Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 1. Nr. September 1997

Methodologische Probleme bei der Abfassung einer interdisziplinären Dissertation: ein Erfahrungsbericht

Silvia Tschörner (Innsbruck)

Der folgende Bericht bezieht sich auf Probleme, die während meiner Arbeit an einer interdisziplinären Dissertation über Naturwissenschaft, Philosophie und Intertextualität im Werk von Primo Levi auftraten.

Der enorme Bekanntheitsgrad des Turiner Autors Primo Levi in Italien und im Ausland gründet sich vor allem auf seine Bücher zur KZ- bzw. Holocaust-Problematik,(1) die jedoch nur ein Drittel seines Werkes umfassen. Seine naturwissenschaftlich inspirierten und populärwissenschaftlichen Schriften sind hingegen, zumindest in Europa, kaum bekannt, obwohl sie den weitaus größeren Teil des Opus darstellen.(2) In den USA, wo der idealistisch-humanistische Kultursnobismus weniger verbreitet ist als hierzulande, verdankte Levi gerade dem Erzählband Il sistema periodico seinen Durchbruch. Naturwissenschaftliches Gedankengut durchdringt auch seine Auschwitz-Literatur: Se questo è un uomo und I sommersi e i salvati sind im Grunde humanethologische Abhandlungen zum Thema der Aggression.

Die Naturwissenschaften spielen auch eine wichtige Rolle in Levis Literaturtheorie: So rät er seinen Kollegen, ihre Themen in Zeitschriften wie Nature oder dem Scientific American bzw. in den Büchern von Konrad Lorenz und seinen Schülern zu suchen und weist immer wieder auf das schier unerschöpfliche Reservoir naturwissenschaftlicher Metaphernsprache hin. Umso erstaunlicher ist es, daß sich bisher keine einzige größere Arbeit mit diesem Thema auseinandergesetzt hat. Levi klagte zu Recht, er werde nicht angehört.

Daran war er selbst nicht ganz unschuldig, weil er durch Herausgabe seines ersten Kurzgeschichtenbandes unter einem Pseudonym den Eindruck erweckte, es handle sich um Literatur zweiter Klasse. Zweifellos überschätzte er auch die naturwissenschaftlichen Kenntnisse seines Publikums. So führte etwa Levis Beschreibung der "verkehrten Welt" des Konzentrationslagers als ökologische Nische im Sinne Darwins zu groben Mißverständnissen hinsichtlich der Botschaft des Autors, weil der Leser oft nur eine vage Vorstellung vom Darwinismus hat. Vielleicht hätte Levi seinen Werken einen Schlüssel mitgeben sollen, wie andere Autoren, die wie er die Diskurse vermischen. Man denke an Dantes Convivio und seine "Epistola XIII", Rabelais' "Kurze Erklärung" im 4. Band des Gargantua-Pantagruel Romans, Italo Calvinos Einführung zu den Antenati oder Umberto Ecos "Postille" zu Il nome della rosa. Hinter meiner Entscheidung, einen Kommentar zu verfassen, stand deshalb nicht nur die Überzeugung, einen echten Beitrag zur Forschung leisten zu können, sondern auch der Imperativ, einem Autor, der infolge seiner Wurzeln in beiden Kulturen manches komplexer sieht als andere Literaten, Gehör zu verschaffen.

Dazu kam ein praktisch-pragmatischer Aspekt. Primo Levis phantastische Geschichten thematisieren häufig kultur- und sozialpolitische oder ethische Problemstellungen (Umweltverschmutzung, Bevölkerungsexplosion, Entwicklungshilfe, politischen Totalitarismus, Euthanasie, etc.). Da sie unterschiedliche Standpunkte beleuchten, aber - zumindest vordergründig - keine Stellung nehmen, erscheinen sie als Einführung in ein Thema und discussion starters im Schulunterricht besser geeignet als die meisten Zeitungsartikel. Mein erstes Dissertationsprojekt, eine Aufbereitung von Levis Werk für Mittelschullehrer, wurde jedoch angesichts mangelnder Begeisterung von seiten der Betreuer über die wenig anspruchsvolle Form des Kommentars verworfen.

Damit hatte die grundsätzliche Weichenstellung hinsichtlich der Methodik stattgefunden. Da sich die Interpretation nicht an den Text anlehnen sollte, wurde eine parallele Diskursführung gewählt, wobei die Information und nicht das Korpus die Rolle des cantus firmus spielt. Der Nachteil einer solchen Vorgangsweise ist, daß gewisse Einzelheiten gliederungsbedingt durch den Raster fallen. Die Methode hatte sich bei vorangegangenen kleineren Arbeiten bewährt,(3) warf jedoch im Fall von Levi wegen der Größe des Korpus und des Nebeneinanders widersprüchlicher Ansichten das Problem auf, ernsthaft vertretene Theorien von spielerisch verwendeten zu scheiden. Levis Überlegungen zur intraspezifischen Aggression z.B. entspringen einer seriösen, wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema, seine Version der empedokläischen Metempsychose hingegen ist als bloßes Spiel mit einem poetischen Gedanken aufzufassen. Dadurch bekam die Arbeit stellenweise eine engagierte Färbung, die ich als überzeugter Positivist gerne vermieden hätte, selbst wenn sie im Sinn des Autors ist.

Die Form bzw. die Gliederung einer Dissertation ist gesetzlich nicht festgeschrieben, wie ein Blick ins AHStG (Allgemeines Hochschulstudiengesetz) § 25, 2-4 und ins Universitätsstudiengesetz § 62, 1-9 zeigt. Allerdings haben sich in den verschiedenen Forschungsrichtungen Konventionen herausgebildet, wie eine Doktorarbeit auszusehen habe. Naturwissenschaftliche Dissertationen weisen häufig eine Gliederung in "Material und Methoden", "Ergebnisse", "Diskussion" bzw. "Zusammenfassung der Ergebnisse" o.ä. auf. Nicht selten werden auch mehrere in Fachzeitschriften publizierte Arbeiten zu einem bestimmten Thema mit einer verbindenden Einleitung bzw. Zusammenfassung als Dissertation eingereicht.

Literarische Dissertationen an der Romanistik Innsbruck dagegen bestehen normalerweise aus zwei Teilen, deren erster z.B. die Voraussetzungen und die epistemologischen Gegebenheiten zur Zeit der Entstehung des zu behandelnden Werkes darlegt, den Autorenkreis aus dem ein Schriftsteller hervorgegangen ist und dessen Zielsetzungen vorstellt, frühere Behandlungen der Thematik in der Literatur oder den Stand der Forschung in bezug auf ein bestimmtes Problem bespricht. Der zweite Teil befaßt sich mit dem eigentlichen Thema und untersucht das Korpus oder einige repräsentative Einzelwerke hinsichtlich desselben.

Bei einer fächerübergreifenden Arbeit, kann es sich empfehlen, ein Gliederungsschema oder sogar eine Vorgangsweise zu verwenden, die in der eigenen Disziplin unüblich sind.

Der inoffiziell vorgeschriebene erste Teil stellte bei meiner Arbeit ein Problem dar, denn Primo Levi gehört keiner literarischen Gruppe an, baut nicht auf Autoren auf, die in ihrem Werk naturwissenschaftliche Themen verarbeiteten wie Giordano Bruno oder Marino Marini, die Zeitgeschichte in den Auschwitz-Schriften hat wenig mit naturwissenschaftlich-philosophischen Motiven zu tun, der Stand der Forschung zum Thema war gleich Null.

Eine unorthodoxe Lösung fand sich in Form einer neuen Literaturtheorie, die sozusagen als Nebenprodukt der Beschäftigung mit dem literarischen Werk eines Naturwissenschaftlers abfiel. Sie ähnelt den bekannten Unterscheidungen zwischen naiver und sentimentalischer, klassischer und romantischer Dichtung, klassizistisch/attizistischer und manieristisch/asianischer Literatur insofern, als sie an Stelle horizontaler Epochen vertikale Stränge innerhalb der Literaturentwicklung feststellt, die in einem dialektischen Verhältnis zueinander stehen. Im Gegensatz zu den genannten, kann meine Theorie jedoch nicht nur den scheinbaren Widerspruch zwischen Levis klassizistischer Sprachauffassung und -Praxis einerseits, und seiner manieristischen Literaturtheorie - zu der in meiner Arbeit erstmals Stellung genommen wurde - andererseits, erklären, sondern auch eine ganze Reihe anderer literarischer Phänomene (etwa das der a-typischen "Renaissancedichter" Ariost und Rabelais) und sogar solche aus dem Bereich der bildenden Kunst, die der Kritik Probleme verursachen. Autoren werden dabei nach ihrem realistischen bzw. idealistischen Bezug zum Objekt, bzw. der Art von Symbol, das sie gebrauchen, d.h. nach ihrer philosophischen Grundeinstellung klassifiziert. Diese Theorie, die ich weiter auszubauen beabsichtige, wurde in einem 60-seitigen komparatistischen Aufsatz vorgestellt, der somit den Teil eins der Dissertation darstellt.

Schwieriger zu finden waren Ansatz und Methodik für die eigentliche Arbeit, die Gliederung der verschiedenen wissenschaftlichen und philosophischen Themen im Werk Primo Levis. Es handelt es sich dabei um natürliche Phänomene und Verhaltensweisen und naturwissenschaftliche bzw. philosophische Theorien, die Levi der Fachliteratur entnimmt und die er als Kristallisationskerne für seine phantastischen Geschichten benützt, d.h. Objekte, denen unterschiedliche Realität zukommt. Sie mußten in Beziehung zueinander und darüber hinaus in eine lineare Ordnung gebracht werden.

Im Gegensatz zu der Welt, wie sie sich in den meisten Büchern darbietet, d.h. einer ideologisch gefilterten oder von einem Gehirn synthetisierten, denkbaren und deshalb linear auflösbaren, und im einen wie im anderen Fall konsistenten Welt, präsentiert sich die reale Wirklichkeit dem Forscher bruchstückhaft und trügerisch wie das Inventar einer manieristischen Wunderkammer. Verbindungen zwischen den einzelnen Phänomenen sind häufig mit den Denk-Kategorien eines menschlichen Gehirns nicht durchschaubar, weil dessen Fähigkeiten von den tatsächlichen Gegebenheiten der realen Welt, also vernetzten Systemen, Rückkopplungskreisen, etc. überfordert werden. Die für den Geisteswissenschaftler chaotischen Inhaltsverzeichnisse mancher Bücher eines Konrad Lorenz, eines Hoimar von Ditfurth, eines Stephen Jay Gould, spiegeln das Problem des Naturforschers wieder, so etwas wie einen Ariadnefaden durch das Labyrinth dieser Wirklichkeit zu finden, in dem oft gerade das Wichtigste unbekannt ist.

Die gleiche Schwierigkeit stellt sich demjenigen, der versucht, Levis Weltbild aus den in seinen Büchern verstreuten Teilen des Puzzles, das diese Natur zudem auch noch lückenhaft abbildet, zusammenzustecken. Der Versuch einer Gliederung nach den verschiedenen, hierarchisch gereihten Wissenschaften (d.h. eine Unterteilung in Kapitel wie Logik und Mathematik, Physik und Astrophysik, Chemie, Biologie, Psychologie, Ethnologie, Philosophie) mußte u.a. aufgegeben werden, weil das Biologie-Kapitel (in Übereinstimmung mit den Erwartungen, die auf Grund von Levis Literaturtheorie bestanden) überdimensional anzuwachsen drohte, weil kybernetische Vorgänge in seinem Werk auf verschiedenen Ebenen stattfinden, weil es sich bei der Philosophie meist um Naturphilosophie handelt, wie etwa verschiedene Theorien der Vorsokratiker, die sich auf physikalische, chemische, biologische Sachverhalte oder Vorgänge beziehen, andererseits aber auch oft eine metaphysische Komponente besitzen, und weil manche Themen in mehrere Gebiete hineinreichen. Die Kausalität im magischen Denken etwa,interessiert die Logik, die Ethnologie und die Philosophie.

Ein Hypertext, der der Linearität unseres Denkens ein Schnippchen schlägt und die Vernetztheit der Themen durch seine Möglichkeit der repräsentativen Abbildung zu Bewußtsein bringt, würde dem vorliegenden Material am ehesten gerecht. Zu denken wäre an eine Datenbank in der Art von Umberto Ecos CD-Rom Enciclopedia del '600, allerdings mit größerer Durchläßigkeit zwischen den verschiedenen Verschachtelungs-Stufen und einem ausgefeilten Stichwort- und Namensverzeichnis, so daß auch direkter Zugang zur Information (ohne unnötiges Verheddern in Schleifen) möglich ist. Man sollte sich also vielleicht nicht unbedingt Eco, sondern ein in der täglichen Praxis bewährtes Modell, etwa strukturiert wie die CD-Rom-Ausgabe des Fahrplans der europäischen Bahnen, zum Vorbild nehmen. Dies als grundsätzliche Überlegung, denn eine literarische Dissertation in Diskettenform schien denn doch zu unorthodox.

Hier sollte vielleicht erwähnt werden, daß sich die Betreuer hinsichtlich des Projekts erstaunlich flexibel zeigten. Sogar auf den Spott des Autors über gewisse bei Geisteswissenschaftlern beliebten Ideologien, etwa über die Psychoanalyse lacanianischer Prägung und andere Formen des hermetischen Irrationalismus, der zwangsläufig in die Arbeit einfloß, reagierten die Professoren mit Humor bzw. Sportsgeist, d.h. fruchtbaren Diskussionen. Auf Kongressen löse ich, bzw. mein Autor, allerdings auch hin und wieder totales Unverständnis aus, weil die Vorstellung verbreitet ist, daß Deutungsebenen grundsätzlich metaphorisch oder abstrakt zu sein hätten und sich nicht auf konkrete Fakten beziehen dürften, wie etwa in der Geschichte "Verso Occidente" (Vizio di forma), wo die erste Verständnisebene (eine Gegenüberstellung der epikuräischen und der stoischen Einstellung zum Selbstmord) ein psychologisches Substrat (ein Spiel mit der Freud'schen Theorie von den Lebens- bzw. Todestrieben) und dieses ein biochemisches (die Wirkung von Serotonin und Serotonin-Antagonisten) überlagert. Die paradoxesten Reaktionen diesbezüglich kamen von einem Sektionsleiter, der zwar meinen Vortrag hervorragend fand, Primo Levi jedoch angesichts der mangelnden symbolisch-allegorischen Komponente in den besprochenen Werken, von der ich ihn offenbar überzeugen konnte, keinen Raum mehr in seiner Publikation geben wollte, und einer Kollegin, die fand, ein Autor, der in seinen Geschichten naturwissenschaftliche Themen statt seiner seelischen Nöte behandle, brauche überhaupt nicht zu schreiben. Eine kühne Behauptung angesichts eines Schriftstellers, dem sämtliche wichtigen italienischen Buchpreise verliehen wurden.

Ein weiteres Problem ergab sich infolge des Nebeneinanders von Theorien in Levis Werk, die widersprüchlich, aber nicht komplementär oder sonst in irgendeiner Form ergänzend sind und häufig von ein und derselben Person und nicht etwa von Sympathieträgern und deren Antagonisten vertreten werden. So ist der Protagonist von "Il fabbro di se stesso" (Vizio di forma) Lamarckist, und zwar in dem Sinn, in dem Cuvier und Darwin - fälschlich - das Wort gebrauchten, aber auch evolutionärer Erkenntnistheoretiker, und die Golem-Geschichte "Il servo" (Vizio di forma) ist ein Spiel mit den verschiedenen Erklärungsmodellen für die Entstehung von Schizophrenie. Den Durchschnittsleser, der die Theorien nicht kennt, stört das sicher nicht. Er fügt die Informations-Splitter, die der Autor ihm hinwirft, zu einer fiktiven, möglichen und in sich logischen Welt zusammen, weil unser Gehirn nun einmal die Aufgabe hat, so lange zu arbeiten und zu rekonstruieren, bis alles schlüssig erscheint - wir kennen das Phänomen vom Betrachten von Inversionsbildern, die unterschiedlich interpretiert werden können. Der Leser hingegen, der die einzelnen Modelle kennt, verzweifelt angesichts der Fülle simultan koexistierender Wirklichkeiten, in die der Autor ihn versetzt.

Es galt also, solche heteroklite Themenkreise in die Arbeit zu integrieren. Ich durchschlug den gordischen Knoten, indem ich drei verschiedene Ansätze wählte, die, analog zur Materie, die sie beleuchten, nicht in einem ergänzenden, hierarchischen, kausalen oder durch zeitliche Aufeinanderfolge bedingten Verhältnis zueinander stehen: Ich richtete dreimal aus verschiedenen Perspektiven ein imaginäres Fernrohr auf das verschachtelte Universum des Primo Levi. Im Sehfeld erschienen dabei nacheinander das Werden, das Funktionieren, die Strukturen und Systemgesetze seiner Welt. Um dies zu verdeutlichen: das erste Kapitel setzt sich mit Theorien über den Ursprung der Arten von der Bibel bis zu Darwin, das zweite mit tierischem und menschlichem Verhalten, Ethologie und Psychologie, das dritte mit dem Schichtenaufbau der realen Welt, evolutionärer Erkenntnistheorie und Levis besonderer, auf diesem Weltbild beruhender Form von Phantastik auseinander. Der Blick durch das Fernglas entspricht also methodisch etwa einer diachronen, einer synchronen und einer ontologisch-meta-theoretischen Betrachtungsweise. Dieses Begriffsmonster deutet bereits an, daß das, was im dritten Sehfeld erscheint, geradewegs in das erste überführt, weil das erkennende Gehirn Teil des Systems ist, das es zu erfassen und beschreiben versucht.

Der Gliederungstrick, das imaginäre Fernrohr, lieferte schlußendlich sogar noch einen blumigen Titel, Il binocolo aristotelico, der das Fernrohr von Tesauros Cannocchiale Aristotelico, einer manieristischen Poetik, an die sich Primo Levis Literaturtheorie anlehnt, parodistisch in ein binocolo, den Feldstecher des Ethologen, umwandelt. Zusätzlich stellte das binocolo eine Verbindung zwischen den beiden heterogenen Teilen der Arbeit her, denn im zweiten geht es um Verhaltensforschung und Evolutionäre Erkenntnistheorie, die bekanntlich auf der aristotelischen Vorstellung von den "Reichen der Natur" beruht. Eine solche "Lösung" des formalen Problems auf der sprachlichen Ebene, d.h. der Ebene eines anderen Diskurses, entspricht im übrigen jener von Naturwissenschaftlern, die sich um eine "schöne" Gliederung bemühen, z.B. der (interdisziplinär arbeitende) Zoologe Rupert Riedl. Ästhetische Lösungen werden also auch auf naturwissenschaftlicher Seite gesucht: Konrad Lorenz, bedauert etwa, daß seine schriftstellerischen Fähigkeiten der Darstellung des komplizierten Wirkungsgefüges der Natur nicht gewachsen seien. (Lorenz 1963, 8) Dieser Umstand weist allerdings auch auf die erfreuliche Tatsache hin, daß es in der Wissenschaft nicht nur idola theatri, Scheuklappen, die das eigene Fach auferlegt, sondern auch idola tribus gibt, den uns allen gemeinsamen Wunsch, Ordnung in Bereichen zu sehen, wo vielleicht keine, oder zumindest keine von uns durchschaubare Ordnung existiert. Im Gegensatz zu Bacon, könnte man darin auch etwas Positives, nämlich einen gemeinsamen Nenner sehen.

© Silvia Tschörner (Innsbruck)

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-> Bibliographie

Anmerkungen:

(1) Es sind dies der autobiographische Bericht Se questo è un uomo, Teile des Folgebandes La tregua, der Essay I sommersi e i salvati, das erste Drittel des Erzählbandes Lilít und einige Gedichte in Ad ora incerta.

(2) Es handelt sich um die Kurzgeschichtenbände Storie naturali, Vizio di forma, Il sistema periodico, zwei Drittel von Lilít, den Essayband L'altrui mestiere, La Stampa: Terza pagina: Racconti e saggi, Teile der Antologia personale und wiederum Gedichte in Ad ora incerta.

(3) Arbeiten über das magische Denken in Carlo Levis Cristo si è fermato a Eboli und Cesare Paveses La luna e i falò, den Universalienstreit in Umberto Ecos Il nome della rosa und volkswirtschaftliche Theorien in Gedichten der Aufklärer Algarotti und Spolverini.


Bibliographie

Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung (Hg.). Allgemeines Hochschul-Studiengesetz (AHStG) (Stand 1.10.1994). Wien: Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung, 1994.

Bundesministerium für Wissenschaft und Verkehr (Hg.). Universitäts-Studien-Gesetz. Wien: Orac, 1997.

Levi, Primo. Ad Ora incerta. Milano: Garzanti, 1984; 1990.

Levi, Primo. Il sistema periodico. Torino: Einaudi, 1975.

Levi, Primo. I sommersi e i salvati. Torino: Einaudi, 1986; 1991.

Levi, Primo. L'altrui mestiere. Torino: Einaudi, 1985.

Levi, Primo. La ricerca delle radici: Antologia personale. Torino: Einaudi, 1981.

Levi, Primo. La Stampa. Terza pagina: Racconti e saggi. Torino: La Stampa, 1986.

Levi, Primo. Lilít e altri racconti. Torino: Einaudi, 1981.

Levi, Primo. Se questo è un uomo. La tregua. Torino: Einaudi, 1958; 1963; 1986.

Levi, Primo. Storie naturali. Torino: Einaudi, 1966.

Levi, Primo. Vizio di forma. Torino: Einaudi, 1971.

Lorenz, Konrad. Das sogenannte Böse: Zur Naturgeschichte menschlicher Aggression. München; DTV, 1963 (1979).

Tschörner, Sylvia. Il binocolo aristotelico: Naturwissenschaft, Philosophie und Intertextualität im Werk von Primo Levi. Diss. Innsbruck, Feber 1997.


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