Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

KCTOS: Wissen, Kreativität und
Transformationen von Gesellschaften

Wien, 6. bis 9. Dezember 2007

<<< Übersetzung und Kulturtransfer

 

Transfer und Rücktransfer
Überlegungen zu Terézia Moras Erzählband „Seltsame Materie“ in Deutschland und dessen ungarischer Übersetzung „Különös anyág

René Kegelmann (Lehrstuhl für Deutsche Sprache und Literatur, Hochschule Eger) [BIO]

Email: kegelmannrene@gmx.net

 


 

ABSTRACT:

Der Beitrag beleuchtet das vielschichtige Phänomen eines mehrfachen und wechselseitigen Kulturtransfers zwischen Ungarn und Deutschland anhand des Erzählbandes „Seltsame Materie“ (1999) von Terézia Mora. Die Literatursprache der zweisprachigen Autorin (die als Übersetzerin von Péter Eszterházy zu den wichtigsten Übersetzern aus dem Ungarischen ins Deutsche und damit zu den Kulturmittlern gehört), gleichwohl sie vor ihrer Ausreise in die BRD bis zum 18. Lebensjahr in Ungarn lebte, ist Deutsch. In ihrem Debütband „Seltsame Materie“, dessen Erzählungen im ungarisch-österreichischen Grenzgebiet angesiedelt sind (und insofern bereits ein Transfer des Themas in die deutsche Sprache stattfindet) geht es in vielfacher Hinsicht um zu überschreitende Grenzen und Transfers (sprachlich, geografisch, mental etc.). In der deutschen Literaturkritik und -wissenschaft wurde das Erzählverfahren von Terézia Mora als innovativ und sprachlich sehr bereichernd für das Deutsche eingeschätzt und brachte ihr neben anderen Ehrungen u.a. den renommierten Adelbert-von-Chamisso-Preis für Autorinnen nichtdeutscher Herkunft ein. Der spätere große Erfolg der Autorin in Deutschland baut auf dieser frühen positiven Rezeption auf.

Die „Rückübersetzung“ (Übersetzerin: Rácz Erzsébet) ins Ungarische (mit dem Titel „Különös anyag“, 2001) hingegen wurde in der ungarischen Kritik tendenziell als „schulisches Erzählen“, die verwendeten Bilder und Metaphern als mehr oder weniger misslungen bezeichnet.

Der Vortrag möchte anhand dieses Beispiels unterschiedlicher kultureller Wahrnehmungen und Wertungen den verschiedenen Linien des Transfers von einer in die andere Kultur (und zurück) nachgehen. Welche Bilder entstehen in der Literaturkritik und in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung in Deutschland und in Ungarn über das Werk von Terézia Mora? Welche Rolle spielt in diesem Prozess des Transfers die Übersetzung? Kann man wirklich von einem gelungenen Transfer sprechen? Wo muss man von einer Verkürzung, wo von einer Bereicherung bzw. Erweiterung der jeweiligen Sprache sprechen?

 


Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

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Wien, 6. bis 9. Dezember 2007