Trans | Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften | 16. Nr. | Dezember 2005 | |
Plenum | Plenary Session | Séance plénière | DEUTSCH | ENGLISH | FRANCAIS |
Bundespräsident Dr. Heinz Fischer (Wien)
[BIO]
Gerne habe ich den Ehrenschutz über die diesjährige internationale Konferenz des INST, des Institutes zur Erforschung und Förderung österreichischer und internationaler Literaturprozesse, übernommen.
"Innovation und Reproduktion in Kulturen und Gesellschaften" lautet der anspruchsvolle Titel, der in diesem Jahr auf dem Programm steht und der sich auf ein weites Feld von aktuellen Entwicklungen und Tendenzen der so genannten Informationsgesellschaft erstreckt.
Immer wieder wird zu Recht betont, dass wir in einer Zeit leben, die von permanenten Umbrüchen und Neuorientierungen geprägt ist. Noch nie in der Geschichte der Menschheit hat sich Wissen so rasch vermehrt wie heute. Und noch nie konnten wir so viel wissen wie heute. Wissen ist zur unbestrittenen Grundlage unserer Existenz und durch die neuen Möglichkeiten der Wissensverbreitung zu einem tatsächlich weltumspannenden Faktor geworden.
Gleichzeitig haben sich auch die Herausforderungen gewandelt, denen sich die Völkergemeinschaft gegenüber sieht und die nur gemeinsam bewältigt werden können. So wird etwa der Zugang zu Wissen auch für weniger industrialisierte Länder und benachteiligte Schichten der Gesellschaft verbessert werden müssen, um Wissenshierarchien und Oligarchien abzubauen und zu einer "Demokratisierung des Wissens" zu gelangen.
Auch die interkulturelle Zusammenarbeit bedarf unserer verstärkten Aufmerksamkeit. Trotz einer umfassend vernetzten Welt sind Klischees und Vorurteile doch noch immer dominante Muster im Umgang unterschiedlicher Kulturen. Um aber zu einer toleranten, offenen Gesellschaft im globalen Maßstab zu gelangen, müssen kulturelle Hegemonien - die auch eine Bevormundung durch Wissen bedeuten - überwunden werden.
In den letzten Jahren entstand daher eine wichtige internationale Debatte um die Bedeutung von kultureller Vielfalt unter dem Begriff der Diversität. So unterschiedlich und vielfältig Kulturen sind, so unterschiedlich und vielfältig ist auch das Wissen, das sie hervorbringen. Eine gezielte Unterstützung von Diversität ermöglicht, dass wir abseits einer geistigen Monokultur die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft von mehreren Sichtweisen beleuchten und ihnen flexibel begegnen können.
Ich möchte den Organisatoren dieses Kongresses daher für ihren Idealismus und ihr Engagement danken und wünsche Ihren Beratungen in den einzelnen Arbeitskreisen viel Erfolg.
© Bundespräsident Dr. Heinz Fischer (Wien)
Plenum | Plenary Session | Séance plénière
Inhalt | Table of Contents | Contenu 16 Nr.
For quotation purposes:
Bundespräsident Dr. Heinz Fischer (Wien): Grußworte. In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften.
No. 16/2005.
WWW: http://www.inst.at/trans/16Nr/plenum/fischer16DE.htm