Als Vermittler jüdischer und nicht-jüdischer Kulturen spielt Jiddisch eine interessante, vielseitige und verbindende Rolle. Überall nämlich wo eine jiddische Kultur und Literatur von Jiddischsprechern und -sprecherinnen geschaffen wurde, zuerst in West- und Osteuropa, später in den Emigrationsländern, Nord- und Südamerika, Südafrika, Australien und Israel, trug sie die Züge der "alten Heimat" und des Gastlandes, des Eigenen und des Fremden. Es sei nebenbei bemerkt, dass zur selben Zeit in all diesen Ländern eine jüdische Literatur und Kultur in der jeweiligen Landessprache entstand, was zu einem erstaunlichen Wechselspiel zwischen Jiddisch und eben diesen Landessprachen führte. Seit dem XX. Jahrhundert hat Jiddisch eine Art von Weltliteratur und Kultur hervorgebracht, für welche die Bezeichnung "Yidichophonie" äußerst angebracht scheint. Die Frage, die sich heute stellt, ist folgende: Welche Kultur kann Jiddisch im XXI. Jahrhundert vermitteln?