Das Verbindende der Kulturen

SEKTION:

Wechselbeziehungen zwischen der jüdischen, der slawischen und der deutschen Kultur

Claudia Erdheim (Wien)
Die Beziehungen zwischen Juden, Polen und Ukrainern in Galizien am Beispiel der "Gazeta Naddniestrzañska"

Die "Gazeta Naddniestrzañska" erschien in den 80 er Jahren des 19. Jhdt. in Ostgalizien, in Drohobycz, einer größeren Provinzstadt in der Nähe des durch Erdölfunde berühmt gewordenen Boryslaw. Die Zeitung ist zu gut zwei Drittel auf Polnisch und knapp einem Drittel auf Ruthenisch, also Ukrainisch geschrieben. Sie läßt Polen, Juden und Ruthenen zu Wort kommen. Es ist eine sozialdemokratisch orientierte Zeitung mit Klatschgeschichten. Der teilweise antisemitische Einschlag wird vielfach gesellschaftlich motiviert. Ein ziemlich großer Teil wird den Juden und ihren Angelegenheiten gewidmet. Die Juden seien Betrüger, Wucherer, Kapitalisten, sprächen nur ihren Jargon, d.h. jiddisch, könnten nicht einmal polnisch schreiben usw. Andererseits werden aber jüdische Belange ausführlich von jüdischen Autoren behandelt, wie z. B: der Verein Ojczizna (Agudas Achim) oder die Frage, welcher Sprache sich der jüdische Lese- und Geselligkeitsverein bedienen soll. Die ruthenischen Artikel kommen vorwiegend aus den umliegenden Dörfern und haben einen starken polen- und judenfeindlichen Akzent.

DAS VERBINDENDE DER KULTUREN