Kulturwissenschaften und Europa

Forschungsfinanzierung
Geschichte, Gegenwart, Vorschläge


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Es gibt in der Vergangenheit und Gegenwart eine Reihe von Modellen, Forschung (und Lehre) zu finanzieren: Mäzenatentum, Schenkungen von Ländereien und wirtschaftlichen Betrieben, Studiengelder, Privatstiftungen, staatliche Förderungen. Auch eine Reihe von Mischfinanzierungen dienen der Förderung von Universitäts- und Forschungseinrichtungen.

Für die heutige Förderung universitärer Forschungen in Europa waren vor allem die Ausbildungsbedürfnisse maßgeblich, die zunächst in der Mitte des 19. Jahrhunderts und dann insbesonders um die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts Staaten veranlaßte, intensiv zu investieren.
So sehr die Befriedigung der Ausbildungsbedürfnisse die finanzielle Lage für die Lehrenden auch verbesserte, so sehr war und ist diese auch an Strukturen gebunden, die wissenschaftsfremd sind: vorgegebene Arbeitsfelder (Lehrstühle), Hierarchien, politische Bindung, Vorgabe pädagogischer Strukturen.

Erst am Ende des 20. Jahrhunderts eröffnen neue gesellschaftliche Strukturen grundsätzlich auch neue Möglichkeiten für die Wissenschaften. Nach Maßgabe dieser Entwicklungen wären die Forschungs- und Lehrstrukturen auszurichten.

Dieser Neuorientierung stehen aber in Europa nach wie vor weitgehend die Finanzierungen von Strukturen entgegen, die sich geradezu durch ihre Nicht-Veränderung legitimieren. Und solange diese Form der Finanzierung andauert, wird sich kaum etwas bewegen. Auch nicht, wenn ein wesentlicher Teil der Mittel über Projekte aufgebracht werden muß, da auf der Basis der Zersplitterung nur sehr bedingt moderne Kooperationen entwickelt werden können.
Daraus resultiert eine nun schon etliche Jahre andauernde Krise nicht nur der "Geisteswissenschaften". Die Versuche, mit Mitteln der Ökonomie, durch abstrakte Strukturreformen mehr Effizienz und Praxisnähe zu erreichen, sind nur bedingt produktiv. Denn Forschung muß zunächst jene Fragen präzise formulieren, die es zu beantworten gilt. Nach diesen Fragestellungen, den zu ihrer Beantwortung zu bestimmenden Methodologien, Materialfeldern usw. hätten sich die Wissenschaftsorganisationsstrukturen zu richten. Nach Maßgabe der neuen Erkenntnisse wären auch neue Lehrformen zu entwickeln. Gerade große Einrichtungen würden übergreifende Service-Stellen brauchen, um übergreifende Verwaltungsaufgaben (Anträge usw.) zu erledigen. Die Öffentlichkeit müßte auf die  Bedeutung neuer Forschungs- und Lehrinitiativen aufmerksam gemacht werden. Und nach der gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Bedeutung hätte sich die punktuelle und langfristige Finanzierung von Forschung und Lehre zu richten.
Aber nicht nur die Strukturen der Universitäten bedingen Unbeweglichkeit. Nicht wenige Akademien, Forschungseinrichtungen, Forschungsförderungseinrichtungen leiten nach wie vor ihre Legitimationen lediglich von (z.T. kaum aufgearbeiteter) Geschichte, Traditionen, Rahmenstrukturen ab. Gegenwärtige Fragestellungen und Möglichkeiten können so nur bedingt berücksichtigt werden. Die Verwaltung ist ebenso zersplittert wie die Forschungs- und Lehrtätigkeit. Nicht wenige AkademikerInnen sind nach ihrem Abschluß arbeitslos und auf sich allein gestellt, wenn es um das Erkennen neuer Arbeitsfelder geht. Dadurch sinkt die gesellschaftliche Bedeutung solcher Einrichtungen und damit die Möglichkeit, staatliche Fördermittel zu erhalten.

Ein Durchbrechen dieses "Teufelskreises" wäre durchaus möglich. Geht man von den Grundthesen dieser Ausstellung aus, wird der Finanzierungsbedarf wachsen, die Aufbringung aus gemischten Quellen erfolgen. Beispiele in England, den USA, Australien und anderen Ländern zeigen aber, daß jene Einrichtungen, die nicht von sich aus Vorschläge für neue Strukturen entwickelt haben, abgeschafft wurden, unter dem Druck formeller Evaluierungen leiden. Auch werden Modelle gefördert, die nur bedingt heutigen Anforderungen entsprechen. Zum Beispiel entspricht das Modell der amerikanischen Elite-Universität aus dem 19. Jahrhundert durchaus nicht mehr heutigen gesellschaftlichen Strukturen und tritt auch in den USA in den Hintergrund. Im Rahmen von "Virtual Universities" kann eine gerade heute geforderte Persönlichkeitsbildung kaum erfolgen.

Es ist also längst an der Zeit, die notwendigen Grundlagen zu schaffen, damit Wissenschaft und Lehre ihren eigentlichen Aufgaben nachgehen können und dafür die notwendigen Finanzmittel aus gemischten Quellen erhält.


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