Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 15. Nr. August 2004
 

8.3. Dialog und Lernen
Herausgeber | Editor | Éditeur: Heiner Benking (Berlin)

Buch: Das Verbindende der Kulturen | Book: The Unifying Aspects of Cultures | Livre: Les points communs des cultures


Bericht: Neues & altes, pragmatisches & gemeinsames kommunizieren, lernen, entscheiden und handeln

Heiner Benking (Berlin)
[BIO]

 

Einführungsbemerkungen und Konzept der Session

Ursprünglich wurde die Session konzipiert, um interessante neue Entwicklungen im Bereich Bildung und Kommunikation zusammenzubringen und daraus Kooperationen und neue Ansätze abzuleiten. Jedoch stellte sich bei der Vorbereitung - und noch deutlicher während der Session - heraus, dass einhellig die Trennung und Abspaltung (siehe Altes Europa), Dualismen, Überspezialisierung, "Labeling" und die Kategorisierung, aber in undurchsichtigen postmodern haltlosen Ordnungen, als ein Hauptproblem für erfolgreiches und nachhaltiges Lernen, für intensive Gespräche und achtsames Zuhören und allgemein für die Verständigung angesehen wurden.

Weiterhin wurden Beiträge eingeladen, die - obwohl sie nicht vor Ort präsentiert werden konnten - zur Abrundung des Themas gehören, und z.T. im Sinne von "Alt statt Neu" schon vor länger Zeit erschienen sind und breitere Aufmerksamkeit verdienen.

A: Der erste Beitrag "Learning and Communication with Old and New Media" zeigt, dass die kulturellen Aktivitäten gleichgeblieben, dass nur die Mittel und Medien andere geworden sind - mit Vor- und Nachteilen. Kim Veltman erkundet und verbindet mit seinem "Kulturen-Panorama" eine historische Schau großer Integratoren in den Kulturen, zeigt den Wert des "nicht-greifbaren", die Bedeutung von Strukturen, Sprache und kulturellen Aktivitäten als Integrationspfad und gemeinsamen Nenner. Veltman entwirft abschließend eine neue Story, eine Digitale Seidenstraße als verbindendes Element zwischen den Kulturen.

B: Mit "Museum. A Theater of Nothingness" analysiert Eckhard Siepmann das Thema der Notwendigkeit der Einbeziehung des Raumes und der Inszenierung von Fülle, Leere und Performanz. Er zeigt den Wechsel der Rollen in modernen Museumsentwürfen - von der Rolle des Beobachters zum aktiven Teilnehmer anhand von Projekten und Ausstellungen in den letzten 15 Jahren.

C: Die Wiederbelebung von anschaulichen Modellen und Denkmodellen als didaktisches Werkzeug, aber auch zur Erkundung und Aushandlung von Situationen und Zusammenhängen ist das Anliegen von Heiner Benking. Sein Beitrag: "Alte und Neue Räume, Ordnungen und Modelle für Orientierungen und Vereinbarungen" ist ein Entwurf und eine Kombination von verschiedenen Ordnungsräumen für Überblickswissen zur Groborientierung in verschiedenen Zeiten und Welten. Unterschiedliche Kulturen, Sprachen und Welten bedeuten auch unterschiedliche Repräsentationen und Zeichenarten, die es zu verbinden gilt. Ziel ist es, sich gemeinsam, konstruktiv/kommunikativ zu vereinbaren, Gemeinsamkeiten zu erkennen, sich individuell und kollektiv zurechtzufinden, sowie das Erkennen und Handeln im Gleichklang pragmatisch und ethisch (mit Raum- und Zeithorizont) abzuwägen.

D: Die Thematik der "Kultur-Navigation" wie bei Veltman wird im breitesten Sinne wieder aufgegriffen im Beitrag von Anthony Judge bei dem es um Navigation auch in konzeptioneller Komplexität geht und um Möglichkeiten der Verbindung künstlerischer und kognitiver Einsichten (auch mit Hilfe von Software). Sein Text: "Envisaging the Art of Navigating Conceptual Complexity" - in Search of Software Combining Artistic and Conceptual Insights" zeigt Wege, um die im Beitrag von Benking schon für den Raum vorgestellten Möglichkeiten durch die Künste und mit Hilfe von Datensammlungen und Transformationen auch noch auf andere Repräsentationen zu übertragen.

E: Als Gegenmittel zur vorherrschenden westlichen Wissenschaftsgläubigkeit mit Ihrer dualistisch-hierarchischen Weltsicht, begibt sich Gertrud Kamper auf die Suche nach einer anderen, ganzheitlichen, wissenskünstlerischen Bildung. Ihr Beitrag: "Wie nähere ich mich "dem Anderen" respektvoll?" - Dualistisch-hierarchische, wissenschaftliche Weltsicht und die Suche nach einer anderen, ganzheitlichen, wissenskünstlerischen Bildung untersucht Möglichkeiten der Entwicklung einer Welt nach dem Dualismus. Dabei geht es ihr zum Beispiel darum 1. Natur und Selbst neu zu bestimmen - die Selbst-Positionierung des Menschen in und nicht gegenüber der Natur neu zu entwerfen und die Dimensionen der Um-Welten (oder besser: Mit-Welten) zu erkunden, 2. Eine Veränderungen im Verständnis von Erkennen, von Erkenntnisproduktion, von Wissenschaft, deren Illusionen vom "außerweltlichen und außerkörperlichen Standpunkt", welcher ihr distanzierte und objektive Erkenntnis ermöglichen solle, sowie willkürliche Trennungen von Wissen und Bedeutung, aufzugeben, sowie 3. Ethik nicht mehr nur auf sich und alle anderen Menschen zu beziehen, sondern auch die Natur und die Mit-Welt der Menschen einzubeziehen, die Anerkennung und die Kultivierung von Einfühlung, Mitgefühl, Empathie und Emotionen.

F: Augmenting books, spaces, and scapes of the mind. Designerly tools for learning to share in an age of modern media and cyberculture - der Beitrag von Heiner Benking und Silvia Austerlic sieht Wissen mit einer Design-Persektive und wie wir uns den Herausforderung der Cyberculture durch die Entwurfs- und verschiedenen Sichtweisen und Versionen annähern können

G: Altes und Neues Lernen für eine Kultur der Nachhaltigkeit. In seinem Beitrag "Altes und Neues Lernen für eine Kultur der Nachhaltigkeit" zeigt Eric Schneider, dass die post-PISA'sche Neuorientierung der europäischen Schulsysteme mit Perspektive auf die UN-Dekade für Bildung in Nachhaltiger Entwicklung sowohl neuer Lernumgebungen bedarf, die gesellschaftliche Mitgestaltung in der Praxis erfahrbar, einübbar und übertragbar machen, als auch gänzlich neuer Inhalte; nämlich zur Förderung eines zeitgemäßen Weltbildes und -bewusstseins, aus welchem sich ethisch-ganzheitliches Entscheidungsverhalten und biosphärisch-sinnhafter Lebensstil konsequent ableiten. Pionierarbeiten im Bildungsbereich begegnen dieser Herausforderung erfolgreich mit der Verbindung von Wissenschaft und der Weisheit alter Kulturen, die diese Horizonte nie verloren haben.

H: Gesprächs- und Entscheidungskultur: Der Beitrag: "Gesprächs- und Entscheidungskultur: Rundgespräche und Vereinbarungen als Elemente einer wünschenswerten, zukünftigen Zivilgesellschaft" von Farah Lenser und Heiner Benking gibt einen Überblick über offene und geschlossene Dialogverfahren, vertieft Rundgespräche und moderne aber auch traditionelle Abstimmungsverfahren. Wichtig ist dabei der Prozess, neue und bekannte Ideen und Lösungen aufzunehmen und zu erörtern und die Art wie man "demokratisch" mit Minderheitenpositionen und -Interessen umgeht, wie man das Zuhören kultiviert und gemeinsam ein größeres ganzes, ein Wir, wird.

© Heiner Benking (Berlin)

8.3. Dialog und Lernen

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For quotation purposes:
Heiner Benking (Berlin): Bericht: Neues & altes, pragmatisches & gemeinsames kommunizieren, lernen, entscheiden und handeln. In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 15/2003. WWW: http://www.inst.at/trans/15Nr/08_3/benking_report15.htm


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