingvey, Ernest: Der Alter un der Yam. Yidish: M. Shtiker. New York: Der Kval 1958 (9); Litvin, Mordkhe (Übersetzer und Herausgeber): Frantseyzishe poezye. Iberzetsungen un komentarn. Band 1 Paris 1968, Band 2 Paris 1986.

Hier waren für die Übersetzungen übrigens schon keinerlei Rechtfertigungen, was die Wahl der jiddischen Sprache betrifft, mehr nötig; es finden sich, etwa bei Litvin, nur mehr übersetzungstheoretische Überlegungen von hohem Niveau.

(4) Die letzten 10 Jahre.

Nach einer deutlichen Abnahme der Übersetzungen ins Jiddische scheinen sie sich in den letzten Jahren wieder vermehrter Beliebtheit zu erfreuen, eine Art Wiederaufleben vermeint man beobachten zu können.

Gleichzeitig lebt das Thema der Übersetzung ins Jiddische bis hinein in die Internetforen etwa in der Debatte Wiesel / Kant in einem antisemitischen Kontext wieder auf: Es geht darum, dass Norman Finkelstein in seinem Buch The Holocaust Industry. Reflections on the Exploitation of Jewish Suffering ( London/New York 2000 ) Elie Wiesel im Allgemeinen und Speziellen der Lüge zeiht und als einen "Beleg" die Äußerung Wiesels anführt, er erinnere sich, Kants "Kritik der Reinen Vernunft", bald nach seiner Befreiung aus Buchenwald auf Jiddisch gelesen zu haben, was Finkelstein als "preposterous statement" (absurde, groteske Behauptung) abtut, wären doch Kants Werke niemals ins Jiddische übersetzt worden (eine "Entdeckung", die natürlich sofort dankbar von verschiedenen Rechtsradikalen (Holocaustleugnern usf.) aufgegriffen wurde). Dem entgegnete nun Iosif Vaisman im Internetforum "Mendele":

Norman Finkelstein's assertion that reading "The Critique of Pure Reason" in Yiddish is a "preposterous statement" may serve as a good example of his "scholarship". I did not read Finkelstein's books (the pages I saw made me nauseous), but somehow I believe that this is not the only example. This particular Finkelstein innuendo is directed not only against Wiesel, but also against Yiddish culture (reading Kant in Yiddish is not just a mistake or a lie, it's a "preposterous statement"; apparently, the very idea sounds absurd to Finkelstein).

Of course Kant was translated into Yiddish. In 1945, Wiesel could have read, for example, "Kant's etik" (Varshe: Farlag Etik, 1929. 66 p. Oysgekliben durkh N. Sheynberg). Although this edition contains extensive excerpts from "The Critique of Practical Reason", the book's existence takes complete care of the "preposterousness". And Finkelstein's effort to discredit a memoirist, because after fifty years he did not remember which one of Kant's Critiques he had read, illustrates the quality of the polemic.

There are many other books in Yiddish that treat at length Kantian philosophy (including "The Critique of Pure Reason"), contain quotes and extracts from Kant's works, and could have been available to Wiesel in 1945. An incomplete list includes:

Karl Kautsky, Etik un di materialistishe oyfasung fun der geshikhte (Nyu York: Di Heym, 1919. The entire Chapter 3 discusses Kant's views).

Friedrich Engels, Ludvig Fayerbakh un der sof fun der klasisher Daytshisher filosofie (Moskve: Der Emes, 1940. There was also another translation:

Ludvig Fayerbakh un der oysloz fun der klasisher Daytshlandisher filosofie,

Nyu York: Ikuf, 1943)

K. Gutboym, Artur Shopenhoyer: zayn lebn un filosofie (Varshe: A. Gitlin, 1922).

Herbert Spencer, Di ershte prinzipn: a sistem fun sintetisher filosofie (Vilna: YIVO, 1937).

Max Schatz, Fun roym tsu tsayt: gedanken tsu a kulturfilozofye (Rige: Arbeterheym, 1922).

Jacob Bobinsky, Shleymes un Kants derkentenish-teorye (and other essays published in the early 1940s in "Yidishe shriften").

The bottom line is simple: Finkelstein's rant on Wiesel's alleged lie about reading Kant in Yiddish isn't worth much. However, his "discovery" was put to good use by various Holocaust deniers, (...).(10)

Doch jenseits dieser antisemitischen und antijiddischen Debatten ist in letzter Zeit gleichzeitig ein Aufleben der Übersetzungen ins Jiddische zu bemerken.

Um welche Texte handelt es sich dabei? Und welche Motivationen verbergen sich dahinter - nämlich von Verlagen, solche Literatur zu veröffentlichen, und von Lesern, sie zu kaufen?

Voraussetzen können wir die Feststellung, dass all jene neuen Übersetzungen vom linguistischen Standpunkt aus gesehen korrekt sind. Auffällig ist auch, dass wir es eigentlich häufig mit solchen literarischen "Klassikern", die eine Nähe zur "Kinderliteratur" aufweisen, zu tun haben.

Betrachen wir nur die Situation in Amerika und Deutschland.

In Amerika kamen in den letzten Jahren etwa folgende bekannt gewordenen Übersetzungen heraus: D i Kats der Payats (The Cat in the Hat - Author and Illustrator: Dr. Seuss); Yiddish Translation: Sholem Berger. New York: Twenty-Fourth Street Books 2003; Vini der Pu (Winnie-the-Pooh - Author : A. A. Milne); Yiddish Translation: Leonard Wolf. New York: Dutton Children’s Books 2000; Di dray Bern (The three Bears - Author: Trad.); Yiddish: Marcia Levinsohn. O.O. 1991.

In Deutschland erschienen speziell im "Mundart-Verlag Michaela Naumann" Übersetzungen wie 1999 vom "Struwwelpeter" ("Pinye Shtroykop. vitsike mayses un komishe bilder"), in den darauf folgenden Jahren von "Max und Moritz" ("Shmul un Shmerke")(11), sowie Bücher von A. de Saint-Exupéry, G. Orwell, B. Brecht und den Gebrüdern Grimm, E. Kishon.(12)

An wen richten sich diese Publikationen? Sind es eher Kuriosa oder doch mehr? Welche Funktion scheinen Übersetzungen ins Jiddische im 21. Jahrhundert bekommen zu haben?

Die jeweilige Verschiedenheit des Zielpublikums wird aus Leserreaktionen und Rezensionen klar:

"Leonard Wolf selbst hatte die Idee gehabt, Winnie-the Pooh ins Jiddische zu übersetzen - aus Nostalgie. Zwar gehöre Jiddisch noch nicht zu den toten Sprachen, aber außer den orthodoxen Juden und einigen Judaistikstudenten unterhalte sich heute kaum jemand mehr in dieser Mischung aus Deutsch, Polnisch, Hebräisch und Englisch [sic!]. ‚Das ist einfach Realität’, resümiert Wolf. ‚Ich sehe es ja an meinen Kindern und Enkeln. Auch sie haben kein Jiddisch mehr gelernt.’ - Vini-der-Pu können sie nicht lesen."(13)

In Amerika steht offensichtlich die Nostalgie nach einer alten Welt, vermengt mit einer Suche nach Identität, nach "Booba-Zaida"-Wurzeln im Vordergrund.

Aufschlussreich sind dabei einige Customer Reviews zu Vini der Pu(14):

"There were espressions in the text that I hadn’t heard since I was a child in New York." (L.M. Faltz); "The book is quite a lovely and wonderful idea - to not only have one’s childhood favourite but to have it in the language of one’s parents and grandparents. The familiarity and nostalgia make it a heart-warming buy. (...) a wonderful present for new parents and grandparents - even if just to hold in their hands." (Susie) Aber auch kritische, leicht zynische Stimmen gibt es: "Who’s this book for, anyway? Kids who speak Yiddish? Bubbies and Zeidies feeling nostalgic? (...) Jewish Buddhists who want to read the original stories behind the ‘Tao of Pooh’ in the language of their ancestors? I have a sneaking suspicion that most purchases of this book will be as a "gag" gift item, and for that, it’s perfect." (J3fer).

In Deutschland überwiegt dagegen eine Art ‚philosemitischer’ Aspekt.

Die ersten beiden Bücher der Jiddisch-Serie aus dem Naumann-Verlag, "Pinye Shtroykop" (1999) und "Shmul un Shmerke" (2000), haben Vorworte (die folgenden Bände keine mehr, wahrscheinlich, weil diese Vorworte auch die Voraussetzungen derselben erschöpfend erklären).

In Pinye Shtroykop findet sich ein Geleitwort von Ignatz Bubis, worin es heißt:

"Die vorliegende Veröffentlichung erfüllt die wichtige und bedeutende Aufgabe, Jiddisch den Menschen wieder näher zu bringen. So wird nicht nur die Geschichte des Struwwelpeters, sondern vor allem auch das Wissen verbreitet, dass Jiddisch vor dem Holocaust die Muttersprache von ca. 12 Millionen Menschen war und heute als Folge von Genozid und Vertreibung als Sprache in Europa nur noch von einer kleinen Minderheit gesprochen wird."(15)

Die Frage ist nun tatsächlich, wie und warum "die vorliegende Veröffentlichung (...) Jiddisch den Menschen wieder näher" bringen kann. Warum "wieder"? War es ihnen, den potenziellen Käufern, früher schon einmal nahe? Welches Bild vom Jiddischen wird durch die Übersetzung des Struwwelpeters vermittelt und wieso durch sie "vor allem auch das Wissen verbreitet, dass Jiddisch vor dem Holocaust die Muttersprache von ca. 12 Millionen Menschen war"?

Um welches Bild es sich handelt, machen die Vorworte von Walter Sauer, dem Herausgeber der Reihe, klar: Es ist das Bild des Städtels, mit dem allein die jiddische Sprache und Kultur in Zusammenhang gebracht wird:

"Soweit bekannt, wurde der Struwwelpeter, im Gegensatz etwa zu dem gleichermaßen wohlbekannten und im Ausland weitverbreiteten Max und Moritz von Wilhelm Busch oder den Märchen der Brüder Grimm, bisher jedoch noch nie ins Jiddische übersetzt. Diese Lücke kann nun durch die Veröffentlichung der hier unter dem Titel Pinye Shtroykop vorliegenden jiddischen Fassung geschlossen werden. Das Buch wendet sich sowohl an Freunde des Struwwelpeter als auch an Sprecher und Liebhaber des Jiddischen in aller Welt. (...) Die in transliterierter Form auffällige Nähe zum Deutschen erleichtert dabei den Zugang zu dieser schönen, ausdrucksstarken Sprache."(16) Aber es gibt dann halt doch Wörter, "die nicht leicht vom Deutschen her zu erschließen sind" und die in einem "jiddisch-deutschen Glossar" erklärt werden.(17)

"Ihr (der jiddischen Sprache) Ursprung geht einerseits auf das Mittelhochdeutsche zurück. Sie teilt daher mit dem heutigen Deutsch einen Großteil seines Wortschatzes - wenngleich in für den deutschen Muttersprachler oft >verfremdeter< Form."(18) - Was soll das? Wie verfremdet? Warum verfremdet?

"Verfremdet" erscheint jedenfalls die Darstellung der jiddischen Kultur, wie sich das anhand von drei Punkten zeigen lässt:

1.) Das Jiddische als "Sprache des Städtels":

"Als Jiddisch bezeichnet man die Sprache der osteuropäischen Juden, die Sprache des shtetl, wie sie vor dem zweiten Weltkrieg noch von bis zu zwölf Millionen Menschen vor allem in Polen, Litauen, der westlichen Ukraine und Weißrussland als Muttersprache gesprochen wurde."(19)

Das ist natürlich nicht völlig unrichtig; wo ist jedoch der Aspekt, dass es sich bei der jiddischen um eine zuhöchst auf die Moderne reagierende Kultur handelt - jenseits von allen Städtel-Klischees?

"Wenn hier nun eine neue Übersetzung des Buches ins Jiddische vorgelegt wird, so sei daran erinnert, dass die beiden >Bösewichter< im shtetl eigentlich keine Unbekannten sind. Bereits in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts war die >Übeltäterei< von Notl un Motl oder Maks un Morits auf jiddisch zu lesen (Übersetzer: Yoysef Tunkl bzw. Y. Krasnyanski), doch sind diese Bücher längst vergessen und nur in seltensten Exemplaren erhalten. Auch handelt es sich bei beiden Fassungen um sehr freie Nachdichtungen, so dass hier nun die erste eigentliche Übersetzung des Kinderbuchklassikers vorliegt. Allerdings konnten die zwei shkotsim (Lümmel), shtifer (Witzbolde) und kundeysim (Lausebengel) ihr literarisches Unwesen im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts noch innerhalb einer blühenden Kultur des osteuropäischen Judentums treiben (...)."(20)

Diese Rechtfertigung der Neuübersetzung von "Max und Moritz" legt die Frage nahe, warum man nicht die beiden schon existierenden, exzellenten Nachdichtungen faksimiliert, transkribiert, wörtlich übersetzt und mit ausführlichen Kommentaren neu herausgegeben hat. So hätte man sehr viel mehr über die jiddische Kultur vermitteln können.

2.) Die Kultur des Ostjudentums als "Städtelkultur":

"(...) ist es ihnen (den Übersetzern) hervorragend gelungen, den Text sprachlich und kulturell konsequent ins jiddische shtetl zu versetzen. Davon zeugt allein schon die einfallsreiche Verwendung jiddischer Namen: Aus Max und Moritz wurden Shmul un Shmerke, deren Namen wie im Deutschen alliterieren und dieselbe Silbenzahl aufweisen, aus Lehrer Lämpel wurde Reb Uri-Fayvish (hebr. Uri = mein Licht und jidd. Fayvish = Phöbus, Sonne) und Reb Itsik, dem die bösen Buben - man bemerke das Wortspiel! - i tsap i tsig (Ziegenbock und Geiß) nachrufen, entspricht dem Schneider Böck, der mit seinem Handwerk die kehile (jüd. Gemeinde) auch mit kapotes, den typischen langen Mänteln jüdischer Männer, versorgt."(21)

Und ähnlich heißt es auch im Struwwelpeter-Vorwort, wobei auch da viele Städtel-Ingredienzien mit aufgezählt werden: "So haben sie (...) etwa aus Peter Pinye, Friedrich Itsik, Paulinchen Peshinke oder aus Hans Henekh gemacht. An Itsiks Tischchen tut sich der Hund an einer originellen Speisefolge von flodn, broyt mit shmalts und vayn gütlich, und unter den Attributen der tintnikes, der schwarzen Buben Menakhem-Mendel, Kalmen und Velvl, findet sich jetzt auch ein beygl. Der aus der christlichen Mythologie stammende Nikolaus wird ersetzt durch die Figur des Motke Khabad, die ursprünglich der jüdisch-polnischen Literatur verpflichtet ist. Und natürlich passt auch das Christkind des Vorspruchs nicht in den jüdischen Kontext. Statt dessen stellt der jiddische Text den braven Kindern in Aussicht, dass di shkhine oyf zey rut (>die Gegenwart Gottes auf ihnen ruht<). All dies trägt mit zu einer eigenen, in sich stimmigen kulturellen Identität der jiddischen Fassung bei."(22)

Auch in den anderen ins jiddische übersetzten Büchern der Reihe wird dieses Prinzip, "den Text sprachlich und kulturell konsequent ins jiddische shtetl zu versetzen", eingehalten. Die Sinnhaftigkeit davon bei Übersetzungen will einem jedoch nicht immer so recht eingehen - höchstens die ‚Gag’haftigkeit.

Warum Namen tauschen? Man stelle sich das umgekehrt vor, wenn man Werke aus der jiddischen Literatur etwa aus einem ostjüdischen in ein westlich-christliches Milieu umpflanzen würde ... Dagegen ist unverständlich, was an der Speisefolge von flodn, broyt mit shmalts und vayn und an einem beygl besonders "originell" sein soll, wo es doch, gut getroffen, ganz normal ist?

"In jüngerer Zeit zeigt sich ein vermehrtes Interesse am Jiddischen und der untergegangenen Kultur des shtetl, wie man an einer nach wie vor lebendigen jiddischsprachigen Literatur, der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Jiddisch, der Popularität von Klezmer-Musik und jiddischen Liedern und nicht zuletzt an der großen Zahl jiddischer Internetseiten sieht."(23)

Es ließe sich nun viel sagen über das "vermehrte Interesse am Jiddischen und der untergegangenen Kultur des shtetl", sowie über "die Popularität von Klezmer-Musik und jiddischen Liedern"; angemerkt sei aber nur, dass das alles durch solcherlei Bücher wahrscheinlich eine Verstärkung in Richtung Städtel-Imago-Bildung erfährt - ein echtes Verständnis der ostjüdischen Kultur wird dabei eher verhindert als vertieft oder auch nur angeregt.

3.) Die Vernichtung des Ostjudentums wird auf die "Vernichtung des Städtels" reduziert:

"Die Gründe für den Niedergang des Jiddischen liegen in der physischen und kulturellen Auslöschung des shtetl und seiner Bewohner durch die Barbarei des Holocaust, die damit einhergehende Vertreibung und die ihr folgende Emigration."(24)

Auch das ist natürlich nicht ganz falsch, verbirgt aber in seiner Eindimensionalität den Blick auf ein viel komplexeres Geflecht an Ursachen für den "Niedergang des Jiddischen" - und natürlich auch auf die wahren Dimensionen der Schoah.

Abschließend noch einige Bemerkungen:

Wie gesagt, die zur Sprache stehenden Übersetzungen sind nicht schlecht, wirken oft aber bemüht und steril. Kishon "funktioniert" noch am besten - genau so wie die Märchen der Gebrüder Grimm. Es stellt sich jedenfalls die Frage, warum man nicht eher schon existierende Übersetzungen, philologisch betreut, neu zugänglich macht (auch von so populären Klassikern, wie den genannten, oder anderen, heute schwer erhältlichen). Irgendwie wirken die neuen Bücher doch wie Kuriosa.

Zu den in Deutschland erschienen jiddischen Übersetzungen hat sich Richard Chaim Schneider in der "Welt" in der umfangreichen Besprechung "Besser als Rumplshtiltsl. Kurzweilige jüdische Volksmärchen"(25) in einem ähnlichen Sinn, wie meine Überlegungen waren, geäußert; ich möchte diese thesenartig zusammenfassen:

"Wer soll das eigentlich lesen? (...) Keine Frage, das kleine Bändchen ist liebevoll und sehr schön gemacht. Es gibt einen Teil, in dem das Jiddische (...) mit hebräischen Lettern geschrieben ist, wie es sich gehört. Und daneben dieselben Märchen in der Transkribierung mit lateinischen Buchstaben. Berühmte Märchen wie ‚Rumplshtiltsl’ oder ‚Shneyvaysl un Royznrot’ sind in dem kleinen Bändchen ebenso zu finden wie ‚Dornreyzl’ und andere. Doch: Wozu soll das gut sein? (...) Denn weder sind diese Texte im Original auf Jiddisch geschrieben worden, noch ist das Jiddische für den normalen deutschen Leser eine so vertraute ‚Nebensprache’, dass sich der Text ohne Probleme lesen ließe. Bleibt als Antwort auf das ‚wozu’ lediglich: aus Spaß! (...) Beide Neuveröffentlichungen werfen allerdings einige Fragen auf, die weit über die Auseinandersetzung mit deren Inhalten hinausreicht: Wieso ist ‚jiddische Literatur’ auf dem deutschen Buchmarkt so beliebt? Besteht hier nicht die Gefahr einer Folklorisierung und Klischierung ‚des Juden’ [und besonders auch, muss hinzugefügt werden, der jiddischen Kultur, A.E.]? Spätestens seit dem Welterfolg des Musicals ‚Anatevka’ hat sich das Bild vom kauzig herumgestikulierenden Jid' im deutschen Bewusstsein verankert. Es ist jener ironische, manchmal ein wenig melancholische Jude, der auch das schlimmste Schicksal mit eben jenem ‚typisch jüdischen’ Humor erträgt und dabei in einem permanent-skurrilen Dialog mit Gott steht - natürlich auf Jiddisch. Dieses Bild ist ein Gegenkonstrukt der Post-Holocaust-Ära zur ‚Stürmer’-Karikatur aus dem Dritten Reich und trotzdem nicht weniger falsch."

In Schneiders Conclusio sehe ich nun das Problem nicht richtig erkannt, bzw. einen nicht schlüssigen Hinweis:

"Bedienen deutsche Verlage vielleicht unabsichtlich Klischeevorstellungen, indem sie ausgerechnet das Jiddische in der jüdischen Kultur mit solchen Veröffentlichungen betonen? (...) Bliebe den deutschen Verlagen die Aufgabe, auch andere Bereiche der reichhaltigen Literatur des Judentums zu erschließen, allen voran die Texte der Sefardim, die kein Wort Jiddisch sprachen und deren literarische Tradition in der Kultur Spaniens und des Orients ihre Wurzeln hat. Es wäre schön, wenn in Deutschland langfristig das ganze, breite Spektrum der jüdischen Literatur vorgestellt würde. Zumindest wäre dies ein wichtiger Schritt, sämtliche gängige Judenbilder ad absurdum zu führen - und ein Gewinn für den Leser allemal."

Natürlich verdiente vieles in der jüdisch-außerjiddischen Kultur (etwa der ganze sefardische Bereich), dass es bekannter gemacht wird - und es geschieht dahingehend auch mehr, als die Ausführungen Schneiders vielleicht vermuten lassen könnten. Aber das ist hier nicht das Thema. Schneider schlägt selbst Töne an, die das Jiddische eher herabsetzend darstellen ("ausgerechnet das Jiddische in der jüdischen Kultur" ...). Es geht sehr wohl um die jiddische Kultur und ihre richtige Darstellung - in noch vielen Monografien und noch mehr ausständigen Übersetzungen.

© Armin Eidherr (Salzburg, Österreich)


ANMERKUNGEN

(1) Zelik-Hirsh Kalmanovitsh: "iberzetsungen". In: algemeyne entsiklopedye. tsveyter band. pariz: dubnov-fond 1935, Sp. 25-27. Sp. 27. (Dt.: "In der modernen jiddischen und auch hebräischen Literatur nehmen Übersetzungen einen großen Platz ein. (...) In der jiddischen Literatur spielten Übersetzungen besonders in älterer Zeit eine große Rolle: Die religiöse Literatur auf Jiddisch ist fast gänzlich aus dem Hebräischen übersetzt, und auch die ältere weltliche Literatur ist zum größten Teil eine übersetzte. Auch in der modernen schönen Literatur auf Jiddisch gibt es viele Übersetzungen, die Mehrzahl sehr schwache; viel geringer ist die Zahl jiddischer Übersetzungen wissenschaftlicher Werke, auch die zumeist schwach, ungenau und ohne strenge Terminologie. Unter den Übersetzungen ins Jiddische zeichnen sich positiv die Arbeiten von Dr. J. Merison und N. Schtif aus.")
Selik-Hirsch Kalmanowitsch, 1885?-1944, übersetzte u.a.: Brod, Max: Di Froy fun undzer Beykshaft. Roman. Riga: Farlag far Alemen 1928; Dubnov, Sh.: Idishe Geshikhte. Wilno 1909-1910; Dubnov, Sh.: Algemeyne Idishe Geshikhte. Fun di eltste Tsaytn biz dem talmudishn un mitlalterlekhn Peryod. Vilne 1920; Emerson, V.: Vos iz Kunst? New York 1915; Hashek, Yaroslav: Der braver soldat Sveyk ... Rige 1928; Ludvig, Emil: Yuli 1914. Rige 1929; Vels, Herbert: Velt-Geshikhte (6 bend). Vilne 1930.
Anm. zum Text: J.A. Merison (1866 - 1941) hat Werke von Darwin, Ibsen (unter dem Pseudonym "a. yam"), Kropotkin, Lassalle, Malatesta, Marx, H. Spencer, Stirner, Thoreau ... übersetzt.
Nochem Schtif, 1879 - 1933. Übersetzer u.a. von: Brunin, Z.: Privat-Handl un Gebroykh-Kooperazye. Kiev 1919; Dubnov, Sh.: Di nayste Geshikhte fun yidishn Folk. Bd. 1. Berlin 1923; Bd. 2. Warshe 1926; Gideman, M.: Idishe kultur-geshikhte in Mitlalter. Berlin 1922; Izaks, Ahrn: Avtobiografye. Berlin 1922.

(2) Yankev Shatski: [Vorwort zu:] Kalevala, Folksepos fun di Finen. Y idish: Hersh Rozenfeld. New York 1954. Unpaginiert. (Dt.: "Es ist eine akzeptierte Regel, dass Literatur nicht nur auf der Grundlage originaler Werke gemessen wird, sondern auch an der Zahl von Übersetzungen der klassischen Literatur, welche sie besitzt. Bis zum Jahr 1939, das heißt vor der Hitler-Katastrophe, kamen zahlreiche kompetente Übersetzungen von Dichtung, Prosa und sogar Wissenschaft aus fremden Sprachen in die jiddische Literatur. Die Lage hat sich leider stark zum Schlechten verändert. Natürlich ist jede neue Übersetzung aus den Literaturen der Welt ein Gewinn und eine erfreuliche Erscheinung.
Hersch Rosenfelds Übersetzung des nationalen, poetischen Epos des finnischen Volkes, des Kalevalas, ist eine wichtige kulturell-literarische Angelegenheit. Das Werk ist schon längst ganz oder teilweise in fast alle Kultursprachen der Welt übersetzt worden. (Auf Hebräisch hat das Kalevala der große Dichter Saul Tschernichowski übersetzt und ist sogar von der finnischen Akademie für Literatur ausgezeichnet worden.)")
Anm.: Jankev Schazki lebte von 1893-1956; sein Hauptwerk ist: geshikhte fun yidn in varshe. New York o.J.
Hersch Rosenfeld (1884-1960) übersetzte neben dem Kalevala u.a. auch folgende Werke: London, Dzhek: der veg. New York: Naye Tsayt 1921; Turgenyev, Ivan: Der Pritsisher Hoyf. Roman. In Finf un Fuftsig Kapitlen mit an Epilog. New York: Max N. Maisel 1921; Kautski, K.: Geshikhte fun sozyalistishen Gedank. New York: Kultur 1921; Kropotkin, Peter: Gezamlte Shriftn. B.2: Idealen un Virklekhkeyt ... New York 1923.

(3) S. Einleitung von L. Fuks zu Form und Inhalt, S. 15 u. S.47 ( FUKS, L. (ed.) : Das Altjiddische Epos Melo kîm-Bû k. Assen, Van Gorcum, Prakke 1965. 2 vols. - "Publications of the Bibliotheca Rosenthaliana, 2". Vol 1: Einleitung und Faksimile der Editio Princeps, Augsburg 1543. x,52,254 pp. Vol 2: Hebräische und Aramäische Quellen. Textkritischer Apparat, und Glossar. iv,162 pp.).

(4) Als sprachlich besonders gelungen lässt sich die Version von Khayim Aynshprukh bezeichnen: "der bris khadoshe". New York 1941.

(5) Khayem Zhitlovski: a por werter wegn der ibersezung. In: Nitshe, Fridrikh: Azoy hot geredt Zaratustra. Yidish: Kh. Zhitlovski. New York: Farlag "Yidish" 1919. Band 2, S. I-V, S. IV. (Dt.: "Es ist allen Leuten bei uns bekannt, dass es am schwersten ist, aus dem Deutschen in ein gutes Jiddisch zu übersetzen.") (Von Nietzsches Zarathustra gab es schon zuvor eine Übersetzung ins Jiddisch: Nitshe, Fridrikh Vilhelm: Azoy hot geredt Zarathustra: a bukh far ale un keynem. Yidish: Rudolf Roker. London 1910.)

(6) a.a.O., S. II. (Dt.: "Genau so übersetzen, als hätte der Verfasser das ursprünglich in Jiddisch geschrieben - für einen Jiddisch-Leser - und ständig diese Grundregel im Auge haben, sich bemühen ins Jiddische den ganzen Sprach-Schatz des Originals zu übertragen und dabei - soweit es sich ohne Gewalt machen lässt - darauf achten, dass die Übersetzung den selben sprachlichen Eindruck mache, den der Text in der nicht-jiddischen Leserwelt hinterlässt.")

(7) Etwa in No. 4, 1-ter jorgang. frajtik, dem 13 sseptembr 1929, S. 4.

(8) Isaac Bashevis Singer: Schoscha. München: dtv 1982. S. 25, 27 usw.

(9) Anm.: Old Man and the Sea erschien 1952; den Nobelpreis bekam Hemingway 1954; gestorben ist er 1961.

(10) Beitrag vom Mittwoch, dem 12. Juli 2000: http://www2.trincoll.edu/~mendele/vol10/vol10031.txt (26.05.06)

(11) Von "Max und Moritz" gibt es zwei ältere und einigermaßen interessante Übertragungen:
notl un motl. zeks shtifer-mayselekh fray baarbet in yidish durkh yoysef tunkl. Warschau 1920; 2. Aufl. 1928.
Maks un Morits. (yidish: Y. Krasnyankski) Charkov, Odessa: Alukrainisher Melukhe-Farlag 1921.

(12) Sent-Ekziperiy, Antuan de: Der kleyner prints. (yidish: Shloyme Lerman) Nidderau: Verlag Michaela Naumann 2000.
Orvel, Dzhordzh: Der Khayes-Folvark. A Vunder-Mayse. (yidish: Shmoyl Naydorf un Leye Robinson) Nidderau: Verlag Michaela Naumann 2001.
Brekht, Bertolt: Di Drayer Opere. (yidish: Shmoyl Naydorf un Leye Robinson) Nidderau: Verlag M. Naumann 2002.
Brider Grim (Brüder Grimm): Oysgeklibene Mayses. (yidish: Andrea Fiedermutz un Shloyme Lerman) Nidderau: Verlag Michaela Naumann 2003.
Kishon, Efroim: Oysgeklibene Satires. (yidish: Andrea Fiedermutz un Noam Starik) Nidderau: Verlag Michaela Naumann 2004. (Schon früher ist auf Jiddisch ein 237 Seiten starker Band erschienen: Kishon, Efroim Kishon: du lakhst? Yisroeldike humoreskes. Tel Aviv 1976.

(13) Barbara Dufner: Ein kleiner Teddybär wird jiddisch. In: Aufbau Nr. 16,Dienstag, 10. Aug. 2000: http://www.aufbauonline.com/aufbau/ausgaben/2000/issue16/pages16/15.1.html (26.05.06)

(14) http://www.amazon.com/gp/product/customer-reviews/0525463380/102-3799546-6240147 (26.05.06)

(15) Bubis, Ignatz: Geleitwort zum Struwwelpeter auf Jiddisch. In: Hofman, Haynrikh: Pinye Shtroykop (Der Struwwelpeter auf Jiddisch). Vitsike mayses un komishe bilder. Nidderau: Verlag Michaela Naumann 1999. S.3.

(16) Sauer, Walter: Vorwort. In: Hofman, Haynrikh: Pinye Shtroykop, a.a.O., S.4.

(17) vergl. a.a.O., S.6.

(18) Sauer, Walter: Vorwort. In: Bush, Vilhelm: Shmul un Shmerke. A Mayse mit Vayse-Khevrenikes in Zibn Shpitslekh. (yidish: Shmoyl Naydorf un Leye Robinson) Nidderau: Verlag Michaela Naumann 2000. S.6.

(19) Sauer, Walter: Vorwort. In: Hofman, Haynrikh: Pinye Shtroykop, a.a.O., S.4.

(20) Sauer, Walter: Vorwort. In: Bush, Vilhelm: Shmul un Shmerke, a.a.O., S.5f. Bei den genannten Versionen handelt es sich um: Bush, Vilhelm: Maks un Morits. Yidish: Y. Krasnyankski. Charkov, Odessa: Alukrainisher Melukhe-Farlag 1921. Bush, Vilhelm: Notl un Motl. zeks shtifer-mayselekh fray baarbet in yidish durch yoysef tunkl. Warschau 1920; 2. Aufl. 1928.

(21) Sauer, Walter: Vorwort. In: Bush, Vilhelm: Shmul un Shmerke, a.a.O., S.7f.

(22) Sauer, Walter: Vorwort. In: Hofman, Haynrikh: Pinye Shtroykop, a.a.O., S.6.

(23) ebd.

(24) a.a.O., S. 4f.

(25) Richard Chaim Schneider: "Besser als Rumplshtiltsl. Kurzweilige jüdische Volksmärchen", in: "Die Welt", Samstag, 6. Dezember 2003: http://www.welt.de/data/2003/12/06/206733.html (26.05.06). Die Rezension behandelt neben Brider Grim: Oysgeklibene Mayses. Ins Jiddische übers. v. Andrea Fiedermutz u. Shlomo Lerman. M. Naumann Nidderau auch Ulf Diederichs (Hg.): Das Ma'assebuch. Altjiddische Erzählkunst. dtv München.


6.6. Das Jiddische als Kulturvermittlung

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For quotation purposes:
Armin Eidherr (Salzburg, Österreich): Literarische Übersetzungen in das Jiddische im 21. Jahrhundert - wofür und für wen?. In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 16/2005. WWW: http://www.inst.at/trans/16Nr/06_6/eidherr16.htm

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