Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 6. Nr. September 1998

Wissenschaftliche Darstellungen und Forschung im Zeitalter des Internet

Gabriella Hima (Debrecen)
[BIO]

1. Literaturwissenschaft um die Jahrtausendwende. Die Darstellungsmöglichkeiten des Hypertextes

Eine der Hauptfragen der Literaturwissenschaft um die Jahrtausendwende ist: welche Chance hat das Schriftmedium - samt seiner Linearität - gegenüber den magischen Praktiken und Permutationsspielen der technischen Medien, die ihren Gegenstand simultan und visuell darstellen können? Das über fünfhundert Jahre alte europäische Medium, das gedruckte Buch - Gutenbergs Erfindung - versucht zwar seit dem Jahrhundertanfang mit dem simultanen Wahrnehmungsprozess Schritt zu halten, seine Resultate sind aber mehr als fragwürdig. Sogar der radikale Experimentator James Joyce war gezwungen, seine simultanen Wahrnehmungen künstlich zu serialisieren und diese Wahrnehmungen vor dem Leser im Gänsemarsch, wie in einer Einbahnstraße, vorbeimarschieren zu lassen.

Der andere radikale Experimentator, Marcel Proust, dessen Erinnerungsprozess wortwörtlich über die Grenzen des Buches hinausläuft, hätte sich mit einem Hypertextprogramm leichter getan. Die nicht sehr technische, aber umso praktischere Erfindung seiner Hauswirtin half ihm aus: sie nähte Papierrollen an die Buchseiten, damit Proust seine Korrekturen, Einfügungen, Ergänzungen und Kommentare eintragen konnte.

Das Problem der linearen Darstellungsmöglichkeit von simultanen Botschaften haben Literatur und Literaturwissenschaft gemeinsam: Die Buchontologie selbst macht die gleichzeitigen Darstellungen gleichzeitiger Prozesse unmöglich. Das Joch der Linearität wollten viele - auch schon vor Joyce und Proust - abschütteln. Die beste Lösung vom heutigen Standpunkt aus scheint mir die Strategie des Hypertextes zu sein. Der Hypertext schließt sich ebenso gut den modernsten Techniken unserer Tage wie auch den ältesten Schrifttraditionen an. Schon die Bibel- und Thora-Kommentare waren "guided tours" oder "Fremdenführungen" von uralten Dokumenten über religiös-philosophische Tradition bis zum Leser. Diese Führungen bestanden aus Fußnoten, Glossen und Zeichnungen der Mönche und Rabbiner, die die Rolle des "Helps" im Computerprogramm übernahmen. Kein Zufall, daß der ebenso zynische wie romantische "Computopist" (wie Norbert Bolz seinen Vorgänger Ted Nelson nennt) die Heilige Schrift als einen Textkorpus von akkumulierten Kommentaren und Kontroversen interpretiert - mit einem Wort als Hypertext.

Konsequenterweise wurden auch die Bibelkommentare als eines der ersten Themen zum Hypertext verarbeitet. Ein viel neueres und für uns Ungarn näher liegendes Beispiel für Hypertext in Buchform ist der Produktionsroman von Peter Esterhazy, in dem Fußnoten wie "Superlinks" funktionieren. Die Konfrontation zwischen der nicht-linearen Informationsverarbeitung und dem par excellence linear-lesbaren Buch beschäftigte auch in vordigitaler Zeit sowohl Produzenten wie Rezipienten. Nicht nur die Produzenten - die Schriftsteller - antizipierten vor dem Auftauchen des Computers virtuelle Hypertextmechanismen, sondern auch die Rezipienten wie Philosophen und Literaturtheoretiker. So ist z. B. Wittgensteins Tractatus logico-philosophicus nicht nur eine "Zickzackreise" über die Gedankenfelder, sondern ein richtiges Netzwerk von Textspuren, die kreuz und quer aufeinander anspielen. Etwas Ähnliches versuchte Derrida in seinem Glas, wenn auch weniger effizient. Das bekannteste Modell der mimetisch-ästhetischen Praxis präsentieren Deleuze und Guattari in ihrem Buch Mille plateaux. Ihr Modell basiert auf der Analogie des Rhizoms, dessen unterirdisches Wurzelgeflecht an x-beliebigen Stellen die Erdoberfläche durchbohrt. Texte mit mehreren Eingängen und Ausgängen sind ohne Hypertextprogramm ebenso schwer zu schreiben wie zu lesen. 1965 definierte Ted Nelson den Hypertext als ein nicht-sequenzielles Schreiben und Lesen. In seinem Buch Computer Lib - Dream Machines geht er von der Analyse eines Schreibprozesses aus und kommt zu den Strukturen eines universellen Denkspiel-Programms, das Denkprozesse durch Visualisierung komplexer Strukturen computertechnisch unterstützen könnte. Nach Nelson müßte dieses Programm die Gleichzeitigkeit von verschiedenen Ebenen des Schreibprozesses inkludieren und zu diesen Ebenen analoge Verarbeitungsmöglichkeiten auf dem Computer anbieten. Das bedeutet: (1) aus punktuellen Ideen Bilder und Auswahlmöglichkeiten von Anschlußpunkten bzw. Relationen zu entwickeln; (2) das Kontingent zu filtern und anzuordnen; (3) die ausgebauten Sequenzen mit einander zu verbinden. Nach Nelson würden die Ideen durch die kombinative und kreative Verbindungstätigkeit des Benützers zu einem komplexen Netzwerk auswachsen. Die Hypertextprogramme erhalten ihre Bedeutung nicht nur durch die Erweiterung der textuellen Darstellungsmöglichkeiten, sondern auch durch die radikale Umgestaltung der Begriffe "Autor" und "Leser". Die individuelle Produktionsmethode des einzelnen Autors spielt im Zeitalter des Hypertextes keine Rolle mehr; die Grenzen der Persönlichkeit lösen sich in den Hypertextmechanismen auf; die Produktion wird in einem kollektiven Prozess zum Geflecht von mehreren Schreibakt-Teilen. Im Endeffekt werden die Grenzen zwischen "Autorenschaft" und "Leserschaft" verwischt: Der Autor des Programms gibt nur Konfigurationskontingente an, unter denen der Benützer des Programms "navigiert" und einige Alternativen dieser Kontingente realisiert. Durch diese Realisierung wird aus dem ursprünglichen Leser ein Co-Autor, der aber auch gleichzeitig Leser bleibt. Die Idee und der Begriff des Hypertextes ist über dreißig Jahre alt, das Phänomen fängt aber gerade jetzt erst seine Karriere an, da die lineare Struktur der Schrift mit der veränderten Umwelt der Menschheit nicht mehr zu Rande kommt. Sowohl die Produktion wie auch die Rezeption eines traditionellen Textes - z. B. Roman, Erzählung, Essay - brauchen eine traditionelle Umwelt, d. h. eine humane Zivilisation. Das Verhältnis zwischen Mensch und technisierter bzw. computerisierter Umwelt ist offensichtlich ein anderes als zu jenen Zeiten, die den Prozess des Lesens kultivierten. Wer heutzutage noch liest, tut dies meist nicht traditionell, d. h. liest nicht horizontal, von links nach rechts, sondern vertikal, von oben nach unten. Beispiele dafür sind Plakate, Werbungen, Reklamzetteln, Zeitungen und Comics. Heutzutage "liest" man vor allem Bildschirm. Schon in der ersten Klasse der Schule lernen die Kinder nicht mehr buchstabieren, sondern sofort Wortfiguren verstehen. Wer noch schreibt, schreibt auch nicht mehr traditionell: Er/sie schreibt Fragmente, Zitat-Mosaike, Gedankensplitter. Mit einem Verzicht auf die universelle Geste des Buches eröffnet Walter Benjamin im Jahre 1928 seinen Aphorismenband, weil er schon damals das Ende der Buchkultur voraussah. Die echte literarische Aktivität muß nach Meinung Benjamins den Rahmen der Literarizität sprengen. Flugblatt, Plakat, Tageszeitung muß als prompte Sprache der Gegenwart aufgefaßt werden. Film und Reklame, statistische und technische Diagramme dringen ins Schriftbild ein und zerstören die Autonomie der Buchform. In der Abenddämmerung der Schriftkultur zeichnet sich die Rückkehr der alten Bildkultur immer deutlicher ab. Die ikonographische Schrift der Asiaten scheint der phonetischen Schrift der Europäer gegenüber die Zeit besser zu überdauern. Der Buchstabe verliert, wie das Buch selbst, seine Bedeutung und wird vielleicht einmal zu einem Spezialfall des Designs. Nicht die Darstellungsweise ist es, die sich verändert hat, sondern die darzustellende Welt selbst. Wir nehmen unsere Umwelt in radikal neuen Kategorien wahr. Die intime, gegenständliche Umwelt verschwindet hinter der Perzeption der virtuellen Realität: Der reale physische Raum wird zum Cyberspace, an die Stelle des Wirklichkeitsbegriffs tritt die Funktion, die Kausalität wird durch Konfiguration, die Bedeutung durch Effekt ersetzt und die Rolle der Synthese wird von fine-tuning übernommen. Dementsprechend stellen sich unsere Wahrnehmungsgewohnheiten langsam auf neue Frequenzen um. Sowohl die ästhetische wie auch die theoretische Praxis reagieren auf diese veränderte Umwelt. Die konzeptuellen Folgen sind Konfrontationen von Form und Substanz, von Konstruktion und Chaos, von Technoästhetik und katabolistische Ästhetik. Die Computertechnik jedoch glättet diese unüberbrückbar scheinenden Gegensätze: Das Chaos wird geometrisiert in der eigenartig schönen Kälte der Fraktale. Die fraktale Ästhetik setzt unserer euklidischen Wahrnehmungsweise ein Ende. Die Grenzen der Kunst und Wissenschaft lösen sich auf. Alles kann Kunstwerk werden: Als Voraussetzung genügt, Ansatzkontingent zu sein für eine Reflexion auf das Medium. Weder das Gemälde noch der Text repräsentieren etwas Reales: Selbst das Medium wird zur Botschaft. Die Reflexion auf das Medium und auf den Code der Kunst verdrängt die Darstellung. Die Darstellung hat nicht die Umwelt als Referenz, sondern das Verhältnis zu dieser Umwelt. Darstellung ist nichts anderes als das kritische, antithetische Verhält- nis zur ursprünglichen Referenz. Auch die Funktionen von Kunst und Wissenschaft überlappen. Einst war die Kunst eine utopische Instanz, heutzutage ist sie eher eine Art theoretischer Analyse: Sie wird zum Alarmsystem der Gesellschaft und zur Sonde der Wirklichkeitsforschung. Die Trennlinie liegt nicht zwischen Kunst und Wissenschaft, sondern zwischen Kunst und Ästhetik. Kunst wird nicht mehr als ästhetischer, sondern als sozio-biologischer Begriff funktionieren: als ein symbolischer Ort der genetischen Selektion und Krisenpraxis. An die Stelle der fiktionalen Darstellung tritt die programmierte Wahrnehmung der Umwelt und die Elektronik als die "kognitive Psychologie" der Medienwirklichkeit. Die Mimesis und Schaffenskraft wird in der digitalen Rastergraphik mit hoher Auflösung zunichte, in der Rastergraphik, deren einziges Element der Punkt ist. Das Numerische wird vom Alphabetischen emanzipiert, und stimuliert eine vom Computer unterstützte Imagination. Die narrative Phantasie versiegt in der Selektion von den Permutationsmöglichkeiten. Das Hypertextprogramm gibt bloß quantitative Verhältnisse an, und der Designprozess kombiniert diese Verhältnisse auf Wahrscheinlichkeitsbasis. Die Welt der neuen Medien ist keinesfalls romantisch, denn die Vision wird mittels mathematischer Konstruktionen dargestellt. Die elektronischen Medien sind die größte Gefahr für das menschliche Phantasiepotenzial. Die elektronisch dargestellte Dimensionalität zerstört die traditionellen kronotopischen Rahmen, die trotz ihrer Elastizität noch immer als Kontinuum wahrgenommen werden. Laut Anthropotechnologen zieht der elektro- nische Mensch die innere Reise der "äußeren vor, weil es im Zeitalter der Lichtgeschwindigkeit keine räumlichen Distanzen mehr gibt, alles wird zu jeder Zeit erreichbar: überall zu sein, heißt nirgendwo zu sein. Der Computer schafft in Mikrosekunden komplizierte Rechnungen, sein Triumph ist die totale Kapitulation unseres menschlichen Zeitmaßstabes. Zeit wie Raum verlieren ihre Bedeutung. Die Elektronik wird zur Rivalin der Imagination, weil sie die Zeit-Raum- Verhältnisse effizienter suspendieren kann. Die technische Wirklichkeit hat die herkömmlichen Phantasiebilder nicht nur eingeholt, sondern überholt. An der Grenze des Endlichen, wo die Kunst früher gegen die Unendlichkeit anstürmte, findet sie offene Türen. Die Bemühungen der Kunst scheinen jetzt harmlos, wenn nicht lächer- lich zu sein. Herausgefordert von den technischen Medien räumt die Kunst ihren Platz zugunsten der Technik. Infolgedessen kommt es zu einem Rollentausch zwischen Kunst und Wissenschaft. Die Domäne der Imagination fällt an die technische Wissenschaft. Der Kunst bleibt nur die Antifiktion übrig: Es bleibt ihr das a priori des Körpers, jenes physische hic et nunc, das im überall und Jederzeit des Digitalen aufgelöst wird. Wir haben es nicht mit einer neuen Darstellungstechnik, sondern mit einer wahren kulturellen Revolution zu tun. Literatur und Literaturwissenschaft sind nicht mehr autonom, sie können nicht mehr inzuchtartig betrachtet werden, sondern nur als Teil des gesamten Medienverbandes. Der anachronistische Menschenschlag "homo ästheticus" kann es mit dem neuen "homo electronicus" nur innerhalb dieses Verbandes aufnehmen.

2. Internet und Wissenschaft. Umstrukturierung der Forschung am Jahrtausendende

Die Rolle der neuen Medien verlagert den Schwerpunkt der Forschung und reduziert die Bedeutung der herkömmlichen Institutionen wie Universität und staatlich-akademische Forschungsinstitute. Dies hängt mit der Verdrängung der Schriftkultur durch die Computerkultur zusammen. In der Ära des Buches sind die Universitäten noch die Wissenszentren. Oft wird behauptet, daß das Buch eine einseitige Informationsvermittlung sei: Zum gedruckten Text hätte der Leser ein passives Verhältnis, er sei bloß der Rezipient. In der Bildschirmära ist die Kommunikation, wie schon vorher erwähnt, zwischen Text und Leser offensichtlich zwei- oder vielseitig. Im Internet kann der Benützer in den Text eingreifen, er kann den Text verwenden und neu gestalten, und zwar in einem Prozeß, in dem jeder Benützer gleichzeitig Sender und Rezipient der Botschaft ist. In der Computerkultur ist die Kommunikationsform zwischen Autor und Leser interaktiv. Informationsvermittlung kann nicht mehr monopolisiert werden. Im Internet sind Informationen für jeden Benützer - im Prinzip mindestens - zugänglich. Infolge dieser prinzipiellen Zugänglichkeit der Informationen wird das Wissen dezentralisiert. "Dies ist das Problem - wie der ungarische Wissenschaftler György Kampis meint - des aus heterogenen Quellen stammenden authentischen Wissens, dessen Anziehungspunkt die Universitäten nicht mehr sein können. Die Universität als Institution hört auf, Authentitätszentrale zu sein, wegen ihres sinkenden Anteils am Informationsumlauf. Diese zentrale Rolle wird den Universitäten von auf geschäftlicher Basis stehenden neuen Authentitätseinheiten abgenommen." Die Universitäten spielen nach Kampis im weiteren die Rolle einer Schule für die höhere Ausbildung. Die durch Internet unterstützten, neu entstehenden Wissenszentren können aber auch positive Auswirkungen haben. "Die Rolle von staatlichen und privaten Stiftungen wird voraussichtlich steigen. Diese Stiftungen verfügen natürlich über ein eigenes Wert- und Wahrheitskriterium. [...] auch private Stiftungen [werden] Funktionen der sich erneuernden Universitäten übernehmen." (György Kampis) Dies bedeutet die Rückkehr zur Wissenstechnologie vor der Epoche der Universitäten, in die Zeit der Klöster, in der die eigentliche Wissensvermittlung Aufgabe weniger Auserwählter war. Kurt-Jürgen Maaß, der frühere stellvertretende Generalsekretär der Humboldt- Stiftung, meint: "Heute gibt es mehr Stiftungen denn je. Und es ist mehr Geld vorhanden denn je. [...] Das Wiedererstarken der Stiftungen in den letzten vierzig Jahren ist unübersehbar. [...] Stiftungen gestalten die Zukunft". Diese Entwicklung fällt zusammen mit einer radikalen Veränderung der Lebensverhältnisse des heutigen Menschen. "Die Verstaatlichung des Daseins hat, schreibt Maaß, gegen Ende dieses Jahrhunderts einen neuen Höhepunkt erreicht. In einer überbürokratisierten Welt haben staatliche Fürsorge Feld für Feld erobert und die Eigeninitiative und Eigenverantwortung des Bürgers immer weiter zurückgedrängt." Diese Entwicklung war in den ehemaligen sozialistischen Staaten noch prägender als in den westlichen Ländern, und löste eine Schubumkehr im beabsichtigten allgemeingesellschaftlichen Bewußtsein aus. Nicht das Gemeinschaftswesen wurde gefördert, sondern das Einzelwesen, das Individuum. Das Unbehagen an den Herrschenden, ob in Regierung, Parlament oder Wirtschaft, nahm auch in den westlichen Ländern zu. Die massive Wertvorstellungen in den letzten zwanzig Jahren - weg von den Gemeinschaftswerten und einer am Gemeinwohl orientierten Denkungsweise, hin zu Selbstentfaltungswerten und einem daraus folgenden immer stärkeren Individualismus - hat Staat und Zivilmensch einander entfremdet und den Gemeinschaftssinn verkommen lassen. In dieser Situation hat das Stiftungskonzept neue Dynamik erhalten, nämlich die operative Stiftungsarbeit. Operative Stiftungen sehen sich selbst in einer krisenhaft empfundenen Gegenwart als "Nukleus des Umdenkens und Weiterdenkens, auch als Agenturen des Wandels, aber als auch Motoren des innovativen Denkens, der Entkrustung überkommener Strukturen und des Anstoßens kollektiver Lernprozesse". Diese Stiftungsform verbreitert den Stiftungsgedanken und ermöglicht einer größeren Zahl von Individuen, durch eigene Beiträge neue Verantwortung für das Gemeinwesen und die Entfaltung des Gemeinsinns zu übernehmen. Zu diesem Schluß kommt die Wissenschaft, ganz egal, unter welcher Art von Regierung, gleich ob liberal, demokratisch, sozialistisch oder diktatorisch. Reinhard Mohn, ein Bahnbrecher des Stiftungsgedanken schrieb: "Es war ein Fehler zu glauben, daß Individualität und Selbstverwirklichung neue Erziehungsideale sein könnten. Egozentrik und Egoismus sind das Resultat [...]" (Zitiert nach Maaß) Die operativen Stiftungen, hervorgegangen aus einer Unternehmerinitiative, sind in der gegenwärtigen Situation ein hervorragendes Instrument, den Stillstand im Denken zu überwinden. Sie können als Zukunftswerkstatt in größter Unabhängigkeit neue Ideen entwickeln und sogar erproben. Sie können die Aufgaben- und Rollenverteilung zwischen Staat und Bürger infragestellen. Sie sind Mischformen zwischen philanthropischen Zielen und operativen Wirkungen. Philanthropisch ist die Förderung von Wissenschaft und Forschung bzw. die Kulturvermittlung. Aber philanthropisch ist auch Förderung der Sozialwissenschaften bis hin zum Betreiben eigener "Denkfabriken", die Wirtschaft und Gesellschaft unterstützen sollten. Die Stiftungen werden die neuen Mäzenen und Initiatoren der wissenschaftlichen Forschungen, die pragmatische Zwecke befolgen und sich in den Dienst der Gesellschaften und der Menschheit stellen.

© Gabriella Hima (Debrecen)

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Anmerkungen:

(1) Gabriella Hima: A textustol a hypertextig. Irodalom es media az ezredvegen. [Vom Text bis zum Hypertext. Literatur und Medien am Jahrtausendende] Alföld, 1998/2, 104-108.

(2) György Kampis: Universitäten - Klienten - Mäzenatur. Humboldt-Nachrichten (Berichte des Humboldt-Vereins Ungarn), Nr. 13, September 1998, S. 13.

(3) Hans-Jürgen Maass: Die Rolle der Humboldt-Stiftung in der Wissenschaft, AvH Magazin Nr. 71, August 1998, 25-33.


Webmeisterin: Angelika Czipin
last change 25.11.1999