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VUNW: Wissen |
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Wissen scheint an Orte gebunden zu sein - Bibliotheken, Klöster, Universitäten, Museen, Forschungseinrichtungen. Ein solches Verständnis von Wissen drückt symbolisch die Unterwerfung der Wissensproduktion unter eine Macht aus. Insofern hat es mit realem Wissen und dessen Produktion bedingt zu tun, als die Geschichte des Wissens in Gebäuden und von Wissensgebäuden tendenziell die Geschichte der Einengung, der Verhinderung, der Vernichtung von Wissen ist.
Wissen dagegen ist lebendig durch die Interaktion von Menschen. Durch diese schafft es sich ständig neu, entsteht in der Kommunikation. Die Strukturen des Wissens werden daher nicht von Gebäuden bestimmt, sondern durch ihre Ausdrucksformen (Wissenschaftssprachen), durch die Rahmenbedingungen für Denken in der Interaktion (Förderungen), durch Methodologien (Strukturen der Annäherungen), durch Gegenstandsbestimmungen etc. Daher hat auch eine einzige wichtige These mehr Wirkung und Geltung als alle Universitätsbauten der Welt (so notwendig sie für den Unterricht, die Bibliotheken, die Verwaltung, die Reproduktionen etc. auch sind).
Wissensproduktion
Das Bild der Wissensproduktion wird bis heute durch die Stilisierung bestimmt, dass einzelne Männer bzw. einzelne Frauen als die WissensproduzentInnen dargestellt werden. Ihre idealisierte Tätigkeit wird als Leitmotiv instrumentalisiert, um Geschichten für die Entwicklung des Wissens präsentieren zu können. Denn Wissenschaftsdarstellung bedeutet für die Medien, Geschichten erzählen zu können.
Immerhin bieten derartige Darstellungen die Chance, zu erkennen, dass Wissensproduktion mit Erkenntnis zu tun hat. Spätestens im Übergang aber von der Little Science zur Big Science (Derek J. De Solla Price) ändern sich die Verhältnisse grundlegend und die Bedeutung der Rahmenbedingungen nimmt zu.
Einerseits besteht die Notwendigkeit zur Konzentration, um Doppelgleisigkeiten zu vermeiden – gerade in der Industrieforschung, wo zum Teil erhebliches Kapital eingesetzt wird. Andererseits aber zeigen die Vorschläge zur Europäischen Universität, dass gerade die Vernetzung, die Interaktion, die Verständigung das Wesentlichste sind (nicht zum Beispiel die Versammlung in einem zentralen Gebäude).
Für Centrope besteht auch in diesem Kontext und in diesem Sinne die Notwendigkeit neuer Infrastrukturen. Die wichtigsten Probleme sind derzeit die Ungleichheit der Chancen für die Wissensproduktion aufgrund ungleicher Mittel zur Vorbereitung, Vorfinanzierung, Durchführung (Infrastrukturen) von Projekten, aber auch die zentralen Vorgaben von Themenkomplexen und die Willkürlichkeit der Verwaltung. All dies und mehr engt die Möglichkeiten für Reproduktionen, Innovationen, gleichberechtigte Nutzung der (virtuellen) Möglichkeiten ein und widerspricht somit dem europäischen Gesetzeswerk, aber auch den Verfassungen der Länder, denen die Centrope-Regionen angehören.