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Koordination, Zusammenfassung: Herbert Arlt (INST, Wien)
Ausgangspunkt für die Überlegungen zum Projekt „Virtualität und neue Wissensstrukturen“ waren Fragestellungen nach den wesentlichsten Faktoren für gesellschaftliche Veränderungen in der Gegenwart und deren Nutzung für die Entwicklung der Centrope-Region.
In diesem Zusammenhang wurde von folgender Arbeitshypothese ausgegangen: Am Beginn des 20. Jahrhunderts dominierte noch die Landwirtschaft. Vor allem Mitte des 20. Jahrhunderts war die Industrie bedeutsam. Ende des 20. Jahrhunderts begannen sich die Wissensgesellschaften in einer Zeit zu entwickeln, da der Bergbau stagnierte, die Industrie auch bei hohen Zuschüssen nicht in der Lage war, Massenarbeitslosigkeit zu beseitigen (ganz zu schweigen von der Landwirtschaft).
Mit Landwirtschaft und Industrie können die Grundbedürfnisse abgedeckt werden, wobei heute nicht die Produktionskapazitäten, sondern die Art der Produktion (Nachhaltigkeit, Ökologie) sowie die Verteilungen das Problem darstellen und die Forschungsförderung Ressourcen vor allem für die bloße Technologie-Entwicklung zur Verfügung stellt. Die Probleme der Produktionsmöglichkeiten bzw. der Verteilung prolongieren sich damit auch in den Beginn der Wissensgesellschaften, wobei der (funktionale) Analphabetismus bzw. seine gesellschaftlichen Ursachen die Kernprobleme darstellen.
Die öffentlich wahrgenommenen Rahmenbedingungen für die Entwicklung einer Wissensgesellschaft waren für Centrope die Öffnung der Grenzen, neue Finanzmärkte, eine neue Mobilität (wobei vor allem die Flughäfen ins Zentrum rückten), neue Kommunikationsstrukturen (Internet, Mobiltelephone) und vor allem auch das Projekt Europäische Union. Zu den zentralen Strategien der Entwicklung der Region zählen aber nach wie vor die Konzentration auf Landwirtschaft und Industrie - selbst in einer Stadt wie Wien, in der Wissenschaft eine große Rolle spielt. Zugleich wird aber auch in einer Region wie Győr, für die die Autoindustrie eine zentrale Rolle spielt, nun die Bedeutung der Wissensproduktion als wesentlicher Faktor der weiteren Entwicklung der Region betont.
Und dennoch gibt es auch in Centrope längst grundlegende Veränderungen, obwohl sich die Rahmenbedingungen zum Teil verschlechtert haben. Ein Ausdruck davon sind öffentliche Strategieplanungen, wie sie in unterschiedlicher Weise und mit unterschiedlichen Traditionen in Wien (Stadtentwicklungsplan), Niederösterreich (Strategieplanung) und Győr (Regionsplanung) durchgeführt werden.
Die Ergebnisse bzw. Vorschläge dieses Projektes zielen darauf, die reale Bedeutung der Virtualität besser wahrnehmbar zu machen und mit (Vorschlägen zu) beispielhaften, neuen Wissensstrukturen zu einer Entwicklung der Region beizutragen.
Schon immer in der Menschheitsgeschichte hat Wissen eine bedeutende Rolle gespielt. Im Zusammenhang mit den Wissensgesellschaften aber ist dies in neuer Weise der Fall. Das fällt zunächst an der Art der Vermarktung auf, in dem versucht wird, vom Wissen zur Medikamentenproduktion bis zu literarischen Werken alles verkaufbar zu machen (womit die sozialen Spannungen und Ungerechtigkeiten nur auf ein anderes Feld übertragen werden). Tatsächlich ergeben sich aber im Rahmen von Wissensgesellschaften völlig neue Qualitäten in Lebensformen, Produktionen, Gestaltungen des Lebensraumes etc., die unter anderem folgendermaßen wahrnehmbar werden:
2.1. Die Veränderung des Essens
Die bisherigen Veränderungen des Essens wurden bewirkt durch neue Lebensmittel (Revolutionen der Ernährung durch Kartoffeln, Mais etc.), durch neue Gewürze (z.B. Pfeffer), durch neue Zubereitungsformen (Elektroherd, Fertigmahlzeiten, Mikrowelle), durch das Kennenlernen neuer Küchen durch Reisen (z.B. Spaghetti, Pizza in Mitteleuropa). Das spielt zum Teil heute noch eine Rolle und hat wesentlich mit der Ausprägung des Angebotes auch durch Handelsketten zu tun. Aber die entscheidenden Einschnitte heute erfolgen durch die Erkenntnisse aus der Medizin. Diese Erkenntnisse sind im Regelfall von transnationaler Bedeutung und tragen zur Transformation der regionalen Küchen - auch in Centrope - wesentlich bei.
2.2. Die Umgestaltung der Städte
Öffentlich wahrnehmbar wird die Bedeutung des Wissens auch in der Transformation zum Beispiel von Industriestädten. Drei Beispiele dazu sind Linz (Österreich), Essen (Deutschland) und Longyearbyn (Norwegen, Arktis). In allen drei Fällen wurden Städte, die durch Industrie bzw. Bergbau geprägt waren zu Städten transformiert, in denen Wissen eine entscheidende Rolle spielt - nicht nur in Form von Museen, Festivals etc., sondern auch durch die architektonische Gestaltung, die Farbwahl und vieles andere. Das gilt auch für Centrope, wobei aber in Städten wie Gyõr und Wien die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen eine größere Rolle spielt. So ist in diesem Zusammenhang in Wien zum Beispiel auf die Transformation der Gasometer zu verweisen, die von Industriebauten zu einem Wohn-, Einkaufs-, und Veranstaltungszentrum mit Restaurants, Bibliothek/Archiv etc umgestaltet wurden.
2.3. Die Transformation der Wissensproduktion
Seit den 60er Jahren steigt die Anzahl der Studierenden. Quantitativ ist einiges seitdem geschehen - Steigerung der Anzahl der AbsolventInnen, der Forschungsquote, der WissenschafterInnen und ForscherInnen. Das gilt auch für die Centrope-Region.
Mit den Studentenbewegungen wurde auch klar, dass WissensproduzentInnen durchaus einen bedeutenden gesellschaftlichen Faktor darstellen können. Und in den Produktionen, den Verwaltungen, der Bildung etc. gibt es einen großen (objektiven) Bedarf an WissensproduzentInnen.
Nach der neuen gesellschaftlichen Bedeutung der Wissensproduktion wurde aber kaum gefragt. Und ohne solche Fragestellungen gibt es auch keine Möglichkeit, Gestaltungsvorschläge zu machen.
2.4. Neue Arbeitsanforderungen
Zunächst ist einmal festzustellen, dass Wissensproduktion eine Tätigkeit ist, die wesentlich von Innovation geprägt ist. Sie findet seit den 90er Jahren nicht nur in Centrope durch das Internet neue Rahmenbedingungen. Sie ist nun nicht mehr nur in großen Institutionen wie Schulen, Universitäten etc. zu finden, sondern vielmehr wird von Heilmitteln über Finanzberatung bis hin zur Philosophie alles zum Verkauf angeboten.
Neben den großen privaten und staatlichen Institutionen gibt es eine Vielzahl von Ich-AGs (Einzelproduktionen) und vor allem auch einen großen Bereich gemeinnütziger Tätigkeit. Alle haben aber gemeinsam, dass die Fähigkeiten zum Erkennen von Zeichen, Texten, Bildern immer mehr in den Mittelpunkt rücken (auch im Alltag), weiters dass die Fähigkeiten, selbst Vorstellungen zu entwickeln und diese umzusetzen, die entscheidenden Fähigkeiten geworden sind.
Damit sind aber zum Beispiel an die Bildung ganz andere Anforderungen gestellt wie in der reproduktiven Gesellschaft, in der es zwar durchaus auch Veränderungen gab, aber zugleich auch eine große Gleichförmigkeit.
Die neue Arbeit verlangt auch nach neuen Öffentlichkeiten, was in Centrope weder für die Arbeit noch für die sonstigen Gegebenheiten erfüllt wird. Vielmehr stellt die existierende Struktur der Öffentlichkeit (Virtualität) eines der zentralen Probleme der Entwicklungsfähigkeit dar.
2.5. Neue Interessensvertretungen
In Gesellschaften wie in Centrope spielen Interessensvertretungen immer eine entscheidende Rolle. Zu bemerken ist, dass zwar vieles getan wurde, um die Interessen der traditionellen Strukturen zu wahren, aber für die neuen Arbeitenden gibt es meist keine adäquaten Vorstellungen. Vielmehr werden auf sie die Strukturen der alten Produktionen übertragen, werden ihre Zahlungen zur Sanierung alter Kassen genutzt. Zum Beispiel spielen nun als „Qualitätsmerkmale“ in der Forschung Stückzahlen (Anzahl der Publikationen, Zitate), Stunden (Unterricht) etc. die entscheidende Rolle. Damit wird aber völlig verkannt, dass die Wissensproduktion eine Produktion sui generis ist und ihre Wertbildungen anders erfolgen.
Diese Umformungen der Agrar- und Industriegesellschaften in Wissensgesellschaften sind auch noch nicht Teil der regionalen „Erzählungen“, die heute weiterhin meist durch die Traditionen geprägt sind. Eine transnationale Erzählung zum Essen in Europa, die über die Addierung von Regionalismen hinausgeht, gibt es nicht einmal im Ansatz. Dies ist ein deutliches Zeichen dafür, dass die Wissensgesellschaft noch nicht Teil des gesellschaftlichen Denkens geworden ist und ihre Formen und Möglichkeiten in ihrer Bedeutung öffentlich noch nicht erkannt wurden. Immerhin gibt es Ansätze dafür, im Bereich der Universitäten neue Gemeinsamkeiten zu eröffnen.
Es ist also evident, dass sich die Wissensgesellschaften zwar zu entwickeln beginnen, aber durchaus in der allgemeinen Öffentlichkeit noch nicht bewusst wahrgenommen werden (wohl aber in Strategiekonzepten z.B. der UNESCO oder der Europäischen Union). In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, welches die Merkmale sind, die die neue Qualität ausmachen und warum sie wie durch wen befördert werden sollten.
3.1. Merkmale
Das zentrale Merkmal einer Wissensgesellschaft ist die grundlegende gesellschaftliche Bedeutung der Virtualität (Wissen, Vorstellungsbildung) - für die Produktion, den Alltag, die Verwaltung etc.
Schon mit dem Aufkommen der Manufakturen und der Industrie nahm die Bedeutung der Virtualität immer mehr zu - Zeitschriften, Zeitungen, im 20. Jahrhundert dann Radio, Fernsehen. Darüber hinaus wurden aber auch Museen und andere öffentliche Einrichtungen Teil der (gesellschaftlichen) Vorstellungsbildung (schon im 19. Jahrhundert auch direkt für die Produktion).
Im 21. Jahrhundert wird nun die Vorstellungsbildung nicht mehr nur auf mehr oder weniger abgeschlossene Bereiche in Bildung, Verwaltung, Wissenschaft, Forschung, Machtzentren aller Art beschränkt. Auch diese Bereiche werden öffentlich (zum Teil nun aber mit finanziellen Schranken versehen). Aber es ist nicht mehr nur die Kunst, die von jeher ein Faktor öffentlicher Veränderung war, sondern die Virtualisierung umfasst mehr und mehr alle Lebensbereiche und wird als solche Teil der Strukturierung von Produktionen und Gesellschaften.
3.2. Neue Möglichkeiten und Wertschöpfungen
Damit entstehen völlig neue Möglichkeiten und Wertschöpfungen. Im Zentrum steht nicht mehr die Reproduktion, deren Bedeutung durchaus auch mit der Innovation verbunden ist. Aber eine Innovation war bisher auf Tausende und Millionen anwendbar. Nun wird die Innovation Teil von jedem und jeder, die sich an der Wissensproduktion beteiligen.
Damit ist nicht gesagt, dass die Wissensproduktion nicht mit Reproduktion verbunden ist. Vielmehr haben neue Formen der Reproduktion (Zeichen, Schrift, Bilder, Buchdruck, Internet etc.) zu völlig neuen Bedingungen auch für Innovationen - zu Wissensrevolutionen - geführt, aber der Wertzusatz ist dennoch ein anderer geworden, der aus zwei wesentlichen Bereichen besteht: dem Wertzusatz in der Produktion und dem Wertzusatz in der Produktnutzung.
Der Wertzusatz in der Produktion ist traditionell und erfährt in der Wissensgesellschaft dadurch eine Vervielfältigung der Zusätze seine neue Qualität. Die Produktnutzung ist aber insofern neu, als nicht nur tradierte Formen von Bedeutung sind, sondern dass durch eine Innovation in der Nutzung das Produkt auch selbst eine neue Bedeutung bekommt. Und zwar nicht nur für die Produktion, sondern auch im Alltagsleben (und gerade dort spielt Wissen in allen Bereichen eine zunehmende Rolle).
3.3. Öffentlichkeit und Wissensgesellschaft
Bereits seit langem besteht keine Möglichkeit mehr, Wissen universell zu erwerben. Daraus ergaben sich in allen Bereichen Probleme, weil die Reaktion darauf eine Spezialisierung war und dadurch aber andere Bereiche nicht einbezogen werden konnten, wodurch Fehler unvermeidbar wurden.
Der entscheidende Punkt in diesem Zusammenhang ist die Darstellung in der Öffentlichkeit. Die Ergebnisse einer Wissensproduktion müssen öffentlich vorgestellt werden. Denn nur dadurch, dass sie öffentlich ist und damit auch öffentlich kritisierbar, ist die eigentliche Weiterentwicklung möglich. (Insofern macht das Prinzip der Veröffentlichung von wissenschaftlichen Ergebnissen auch durchaus Sinn und ist sogar notwendig. Entscheidend ist in diesem Kontext aber eben nicht die Stückzahl.)
Darin zeigt sich auch, dass in der Darstellung der Gedanke zum entscheidenden Moment wird. Keine Vielzahl von Zitaten kann einen komplexen Zusammenhang tatsächlich abdecken und noch so prominente Zuordnungen ersparen die kritische Prüfung nicht. Vielmehr geht es darum, Gedanken zu formulieren und diese in aller Öffentlichkeit zur Diskussion zu stellen, um Entwicklung möglich zu machen.
Diesem Prinzip folgt auch diese Projektdarstellung, die einerseits Verallgemeinerungen präsentiert, andererseits es aber auch anhand des INST möglich macht, Probleme und neue Möglichkeiten zu erkennen. Damit wird das INST - und nicht nur seine Arbeitsergebnisse - in aller Öffentlichkeit auf den Prüfstand gestellt, um auch den subjektiven Faktor in den heutigen Entwicklungen kenntlich zu machen.
3.4. Verwaltung und Wissensgesellschaft
In Österreich-Ungarn wurde die Einführung einer modernen Verwaltung im Josephinismus der Faktor zur Modernisierung des Landes. Auch heute zeigt sich in Centrope, dass geeignete Bedingungen für Entwicklungen nicht an sich, aus einem Markt heraus etc. entstehen. Vielmehr gäbe es für eine moderne Verwaltung eine Reihe von Aufgaben, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen. Hier sind zum Beispiel die Interreg-Programme zu erwähnen, die in öffentlichen Meetings vorgestellt werden, zu denen Vorschläge gemacht werden können.
Gerade diese neue Form der Verwaltung, die Vorschläge macht, aber selbst auch dazu aufruft, Vorschläge einzubringen und gewillt ist, diese in den allgemeinen Vorstellungsbildungsprozess einfließen zu lassen, entspricht den Erfordernissen der sich entwickelnden Wissensgesellschaft und ist die Basis für Ihren Erfolg.
3.5. Strukturierungsmöglichkeiten
Grundmerkmal der gegenwärtigen Entwicklung in Centrope ist eine Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen. Alte Produktionsformen existieren neben neuen Produktionsformen und liefern zum Teil durchaus noch wesentliche Grundlagen heutiger Existenz.
Aus dieser Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen ergibt sich aber, dass zum Teil alte Produktionsformen auf neue Produktionsformen angewandt werden. Das gilt insbesonders für die Industrieproduktion, die lange Zeit Symbol für gesellschaftliche Umwälzungen war. Im Gegensatz zur Industrie mit Ihren Lokomotiven, Schornsteinen, Maschinen etc. sind das Wissen und seine Produktion nicht so leicht zu erkennen. Das Wissen tritt nicht mit Lärm auf, hat aber durchaus bereits viele Lebensbereiche grundlegend verändert - wie wir bereits sehen konnten.
3.5.1. Gemischte Finanzierungen
Zu den Übertragungen von alten Form wie Stück- und Stundenzahlen gehören nun auch die Förderprinzipien. Grundgedanke war, dass die Industrie zwar angeregt werden soll, Forschung zu nutzen, aber gleichzeitig auch einen Teil davon bezahlen soll - ist es doch schlussendlich auch ihr Gewinn, dessen Realisierung auf diese Weise offenbar durch Marktregulierung nicht erwartet werden kann. Tatsache ist, dass damit nicht unbedingt immer Forschung finanziert wird, sondern Industriesubventionierung nur in einer anderen Form stattfindet. Und so sind dann auch die Stimmen verständlich, die die Bedeutung von Forschung für die Entwicklung teilweise in Frage stellen.
3.5.2. Gemeinnützige Einrichtungen
Mag diese Form der Finanzierung für die Industrieproduktion noch von Bedeutung sein (und durch die Steuereinnahmen dann auch wieder für den Staat), so ist sie im gemeinnützigen Sektor völlig unbrauchbar. In diesem Sektor werden Milliarden dadurch aufgebracht, dass Eigenleistungen zur Verfügung gestellt werden. Hier noch zusätzlich Geld und Leistungen zu verlangen, ist nicht gerecht. Vielmehr widerspricht dies dem Prinzip der Gleichbehandlung. Und diese Vorgangsweise ist zudem demobilisierend, da sie zum Teil unerträgliche Belastungen mit sich bringt.
3.5.3. Zugänge
Im Gegensatz zur Agrarproduktion, für die Land notwendig ist, und zur Industrieproduktion, für die Kapital notwendig ist, kann Wissensproduktion ohne allzu großen Aufwand konstituiert werden. Dennoch ist aber festzustellen, dass zum Beispiel innerhalb der Europäischen Union die Bedingungen ungleich sind. Die wesentlichsten Elemente dieser Ungleichheit sind die Bedingungen der Antragstellung sowie die Vorfinanzierungen. Obwohl diese Bedingungen für alle gleich sind, entsteht doch der Unterschied dadurch, dass die Ausstattung mit Mitteln unterschiedlich ist. Aus diesem Unterschied der Ausstattung mit Mitteln ergibt sich dann eine unterschiedliche Möglichkeit, sich Investitionen für Anträge, Vorfinanzierungen usw. zu leisten. Und das führte zu strukturellen Ausschließung derjenigen, die wenig haben, was eigentlich nicht zulässig ist.
3.5.4. Ausgehend vom Charakter der Wissensproduktion wären daher vor allem auch die subjektiven Faktoren wie Vereine usw. durch entsprechende Ausstattung mit Mitteln zu stärken, dagegen die Schranken für Zugänge zu Projektmitteln abzubauen, in dem der Aufwand für Anträge usw. gesenkt wird und die Vorfinanzierungen fallen (oder dafür die Garantien von Seiten des Projektgebers sowie die Zinsen übernommen werden). Damit könnte auch ein sinnvoller Beitrag zum Abbau der Massenarbeitslosigkeit geleistet werden, denn die Erschwernisse für die gemeinnützige Tätigkeit tragen ebenfalls zu ihr bei.
Im Rahmen von Interreg III sahen das INST und seine PartnerInnen aufgrund der Ausschreibung vor allem die Möglichkeit, zu folgenden Bereichen etwas durch ein Projekt beizutragen:
Wissenschaftskooperation
Informationsaustausch
Entwicklung von Referenzsystemen im Bereich Bildung und Qualifizierung.
Das entspricht einerseits der Aufgabenstellung, etwas zur Entwicklung der Infrastruktur beizutragen, andererseits auch dem Charakter der Wissensgesellschaft und macht es möglich, ihn im Sinne der grundlegenden Fragestellungen zu gesellschaftlichen Entwicklungen zu analysieren.
Obwohl das INST seit seinem Beginn mit KollegInnen aus allen Centrope-Regionen kooperiert hat, kann doch durch die Entwicklung, die Durchführung sowie die Präsentationen des Projektes eine neue Qualität der Kooperation erreicht werden. Diese neue Qualität besteht darin, ein gemeinsames, grenzüberschreitendes Ergebnis erzielt zu haben, anstatt sich wie bisher nur auf die Präsentation des jeweils eigenen Bereichs zu beschränken.
Für den Informationsaustausch war bedeutsam, Daten zur Wechselbeziehung von Regionalentwicklung und Wissensproduktion zu sammeln und auszuwerten und dazu auch Vergleichsdaten von Regionen weltweit heranzuziehen. Im Zentrum standen dabei die Pläne zur Entwicklung der jeweiligen Regionen (Wien/Győr, aber auch Niederösterreich und Burgenland) sowie die beiden Institution (INST/Fakultät der Westungarischen Universität in Győr). Das wurde bei der IRICS-Konferenz im Plenum, mit Arbeitsgruppen und auch durch die Ausstellung herausgearbeitet. Weiters fanden eine Reihe von Informationsveranstaltungen statt, die dazu beitrugen, die Wissensproduktionen und ihre Bedeutungen neu zu verstehen.
Bei den Referenzsystemen im Bereich Bildung und Qualifizierung handelt es sich vor allem um solche, die im Zusammenhang mit den sich herausbildenden Wissensgesellschaften nützlich sein könnten. Dazu gehört ein neues Subjektverständnis, ein neues Verständnis des Lerngegenstandes, neue Formen der Beförderung von Zeichenerkennung, Lesen, Schreiben, Interpretationen, Informationsbeschaffung, Vorstellungsentwicklung und -umsetzungen. Diese Vorschläge (siehe: www.inst.at/vunw/begriffe/bildung.htm) zielen auf Handlungs- und Organisationsfähigkeit sowie neue Weltzugänge. Dazu gehört auch das Erlernen mehrerer Sprachen.
Damit sollte sowohl ein Zugang zu den jeweils spezifischen Formen der Wissensproduktionen gefunden und ermöglicht als auch dazu beigetragen werden, Ansätze für neue Wissensstrukturen herauszubilden und ihre Umsetzung in diversen Bildungssystemen zu realisieren.
Für die Kooperation zwischen dem INST und der Fakultät der Westungarischen Universität in Gyõr waren im Sinne des Informationsaustausches, der Wissenschaftskooperation sowie der neuen Referenzsysteme wichtig, sich zunächst einmal zu begegnen und die jeweils andere Arbeitsform kennen zulernen. Am Beginn standen öffentliche Veranstaltungen und Begegnungen in Gyõr sowie die Teilnahme an INST-Konferenzen in Wien. Ergebnisse daraus sind in die Ausstellung eingeflossen (INST), aber auch in die IRICS-Konferenz (z.B. Sektion 4.3.: Die inter- und transdisziplinären Verhältnisse kultureller Vermittlung). Herausgearbeitet werden können vor allem folgende Punkte, die im Rahmen dieser Begegnungen wichtig waren:
5.1. Die Bedeutung des Denkens
Auch wenn es durchaus auch um Daten, Literaturangaben usw. ging, so ist das Projekt doch dadurch charakterisiert, dass die Gedankenbildungen und -präsentationen im Mittelpunkt standen.
5.2. Die Bedeutung der Sprach- und Literaturwissenschaft
Auch wenn die Frage nach gesellschaftlichen Entwicklungen im Mittelpunkt stand, betonten doch gerade die ungarischen PartnerInnen, dass für sie Sprache und Literatur das wichtigste Thema wären. Nicht nur, dass dies dem Charakter der kooperierenden Institutionen, ihrem Informationsaustausch und dem Referenzsystem am ehesten entsprechen würde, sondern auch den Faktoren, die die größte Bedeutung für die weitere Entwicklung von Centrope hätten. Denn Centrope sei selbst ein Konstrukt, das auf Sprache basiert und für das mittels Sprache geworben würde.
5.3. Die Bedeutung der Kulturwissenschaft
In diesem Zusammenhang ist die kulturwissenschaftliche Orientierung der Sprach- und Literaturwissenschaften von grundlegender Bedeutung. Kulturwissenschaft wird damit nicht als eine eigene (universelle) Wissenschaft verstanden, die andere Wissenschaften ablöst. Vielmehr ist von Spezialwissen auszugehen. Doch die Kulturwissenschaften sind die Plattform (die Öffentlichkeit), die den Aus- und Abgleich von Informationen ermöglicht und auch die Wissenschaft ist, mit der die gesellschaftliche Bedeutung der vielen anderen Fächer begründet werden kann. Damit wird ihre wichtige Rolle in den Prozessen zur Herausbildung von Wissensgesellschaften betont, die anders zu verstehen ist, als die Rolle der Theologie im Mittelalter oder der Philosophie im 19. Jahrhundert in Europa. Gerade in einer sich herausbildenden Wissensgesellschaft sind die Fähigkeiten zur Organisation von Öffentlichkeit sowie der Begründung von gesellschaftlicher Bedeutung von entscheidender Bedeutung, ohne die in der Vergangenheit wesentliche Einbrüche erfolgten.
5.4. Die Sprachen
Ausgehen von den INST-Forschungen werden Sprachen als die wichtigsten Elemente für Wissensrevolutionen angesehen. Dabei geht es nicht immer nur um den Handel („Nationalsprachen“, Lingua Franca), sondern auch um Wissen. Während die Globalisierung von Technologie, Finanzwesen etc. unbedingt mit Standardisierungen verbunden sind, Wissen in diesen Bereichen daher zum Teil auch nur einen sehr kurzen Zeitraum seinen Wert besitzt, ist dies im Alltag, in der Politik etc. anders. Reduktion der Sprachen bedeutet in der Wissensgesellschaft Reduktion des Wissens. Die Sprache der Macht verliert an Bedeutung. Menschen, Gesellschaften treten in den Vordergrund und damit auch Sprache nicht nur mit ihrer Fähigkeit zur gesellschaftlichen Metaphorik, sondern auch mit der Fähigkeit zur gesellschaftlichen Erinnerung.
5.5. Tourismus
Auch in der Wissensgesellschaft verlaufen Entwicklungen widersprüchlich. Der Tourismus der Aufklärung war die Entdeckung anderer Welten. Mit dem Tourismus des Industriezeitalters wurden ganze Landschaften zerstört. Mit dem Tourismus der Wissensgesellschaften könnten aber auch regionale Identitäten finanziert werden. So musste zum Beispiel das Nationalmuseum in Tbilissi (Georgien) geschlossen bleiben, weil durch das Ausbleiben von TouristInnen durch die Konflikte im Kaukasus nicht einmal mehr genügend Geld da war, den Strom zu bezahlen, obwohl in diesem Museum unvergleichliche Schätze zu sehen sind wie das Goldene Vlies. Dagegen wird der Reichtum von Wien gerade auch durch die vielen TouristInnen ermöglicht, wobei diese Einnahmen nicht nur Museen erhalten, Wissensproduktionen (Konferenzen) befördern, sondern zum Beispiel zum Erhalt der Vielfalt der Sprachen in Wien und zur Belebung der gesellschaftlichen Entwicklung genutzt werden könnten.
Die wissenschaftliche Kooperation, der Informationsaustausch sowie neue Formen der Bildung könnten in diesem Kontext dazu beitragen, nicht nur Elemente einer gemeinsamen Öffentlichkeit zu bilden (vor allem auch mit Hilfe des Internets), sondern darüber hinaus auch allgemein eine gemeinsame, vielsprachige Öffentlichkeit schaffen. Dazu wäre ein Kulturtourismus nützlich, der sich nicht unbedingt an der Vergangenheit, sondern auch an der der gemeinsamen Zukunft der Region orientiert.
Im Rahmen des Projektes „Virtualität und neue Wissensstrukturen“ wurden eine Reihe von Recherchen von ungarischer und österreichischer Seite durchgeführt. Sie zeigten, dass das Konstrukt „Centrope“ noch kaum verankert ist, weil es zwar einen Vertrag, einige Entwürfe, Darstellungen im WWW gibt, aber von einer gemeinsamen Erzählung kann noch keine Rede sein. Nicht einmal Ansätze einer gemeinsamen Öffentlichkeit sind zu bemerken.
Auch wurde festgehalten, dass für Centrope nichts anderes gilt als für andere Regionen bzw. den Nationalstaat oder die Europäische Union. Alle stehen in neuen Wechselwirkungen, die heute meist mit dem Schlagwort „Globalisierung“ zusammengefasst werden.
Doch auch ohne Globalisierung gilt, dass Sprachen, Literaturen, Künste, Referenzsysteme, Wissenschaften keine Grenzen kennen. Das lässt sich an obiger These zu Centrope und der Globalisierung erkennen (eine Aussage, die für andere Regionen in Amerika, Asien oder Afrika ihre Gültigkeit hätte), aber auch an den Sprachen etc. selbst.
Wenn also zu Centrope geforscht werden sollte, mussten sowohl die regionalen Besonderheiten berücksichtigt als auch ein Input organisiert werden, der die Nutzung internationalen und transnationalen Wissens ermöglichte.
Für eine solche Nutzung von Wissen wurde ein INST-Konferenz organisiert, die diesen Input ermöglichen sollte. Teile dieser Konferenz waren deshalb direkt der Region gewidmet (im Plenum, als Ausstellung, aber auch als und in Sektionen), andererseits ging es aber um zwei Themen, die bei der Konstituierung einer neuen Region ausschlaggebend sind und Kernelemente jeglicher Konstituierung von Virtualität sind:
6.1. Reproduktion
Ohne Reproduktion kann keine Gesellschaft existieren. Eine gute Reproduktion macht den Reichtum jeder Gesellschaft aus - ob nun in der Produktion oder in der Erinnerung. Sich der Vergangenheit zu versichern, ist daher ein wichtiger Ausgangspunkt jeglicher Kooperation, die für die Zukunft gedacht ist.
6.2. Innovation
Ohne Innovation können aber Fehler nicht ausgebessert werden. Entwicklung ist ohne Innovation nicht möglich. Eine gemeinsame Innovation einer Region wie Centrope kann daher die Grundlage dafür sein, eine neue Basis des Zusammenlebens zu organisieren. Denn dafür bedarf es Entwürfe für die Zukunft.
6.3. Der Input
In diesem Zusammenhang wurden grundlegende Aspekte herausgearbeitet und Thesen angeregt, die hier stichwortartig festgehalten werden sollen. Die Struktur folgt dem Prinzip der Sektionsgruppen (wobei eine Sektionsgruppen eine bis neun Arbeitsgruppen umfasst - insgesamt waren es 66 Arbeitsgruppen respektive Sektionen).
6.3.1. Grundlagen
Die Beiträge wurden aus den Perspektiven der Transdisziplinarität, der Semiotik, der Sozialwissenschaften und der Kulturwissenschaften geleistet. Gemeinsam war ihnen die Verbindung der Auseinandersetzung mit der Vorstellungsbildung und deren Analysen. Eine besondere Rolle spielte dabei die Arbeit, wobei gezeigt wurde, dass ohne Berücksichtigung der Möglichkeiten der Wissensgesellschaft Massenarbeitslosigkeit und Abwertung sozialer Standards allgemein zu beobachten sind. Hier muss auch für Centrope ein neuer, grenzüberschreitender Ansatz gefunden werden, der sich an den Möglichkeiten orientiert, die die Herausbildung der Wissensgesellschaften bietet.
6.3.2. Lebensinteressen
In dieser heterogenen Sektionsgruppe ging es um Literatur, Liebe, Opfer (gesellschaftlicher Auseinandersetzungen), neue (globale Dörfer) und alte (Wachstum und dessen Grenzen) gesellschaftliche Konzepte. Für die Studien zu Centrope waren vor allem die literarischen Strukturen und der Umgang mit der Vergangenheit von Interesse.
6.3.3. Gedankliche Voraussetzungen gesellschaftlicher Innovationen
Wenn Kritik eine wesentliche Voraussetzung für Innovationen ist, so haben sich die Sektionen dieser Sektionsgruppe mit modernen kulturellen Prozessen, der Bedeutung der Sprachen im Postkolonialismus, Gegenerinnerungen und den Religionen auseinandergesetzt. Dies sind alles Themen, die für Centrope von grundlegender Bedeutung sind - gerade auch unter Berücksichtigung der multikulturellen Konstituierung der Region und ihrer transnationalen Perspektivierung.
6.3.4. Virtualität, Transformationen und Wissensstrukturen
Diese Sektionsgruppe setzte sich direkt mit Centrope (in der Globalisierung) auseinander, aber auch mit virtuellen Gemeinschaften. Im Zentrum standen kulturelle Vermittlungen und Entwürfe für Städte und Regionen (besonders unter dem Gesichtspunkt der öffentlichen Planungen von gesellschaftlichen Entwicklungen).
6.3.5. Künste und Veränderungen
Die Künste waren von jeher die treibenden Kraft für gesellschaftliche Veränderungen. Das zeigte sich an den Arbeitsgruppen zu Festen, den Erzählformen, in einer Kooperation Europa/Afrika, österreichische Literatur und Film, in offenen und geschlossenen Systemen, an Grenzzonen, Popsängerinnen in Europa und Kultur als dritter Kraft.
6.3.6. Schriften, Sprachen, Bilder und Wissen
Diese Sektionsgruppe zeigte die Bedeutung von Sprache in gesellschaftlichen Prozessen - Kulturkontakten, Entdeckungen, Subsprachen, Psycholinguistik, Kunstdarstellungen, Kulturvermittlung (Jiddisch), heiligen und unheiligen Schriften. Sie analysierte Sprache als Welt aber auch Welt in Sprache.
6.3.7. Wissensorganisation und Erkenntnisumbrüche
Beispiele für Wissensorganisation waren die Medien, Diskurse, Wissenschaften, Literatur, Feminismus und Kartographie. Dies waren wichtige Beispiele für Bereiche, in denen bedeutsame gesellschaftliche Erkenntnisumbrüche stattfanden, die auch für Centrope von grundlegender Bedeutung sind.
6.3.8. Strukturen, Visionen und Konfliktelemente
Die Vergangenheit ist durchaus auch heutige Gegenwart: Aufklärung, klassische Modernisierung, Weltbürgertum, Black Cultures sind wichtige Beispiele dafür. Sie prägen Strukturen und sind Teil von Konflikten. Dagegen entwarfen die Sektionen zur Lehrerausbildung und zur Friedenskultur zukünftiges (das aber zum Teil erst aus der Vergangenheit herauszutreten hat).
6.3.9. Kontinuitäten und Diskontinuitäten der Virtualitäten
Archive sind unabdingbare Voraussetzungen für Kontinuitäten, aber selbst in neuen Medien kann sich Kontinuität von alten Stoffen, Themen, Hoffnungen, Konflikten konstituieren.
6.3.10. Enzyklopädien, Kanonices, Literaturen und gesellschaftliche Prozesse
Die Beiträge zur Kinder- und Jugendliteratur verweisen auf harte Brüche in Centrope, aber auch auf neue Möglichkeiten.
6.3.11. Soziale Gerechtigkeit und Technologien
Zu den heutigen Umbrüchen gehört die Gewinnsteigerung durch Technologien bei gleichzeitigem Verlust von Arbeitsplätzen - vor allem wenn die neuen Möglichkeiten der Wissensgesellschaft nicht genutzt werden.
6.3.12. Kultur und Tourismus
Für jede Region ist Tourismus von entscheidender Bedeutung, aber nicht in jeder Region wird verstanden, welche Bedeutung Kultur in diesem Zusammenhang hat. Anstatt Tourismus für den Reichtum einer Kultur zu nutzen, führt Massentourismus oft zu dessen Zerstörung.
6.3.13. Migration als gesellschaftlicher Reichtum
Migration war stets ein Faktor zu Bereicherung von Gesellschaften. Das wird aber heute oft nicht so gesehen.
6.3.14. Regionen und transnationale Prozesse
Eine Sektionsgruppe, die sehr wichtig war, weil sie sich sowohl mit Centrope beschäftigte als auch mit Elementen der Herausbildung von Wissensgesellschaften - sowohl in Zentraleuropa als auch in der Arktis (unter besonderer Berücksichtigung der Bedeutung der Europäischen Union).
6.3.15. Politik, Transnationalität, Civil Society
Die Stärkung der Zivilgesellschaft ist eines der wesentlichsten Prinzipien für die Herausbildung der Wissensgesellschaften.
Waren daher die Recherchen des INST und der PartnerInnen in Gyõr direkt an Centrope (hauptsächlich: Wien, Gyõr) orientiert, so ging es mit IRICS - selbst bei weit entfernten Regionen - in der Auswertung darum, grundsätzliches für die Region zu verstehen. Damit folgte IRICS aber auch direkt den Prinzipien, die zur Konstituierung von heutigen Regionen von der Trägergruppe des Projektes herausgearbeitet wurden.
Zusammengefasst wurden diese verschiedenen Seiten des Inputs in Thesen zu neuen Wissensstrukturen.
Im folgenden werden einige Vorschläge in Thesenform zu neuen Wissensstrukturen gemacht, die als Grundlage für die weitere Entwicklung des Informationsaustausches, der Wissenschaftskooperation sowie der Referenzsysteme für Bildung gedacht sind. Ausgangspunkt ist dabei, dass es sich bei diesen neuen Wissensstrukturen nicht um Strukturen zur Vermittlung von klassischem Bildungswissen handelt. Vielmehr bedeuten neue Wissensstrukturen die Fähigkeit, die virtuelle Welt zu verstehen und sie für Handlungen zu nutzen. Nur auf diese Weise kann die konstante Massenarbeitslosigkeit abgebaut und auch Probleme der Migration in einen Reichtum einer Gesellschaft umgewandelt werden. Daher:
7.1. Neue Befähigungen
Neues Wissen bedeutet sowohl in der klassischen Schulbildung als auch in der Volksbildung etc., neue Wissenszugänge zu schaffen. Anders formuliert: nicht neue Bildungsthemen, sondern vor allem neue Fähigkeiten durch neue Bildung.
7.2. Gemeinsamer Entwurf
Wie an diversen Beispiel zu sehen war, war eine Verständigung über eine gemeinsame Strategien stets die Grundlage, um Elemente einer Wissensgesellschaft herauszuarbeiten. Die Beispiele für diese Studie waren vor allem Wien (Stadtentwicklungsplan), Gyõr (Regionalplanung) und Niederösterreich (Strategieplanung). Die hier genannten Regionen haben aber eine jeweils lange Tradition und viel Erfahrung in der Ausarbeitung von Entwürfen für die jeweiligen Regionen. Interreg IV sollte daher auch dahingehend genutzt werden, um grenzüberschreitend in strategischen Bereichen die Daten zu sammeln und die Entwürfe zu verfassen, die Grundlage für eine gemeinsame Verständigung sein könnten. Neues Wissen heißt hier vor allem neues Wissen über die neue Region Centrope und ist als strategisches Wissen zu qualifizieren.
7.3. Öffentlichkeit
In der Wissensgesellschaft ist Öffentlichkeit entscheidend. Neues Wissen entsteht durch neue Öffentlichkeit. Dabei hat das Internet eine entscheidende Bedeutung. Erste Ansätze konnten mit den Centrope-Seiten, mit Kooperationen herausgearbeitet werden. Dies folgt den Vorschlägen des Europarates zur Partizipation (und damit zu einer qualitativen Weiterentwicklung von Demokratie), ist aber auch die Grundlage, um selbst sinnvoll im Rahmen von gesellschaftlichen Prozessen tätig zu werden. Je besser diese Form der Öffentlichkeit bzw. das Wissen, das sie vermittelt, ist, desto größer sind die Möglichkeiten für Integration und Arbeit.
7.4. Pluralität
Da es nicht möglich ist, absolutes Wissen herzustellen, ist das entscheidende Prinzip für die Entwicklung von Wissen Pluralität. Die Qualität von Wissen ist in diesem Fall direkt davon abhängig, welche Kritikmöglichkeiten gegeben sind. Neues Wissen bedeutet daher auch ein neues Verständnis von Pluralität
7.5. Wissensproduktion
Als wichtige Punkte wurden erkannt:
7.5.1. Sprachen, Literaturen, Interpretationsfähigkeiten etc. sind nicht Randgebiete im Bildungs- und Forschungsbereich, sondern stehen vielmehr im Zentrum der neuen Produktionserfordernisse.
7.5.2. Die Vielfalt der Wissensproduktion ist zu beachten (insbesondere auch die gemeinnützige Wissensproduktion). Strukturelle Hindernisse sind aus dem Weg zu räumen (gerade auch in Hinsicht auf die Bedeutung der Pluralität).
Neues Wissen bedeutet in diesem Zusammenhang auch die richtige Gewichtung bei der Vermittlung und Erlernung von Fähigkeiten.
7.6. Sprachliche Zugänge
Die Centrope-Region ist eine mehrsprachige Region. Mehrsprachigkeit bedeutet Reichtum. Aber dieser gesellschaftliche Reichtum wird nicht genutzt. Eine Grundlage könnte dafür eine neue Form von Kulturtourismus sein. Neues Wissen bedeutet in diesem Zusammenhang, sich in seiner Eigenart anderen präsentieren zu können (nicht nur als Individuum, sondern auch als Region).
Mit der qualitativ neuen Bedeutung der Virtualität ändern sich auch die Anforderungen an das Wissen. Neues Wissen bedeutet vor allem die Fähigkeit, Virtualität als Subjekt in einer Gesellschaft und für eine Gesellschaft nutzen zu können. In dieser Hinsicht sind Informationsaustausch, Wissenschaftskooperation und Referenzsystem für Bildungen zu ändern.
Weiteres zu „Virtualität und neue Wissensstrukturen“ (Begriffen, Themen, Ausstellung etc.) siehe im WWW unter: http://www.inst.at/vunw/index.htm