Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften | 17. Nr. | Juni 2010 | |
Sektion 8.6. | Die mobile Gesellschaft Sektionsleiterin | Section Chair: Penka Angelova (Universität Veliko Tarnovo / Rousse, Bulgarien) |
Sektionsbericht 8.6.
Die mobile Gesellschaft
Penka Angelova (Universität Veliko Tarnovo / Rousse, Bulgarien) [BIO]
Email: penkaangelova@yahoo.de
Die Sektion Die mobile Gesellschaft hat am 7.12. Freitag und am 8.12.2007 Samstag getagt. Die erste Sitzung der Sektionsgruppe hat mit den einführenden Thesen der Sektionsleiterin zur mobilen Gesellschaft in der Gegenwart als eine im Wandel begriffenen Gesellschaft begonnen, in der sich eine neue Durchschichtung mit den Anzeichen einer neuen Soziogenese vollzieht.
Die ersten zwei Vorträge waren von Eva Reichmann und Karoline Furmanzcyk (Universität Bielefeld, Deutschland), in denen aus der Perspektive der Organisation von studentischer Mobilität die Grenzen und Möglichkeiten der Mobilität von Studierenden und Beispiele von Ausbildungsmöglichkeiten von Landeskundigen Assistent/inn/en vorgestellt und diskutiert wurden. Vor dem Hintergrund der These, dass in „vielen Studiengängen die Möglichkeit zur Mobilität schon auf Grund ihres Gegenstandes begrenzt (ist), wie etwa in der immer noch stark regionalisierten Lehrerausbildung oder bei Fachbereichen wie Geschichtswissenschaften oder Literaturstudien einzelner Länder“ (Eva Reichmann), wurden Beispiele von Parallelangeboten von praxisorientierter Ausbildung vorgestellt, bei der ausländische Studierende die Kenntnisse ihrer eigenen Kultur reflektierend vertiefen und durch interkulturelle Ausbildung praktisch als „landeskundige AssistentInnen“ umsetzen können, wodurch ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöht werden. Rumiana Stoilova (Bulgarische Akademie der Wissenschaften, Sofia), hat die Wissensmobilität am Beispiel der Berufsgruppe der Programmierer in Bulgarien dargestellt. Anhand von untersuchten Biographien aus dem IT Sektor in Bulgarien verfolgt sie Transformationsprozesse, die in beiden Richtungen gehen: „Die IT Spezialisten, die bis zum Jahre 2000 eine Erfahrung mit Emigration nach dem Westen haben, entscheiden sich für die Rückemigration in das Heimatland.“ Lothar Jaschke (Brüssel/Wien) ist auf konkrete demographische Mobilitätsfaktoren in der EU eingegangen, hat einen politischen Blick in die Entwicklungs- und Entscheidungsprozesse auf EU-Ebene betreffend Mobilität geworfen und positive Aussichten für Lösungsprozesse der Arbeitsmobilität innerhalb der EU dargestellt.
Tzveta Sofronieva (Schriftstellerin, Berlin) hat über Das Gedächtnis der Sprache und die Exophonie in der Globalisierung des Wissens gesprochen, wobei sie auch ihr Projekt über die Verbotenen Worte in die Diskussion miteinbezogen hat und eine besondere Sensibilität für die Mobilität der Worte und des in ihnen enthaltenen Wissens in der Diskussionsrunde entwickelt hat.
Die zweite Diskussionsrunde wurde von Jens Badura (Universität Paris & Vincennes Saint-Denis/ Witten/Herdecke) mit seinem Vortrag über Tourismus als Dispositiv? Überlegungen zur mobilisierten Lebensform eingeleitet. Sein sozial-philosophischer Ansatz betrachtet die Gegenwartsphänome des Tourismus ökonomisch wie kulturell als eine signifikante Dimension der Lebenswelt. Gemäß der vielzitierten soziologischen Gegenwartsdiagnose von Zygmunt Bauman figuriert der Tourismus bzw. seine Akteure - die Touristen - zudem als Metapher für eine ‚positive’ Seite der ‚Nicht-Festgestelltheit’ (Nietzsche) des modernen Menschen und kontrastiert die kritischen Deutungen der Moderne, die in den gängigen Charakteristika der Moderne (Verflüssigung, Ambivalenz, Kontingenz) vor allem einen Verlust von Orientierung und Verbindlichkeit sehen, durch Hinweis auf die konkreten möglichkeitseröffnenden und positiv konnotierten – aber eben auch ungebundenen – Dimensionen der Moderne. Der Tourist wird somit laut Badura zum Repräsentanten eines wahrhaft modernen Menschen und fungiert als geradezu paradigmatische Symbol moderner Mobilität. Ali Riza Abay (Universität Sakarya, Türkei) hat seinerseits die Mobilität der Migranten ins Visier genommen und ist auf Die Verantwortung der Stadtverwaltungen und ihrer Bürger im Bezug auf die Anpassung der Einwanderer in die eingewanderte Stadt oder in das eingewanderte Land eingegangen. Dabei hat er anhand eines Vergleichs innen- und internationaler Mobilität auf die soziale Dimension der Integration der Migranten die Aufmerksamkeit gelenkt. Christian Prah (Universität Münster, Deutschland) ist auf die Neue Religiosität in einer mobilen Gesellschaft eingegangen und hat das Phänomen einer verstärkten offensiven Religiosität in breiteren Kreisen der Gesellschaft dargestellt, das infolge der Migration neue Umrisse bekommt. Der Vortrag von Mirjam Gollmitzer (Vancouver, Canada) - Staying close while being apart? - wurde ohne Diskussion vorgestellt, da die Referentin an der Sitzung nicht teilnehmen konnte, ihren Vortrag aber eingereicht hatte. Am Ende der Sektionssitzung hat Rainer Prohaska seine Nomadenprojekte vorgestellt, die Anregungen zu wissenschaftlichen und künstlerischen Diskussionen gegeben haben und selber aus solchen entstanden sind.
8.6. Die mobile Gesellschaft
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