Innovationen und Reproduktionen in Kulturen und Gesellschaften (IRICS) Wien, 9. bis 11. Dezember 2005

   
S E K T I O N E N
 

Heilige vs. unheilige Schrift

Leitung der Sektion/Anmeldung von Referaten bei:

Martin A. Hainz (Universität Wien)

 
ReferentInnen >>
 
   

ABSTRACT:

Der Glaube scheint stets zu drängen, seinen Inhalt zu formulieren, in der Verkündigung der Frohbotschaft, als die jeder Glaube zumindest sich erscheint und insbesondere die judeo-christliche Religionstradition sich definiert. Verkündigung aber ist insbesondere Versprachlichung und Verschriftlichung - und dieser Prozeß ist hochproblematisch. Zum einen macht er zugleich den Gegenstand des Glaubens gleichsam verhandelbar, weshalb die Schrift unheilig erscheinen mag. Andererseits ist das Wort dem Glauben schließlich noch vor der Verkündigung das, worin er sich erschließt - die Gläubigen "werden in neuen Sprachen reden", "glóssais lalésusin kainais" (Mk 16,17), also in Sprachen, die sich gleichsam ereignen.

Gerade in der Philosophie der Schrift ist dieses Problem virulent - zwar dekonstruiert Derrida das Metaphysische in der Sprache, doch zugleich ist gerade in seinem Werk "das Messianische ohne Messianismus", wie er selbst konzediert, allenthalben spürbar. Die Fragestellung des Panels ist also, ob die philologisch gestützte oder auch poetisch entwickelte Arbeit am Wort sowie Wort und Schrift selbst

  • das Religiöse auflösen, weshalb Religion "rückwärts, […] nicht mehr auf Christus zu" (Benedikt XVI.) schreiten müßte,
  • es als Selbstbefragung in der Vernunft vollenden oder
  • eine Transformation des Glaubens sind, der als "Nachreife auch der festgelegten Worte" (Walter Benjamin) in seiner Dekonstruktion fortbesteht - als eine Art von intentio scripturae.
 

ReferentInnen / Speakers

  • Martin A. Hainz (Universität Wien): Intentio scripturae? Zu Offenbarung und Schrift, bei Klopstock sowie in Derridas Kafka-Lektüre [ABSTRACT]
  • Sabine Aichhorn (Wien): Projekttitel: Los Angeles. Architekturmodell/-installation der Skyline der Filmstadt Los Angeles [ABSTRACT]
  • Laura Bignotti (Universität Brescia, Italien): Die religiöse Stimme Johann Christian Günthers zwischen Barockrhetorik und subjektiver Dichtung [ABSTRACT]
  • Luca DiBlasi (Köln, Siegen): Schriftheiligung als Selbstabgrenzung [ABSTRACT]
  • Sorin Gadeanu (Temeswar/Wien): Nachreife und Späternte. Eine diskursanalytische Untersuchung zu den Modellen gesellschaftlicher Glaubenstransformationen im öffentlichen Sprachgebrauch der rumänischen Medien nach 1990 [ABSTRACT]
  • Adolf Holl (Wien): Zum übertragenen Sinn [ABSTRACT]
  • Kalina Kupczynska (Universität Lodz): Was ist Hermann Nitsch heilig? Eine Analyse der programmatischen Schriften zum Orgien-Mysterien-Theater [ABSTRACT]
  • Vivian Liska (Universität Antwerpen): Der Messias in der Strafkolonie. Gesetz und Sprache in Giorgio Agambens Kafka-Lektüren [ABSTRACT]
  • Andreas Mauz (Theologische Fakultät Zürich): Machtworte, Macharten. Zur Pragmatik des Begriffs 'heiliger Text' und zu dessen textanalytischer Konturierung [ABSTRACT]
  • Kai Nonnenmacher (Universität Regensburg): Aufbruch zur Rückkehr: Literaturtheorie und Religion in Frankreich und Italien [ABSTRACT]
  • Giovanni Panno (Universität von Pisa-Tübingen): Das In-Dividuum als Verwirklichung des Goldenen Zeitalters. Eine Interpretation der Christenheit oder die Europa Novalis' [ABSTRACT]
  • Doron Rabinovici (Wien): Wahr und unwirklich [ABSTRACT]
  • Olga Rutecka (KUL, Germaanse Filologie, Leuven): Die Wende zum Religiösen und Paul Celans religiöse Dichtung aus der Sicht der Philosophie von Jacques Derrida [ABSTRACT]
  • Samuel Rindt (Stift Heiligenkreuz): Die sichtbar verborgene Gestalt. Heilige Schrift in ihrer Orientierung am Logos [ABSTRACT]
  • Ferdinand Schmatz: Wahr und unwirklich [ABSTRACT]
  • Hans-Walter Schmidt-Hannisa (Galway): Das Evangelium der Frisöse. Heilige Schrift in Rupert Wainwrights Film Stigmata [ABSTRACT]
  • Nicole Streitler (Wien): Heilige vs. Unheilige Schrift. Der "Mann ohne Eigenschaften" als unheilige/heilige Schrift [ABSTRACT]
  • Daniel Watt (University of Wales) : ‘I am become as sounding brass’: The Language of Angels and the Tongues of Men [ABSTRACT]
  • Herbert J. Wimmer (Wien): INTERTEXT, WECHSELWIRKUNG, KREATIVITÄT (= DIE UNMÖGLICHKEIT, NICHT INTERPRETIEREND SCHÖPFERISCH ZU SEIN) [ABSTRACT]
  • Daniel Amin Zaman (Wien): "Trans - Skriptum" - oder: Einübung in die Projektionsfläche [ABSTRACT]

Innovations and Reproductions in Cultures and Societies
(IRICS) Vienna, 9 - 11 december 2005

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